Bunte Liste zieht mit drei Mandaten in den Gemeinderat ein. Hüznü Yagbasan landet Überraschungserfolg. Mit Kommentar.
Hechingen - Jubelstimmung bei CDU und Bunter Liste, Enttäuschung bei den Freien Wählern und der FDP, Erleichterung bei der SPD: Das ist das Ergebnis der Gemeinderatswahl in Hechingen.
Nach einem langen Auszählungsmarathon im Museum stand gestern am frühen Nachmittag das vorläufige amtliche Wahlergebnis fest. Danach erreicht die CDU als Wahlsieger 38,3 Prozent der gültigen Stimmen, die Freie Wählervereinigung kommt auf 28, die SPD auf 21,2, die Bunte Liste erreicht 9,7 und die FDP 2,8 Prozent. In der Wahl vor fünf Jahren hatten Freie Wähler und CDU mit jeweils 34,9 Prozent der Stimmen gleichauf gelegen.
Der neue Hechinger Gemeinderat hat mit vier Ausgleichsmandaten künftig 30 Stadträte. Zwölf Sitze erhält die CDU, acht besetzen die Freien Wähler, sechs die Sozialdemokraten, drei die Bunte Liste und einen die FDP. Im bisherigen Kommunalparlament hatten sich Freie Wähler und CDU mit jeweils zehn Mandaten gegenüber gestanden, die SPD hatte sechs Sitze und die FDP zwei.
Zugkräftigster Bewerber war CDU-Stadtrat Lorenz Welte. Er sammelte 4196 Stimmen und mit Abstand das beste Ergebnis. Einen Überraschungserfolg landete Kfz-Meister Hüznü Yagbasan, der sich das Mandat der FDP sicherte und künftig der erste türkischstämmige Hechinger im Gemeinderat ist.
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 42,4 Prozent. 6428 der 15 145 Wahlberechtigten wollten bei der Zusammensetzung des Gemeinderats mitreden. 2009 waren 44,7 Prozent der wahlberechtigten Hechinger in die Stimmlokale gegangen.
Das Ergebnis löste gestern bei den Wahlsiegern Zufriedenheit aus. »Wir haben einen Zuwachs zu verzeichnen, natürlich sind wir damit zufrieden«, kommentierte CDU-Fraktionschef Günther Konstanzer den Wahlausgang. Mit Melanie Homberger und Regina Heneka seien zudem zwei der vier neuen CDU-Kollegen weiblich.
Werner Beck, Sprecher der Freien Wähler, sprach zuerst den Wählern seinen Dank aus und gratulierte der CDU, bevor er sich über das Ergebnis seiner eigenen Fraktion "enttäuscht" zeigte. Beck sprach die Vermutung aus, dass die Konkurrenz der Bunten Liste den Freien Wählern geschadet habe. Mit nunmehr fünf Gruppen ergebe sich im Gemeinderat eine "interessante Konstellation". Er freue sich auch, dass mit Frank Balbach und Michael Tietz zwei neue Bewerber den Sprung in den Gemeinderat geschafft hätten.
SPD-Sprecher Jürgen Fischer haderte mit dem Ergebnis seiner Partei. Als Erfolg wertete er, dass alle sechs bisherigen Fraktionsmitglieder im Amt bestätigt worden sind, aber die Ziele lagen höher: "Wir hätten natürlich auch gerne neue und jüngere Kräfte in unseren Reihen gesehen", sagte Fischer. Wenn der Gemeinderat auf 30 Mitglieder wachse, sei es eben kein Erfolg, die Sitzzahl nur zu halten.
Fischer wurmt noch etwas anderes: "Die Wahlbeteiligung war absolut schlecht. Das wird den vielen Kandidaten nicht gerecht, die ihre Freitzeit geopfert haben und sich engagieren".
Vom Erfolg ihrer Liste völlig verblüfft und "sehr, sehr glücklich und zufrieden" zeigte sich Almut Petersen. Die Bunten hätten »aus dem Stand heraus« drei Sitze geholt, mit zwei habe sie realistisch gerechnet. Der Erfolg gebe einen gewissen Rückhalt im Gemeinderat, »das hilft uns vielleicht, das Potenzial an Ideen, die wir haben, umsetzen zu können«. Der Unterstützerkreis der Bunten Liste wolle die Arbeit der drei Bunten-Gemeinderäte begleiten. "Wir müssen uns jetzt eine Struktur geben, die das ermöglicht", sagte Almut Petersen,.
Wenigstens einen Sitz behauptet zu haben, sei auch ein Erfolg, meinte Matthias Linckersdorff, Listenführer der FDP in Hechingen. Er sei zwar enttäuscht, dass er selbst nicht gewählt wurde, freue sich aber um so mehr, dass Hüznü Yagbasan die FDP-Flagge im Rathaus aufrecht halte. Der selbstständige Handwerker stehe für eine gelungene Integration. Das seien Werte, die er als Liberaler sehr schätze.
Kommentar: Neues Element
Klaus Stopper
Sie sind drin! Die Bunte Liste hat in Hechingen aus dem Stand drei Sitze im Gemeinderat geholt. Keine Überraschung. Bei einer Stadt in der Größe Hechingens gibt es offensichtlich ein Wählerpotenzial, das sich gerne von den "bunten" Visionen einer "Mitmachstadt" mit ökologischer Ausrichtung begeistern lässt.
Ob die drei "Bunten" in den nächsten fünf Jahren im Hechinger Gemeinderat auch etwas von ihren Ideen umsetzen können, wird davon abhängen, wie kompromissfähig sie in den Verhandlungen mit den anderen Fraktionen sein können und auch sein wollen. Für Vertreter einer "Mitmachpartei", die auch intensiv die Wünsche ihrer Basis abfragen und möglichst auch umsetzen will, wird das sicher nicht immer einfach. Es wird viel Verhandlungsgeschick gefragt sein, damit die drei "Bunten" im Gemeinderat nicht einfach nur eine Opposition bilden, die dort nie eine Mehrheit findet.