In schwarzen T-Shirts haben die Angehörigen von Umut K. beim Mordprozess im Sommer und Herbst vergangenen Jahres ihre Trauer zum Ausdruck gebracht. Zwei von ihnen stehen jetzt wegen ihrer Rachepläne vor Gericht. Foto: Archiv/Maier

Vergeltungs-Pläne nach Mord an Umut K.: Polizeibeamte berichten von Verhör nach Verhaftung.

Hechingen - Im Prozess um die Rachepläne als Vergeltung für den Mord an Umut K. könnte sich bald etwas tun: Anscheinend wollen die beiden Angeklagten an einem der kommenden Verhandlungstage Erklärungen abgeben. Das haben die Anwälte der beiden jungen Männer am Montag vor dem Hechinger Landgericht in Aussicht gestellt.

Angeklagt sind dort ein 20-jähriger Verwandter von Umut K. sowie ein 23-jähriger Bekannter. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie Waffen besorgen wollten, um sich an den Mordangeklagten und deren Familien zu rächen. Außerdem soll der 23-jährige bei Prozessauftakt Anfang Juni einen der dort Angeklagten mit einer "Kopf ab"-Geste bedroht haben.

Der zweite Prozesstag am Montag brachte mehr Licht in die ganze Angelegenheit um die Blutrachepläne. Geladen waren mehrere Zeugen, darunter auch drei Kriminalhauptkommissare. Zwei davon hatten den 23-jährigen Angeklagten nach seiner Festnahme im August 2017 von Reutlingen nach Rottweil gebracht und dort verhört.

Aus den Berichten der beiden Polizeibeamten wurde klar: Der 23-Jährige war dem Angehörigen von Umut K. eventuell gar nicht so wohlgesonnen, wie er immer getan hatte. Zahlreiche Telefonate zwischen den beiden Angeklagten waren am ersten Verhandlungstag bereits abgespielt worden. Darin ging es immer darum, dass der 20-Jährige Geld besorgen sollte, um es dem 23-Jährigen zu geben. Der sollte wiederum über Kontakte Schusswaffen und eine Handgranate besorgen. Immer wieder ging es in den Gesprächen aber auch um Vertrauen und Ehrlichkeit. "Keiner steht hinter dieser Sache so sehr wie ich, Bruder", hatte der 23-Jährige am Telefon beteuert.

23-Jähriger geht mit der Anzahlung erst einmal zum Frisör

Seine Aussage bei der Polizei klang jedoch ganz anders. Dort hatte der junge Mann ausgesagt, er sei mit der Anzahlung des 20-Jährigen für die Waffen erst einmal "zum Friseur, ins Solarium und Klamotten kaufen" gegangen. Er selber habe bei den Plänen überhaupt nicht mitmachen wollen, immerhin werde er bald Vater, hatte er den Beamten erzählt. Er habe sich stattdessen überlegt, das Geld seines Freundes entweder selbst einzustecken, oder, sollte es noch zum Handel mit den Waffen kommen, auf eine Provision von 500 bis 1000 Euro abzuzielen. Für die Waffen war zuvor ein Preis von insgesamt 5000 Euro vereinbart worden. Der 20-jährige hatte in seiner Familie Geld dafür sammeln wollen, bekam aber offenbar nur ein paar hundert Euro zusammen.

Ein bisschen klarer wurde durch die Zeugenaussagen der beiden Beamten auch, was der Angehörige von Umut K. überhaupt für Rachepläne hatte. So hatte sein Freund den Beamten erzählt, der junge Mann habe bei Verwandten der "Italiener" – der Angeklagten im Mordprozess – durch die Fenster schießen wollen, die Handgranate habe er in eine Werkstatt einer der Familien werfen wollen. Er habe selbst "Angst vor den Italienern" gehabt, hieß es.

Der jüngere Angeklagte nahm diese Schilderungen mit regungsloser Miene auf. Zudem ging es noch um die Frage, ob der 23-Jährige vor oder während seines Verhörs bei der Polizei das Schmerzmittel Tilidin eingenommen hatte. Tilidin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Opioide. Der Angeklagte habe das Mittel wegen einer Verletzung damals dreimal täglich eingenommen, hieß es. Die Beamten gaben allerdings an, dass das bei der Vernehmung nicht der Fall gewesen sei, sonst hätten sie es im Protokoll vermerkt. Als der letzte Zeuge am Montag den Saal verließ, zischte ihm der Angeklagte zu: "Sie und ich wiessen, dass Sie mir Tilidin gegeben haben! Sie versuchen das zu vertuschen hier!"

Am Mittwoch, 14. Februar, um 9 Uhr geht die Verhandlung weiter. Dann werden ganztägig weitere Zeugen gehört, unter anderem der Mann, der die Waffen besorgen sollte, sowie einer der Angeklagten aus dem Mordprozess, Carmine M.