Hübsch angeschnallt geht es mit dem Klopapier wieder nach Hause. Heute war ein Glückstag! Foto: Dick

Vom abenteuerlichen Unterfangen, an Toilettenpapier zu gelangen. Vorfahren benutzten alte Zeitungen.

Hechingen - In schwierigen Zeiten muss auch mal geschmunzelt, besser noch gelacht werden. Als Ausgleich sozusagen. Was liegt also näher, als einen Klopapier-Rundgang durch Hechingens Supermärkte zu starten, frei nach dem Motto: Wer suchet, der findet (oder eben nicht), verbunden mit der Frage: Wie haben unsere Vorfahren sich eigentlich den Allerwertesten abgeputzt? Ein Selbstversuch.

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Energisch bahnt sich mein Renault Twingo (37 PS) seinen Weg auf der Suche nach einem Parkplatz am Aldi in der Hofgartenstraße. Auto abgestellt, die Mission "Klopapier aufspüren" kann beginnen.

Voreingenommen wie ich bin, schlendere ich gemütlich erst am Kaffee, am Wasser, an Süßigkeiten und am Obst vorbei, denn ich weiß ja schon, was mich erwartet. Zu oft habe ich in den vergangenen Wochen in jedem Supermarkt vor gähnend leeren Toilettenpapierregalen gestanden. Doch diesmal durchfährt mich ein regelrechter Schreck: Gefühlt bis unter die Ladendecke stapeln sich hier die Rollen. Ein älterer Mann biegt in die Gasse ein, sieht das Papier, und auch ihm ist die Überraschung deutlich anzusehen. Schnell eins schnappen, mehr als zwei Pakete sind nicht erlaubt.

Tipps werden untereinander ausgetauscht

Im Drogeriemarkt dm in der Haigerlocher Straße erfahre ich dann von einer anderen Kundin, dass dienstags zwischen 10 und 12 Uhr die Chancen gut stehen, im Aldi Klopapier zu bekommen. Und der Tag der Reportage war tatsächlich ein Dienstag. Man tauscht sich eben aus - und im dm gibt es eben kein Klopapier, dafür meine Lieblingsseife. Tratschen mit Wildfremden ist jetzt anscheinend in Mode. Auf die Art habe ich neulich auch erfahren, weshalb es nirgendwo mehr Hefe gibt, außer in diesem einen ganz bestimmten Tante-Emma-Laden in Dormettingen.

Schräg gegenüber befindet sich der Netto. Die Bio-Bananen und die losen Paprika sehen toll aus. Ich greife zu und suche danach das Objekt der Begierde. Auch hier Fehlanzeige. Kein Toilettenpapier, nur der Hinweis, dass mehr als zwei Pakete pro Kunde nicht abgegeben werden.

Weiter geht’s zum Lidl. Große leere Plastikfolien auf dem Boden zeugen davon, dass es hier heute mal Klopapier gegeben haben muss. Jetzt ist es gerade mal 11 Uhr. Der frühe Vogel fängt den Wurm, heißt es ja auch. Immerhin Kondome gibt’s noch massig. Angeblich sind die in Frankreich zurzeit immer ausverkauft, nicht das Klopapier. Da kommt man ins Grübeln als Deutsche.

Im Kaufland in der Gammertinger Straße gibt es zwar kein Toilettenpapier, aber derart viel Küchenrollen, dass sich die Frage aufdrängt, ob Küchenrolle für den Toilettengang eigentlich auch in Frage kommt. Tut sie nicht, lese ich späte nach. Sie verstopft die Rohre und macht Probleme in den Kläranlagen.

Das Beste kommt zum Schluss: Es gibt Fußball-Klopapier im Rewe! Und dazu auch noch "normales". Wer hätte das gedacht! Und wer hätte überhaupt gedacht, dass es in Deutschland mal Gerangel um Klopapier geben könnte?

Klopapierrollen wurden im 19. Jahrhundert erfunden

Und wie hätten doch unsere Vorfahren wohl richtig gestaunt über unser Verhalten. Auf Wikipedia ist nämlich nachzulesen, dass im mittelalterlichen Europa Moos, Blätter und Heu nach dem Toilettengang verwendet wurden. Später wurden dafür auch ausgelesene Zeitungen verwendet. Das perforierte Klopapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, wurde erst im späten 19. Jahrhundert erfunden.