Die vier Bürgermeisterkandidaten stellten sich im Pflegeheim St. Elisabeth vor. Das erste Mal öffentlich präsent war Fridi Miller (vorne). Foto: Huger

Fridi Miller erstmals bei öffentlicher Vorstellung. Ältere Generation im Fokus. Mit Video

Hechingen - Wahlkampf mal anders gab es am Dienstag im Pflegeheim St. Elisabeth. Dort sprachen die vier Bürgermeisterkandidaten bei Kaffee und Kuchen vor.

Bisher hatten die Hechinger nicht viel von Bürgermeisterkandidatin Fridi Miller gehört und gesehen. Nun aber doch: Mit Petra Koch, Sabine Abbasi und Philipp Hahn stand sie am Dienstagmittag im Pflegeheim St. Elisabeth Rede und Antwort. Miller möchte unter anderem "in einer Welt von Frieden und Liebe leben".

Martin Bummer, Heimleiter der Stiftung St. Elisabeth, erklärte kurz die Spielregeln. Jeder Kandidat hatte 15 Minuten, um sich vorzustellen. Die Fragen waren von den Heimbewohnern gesammelt worden. "Wir haben keinen Einfluss genommen", versicherte Bummer.

Die Fragen betrafen die Barrierefreiheit in der Stadt, einen Altenhilfeplan, das Zusammenleben mit Jugendlichen und den öffentlichen Nahverkehr. Bei letzterem Themenbereich wurde ein "Fleckahopser" wie in Bisingen, also ein Seniorentaxi, ins Gespräch gebracht.

Fridi Miller meinte dazu, man könne entsprechende Busse durch Werbung finanzieren. Zudem könnten arbeitslose Jugendliche und Flüchtlinge als Fahrer eingesetzt werden. "Es braucht keine Gelder der Stadt", sagte Miller, "man kann alles ganz einfach lösen."

"Wir sind erwachsen genug, um selbst zu bestimmen"

Generell gelöst werden sollen Probleme mit Bürgerbeteiligung. "Wir sind Bürger und erwachsen genug, um über unser Leben zu bestimmen", so Miller. Sie propagierte außerdem eine "Politik der offenen Türen". Es solle alles auf dem kurzen Dienstweg geschehen. Sie möchte eine Welt, in der jeder dem anderen hilft. Denn so würde "vieles von selbst gelöst".

"Ich bin keine Frau der Versprechen, sondern eine Frau der Taten", sagte sie. So würde sie etwa bei einer wackeligen Bank im Park direkt einen Handwerker rufen oder einfach kurz selbst hingehen und die Sache in Angriff nehmen. Eine solche Bank vermissen die Senioren nämlich zwischen Johannes- und Hugobrücke.

Auf die ging ebenso der Erste Beigeordnete Philipp Hahn ein. In solchen Fällen sollen sich die Senioren an die Stadt wenden. Das hatten die Heimbewohner wohl schon getan – in einem Brief, auf den sie keine Antwort erhalten hatten. "Dafür möchte ich mich entschuldigen", meinte Hahn.

Sogleich konnte er aber auch eine positive Rückmeldung geben. Denn ein weiteres Anliegen der Senioren war es, dass sie sich von Jugendlichen und Hunden im Starzelpark belästigt fühlen. Ab sofort wird hier eine City-Streife patrouillieren.

"Keine Frage" sei es, dass man sich um die Barrierefreiheit kümmere. Er glaube auch nicht, dass die Seniorenarbeit zu kurz komme. Der Gemeinderat stelle jährlich mehrere tausend Euro im Haushaltsplan ein. In der Finanzplanung seien genauso bereits Gelder für barrierefreie Bushaltestellen vorgesehen. Hahn sicherte weiter zu, mindestens einmal im Jahr im Pflegeheim vorbeizukommen, um über die Wünsche der Senioren zu sprechen.

Mit Pflegeheimbesuchen hat Petra Koch ihre eigenen Erfahrungen. Acht Jahre habe sie ihren Vater täglich in einem solchen besucht. Doch sie kenne sich "in allen Bereichen aus". Sie kenne zum Beispiel sämtliche Entscheidungen der Verfassungsgerichte. "Ich habe das studiert", sagte Koch.

In ihrer eher kurz gehaltenen Vorstellung meinte sie zudem, dass Hahn bisher gute Arbeit geleistet habe, "aber ich bin die Bessere". Sie ergänzte: "Für denjenigen, für den ich arbeite, bringe ich 100, 200 und 300 Prozent." Sie wolle, dass sich die Menschen in Hechingen wohl fühlen. Und die sollen unbedingt wählen gehen. "Machen Sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch", meinte Koch.

Alt und Jung: "Das Verständnis füreinander fehlt"

Die Vierte im Bunde, die die Hechinger wählen können, ist Sabine Abbasi. Ihr sei unter anderem die Generationenbeziehung wichtig. Sie mahnte an, dass "das Verständnis füreinander fehlt". Jugendliche müssten mit Älteren zusammenkommen.

In einer "Stadt der kurzen Wege" solle es ein Seniorentaxi geben und man müsse sich um die Barrierefreiheit kümmern. In Sachen schnelle Umsetzung könne sie von ihrer Erfahrung aus der Wirtschaft profitieren. Da hieß es: "Etwas muss bis da und da fertig sein und es hat funktioniert." Wenn man eine Lösung finden wolle, da finde man auch eine.

Zu einer guten Bürgermeisterin gehöre, "proaktiv" zusammenzuarbeiten. "Wir müssen gemeinsam was tun", sagte Abbasi. Hier setze sie vor allem auf die Erfahrungen der Senioren. Sie wolle dafür auch "Zukunftsforen" einrichten. Es sei wichtig, dass die Senioren ihre persönlichen Anliegen mitteilen.

Martin Bummer bedankte sich bei den vier Kandidaten und sprach ihnen seinen Respekt für ihr Engagement aus. Auch wenn manch einer die Wahl vielleicht "nur" als Erfahrung erlebe, die ihn persönlich weiterbringt.