Viele Details nannte Willy Beyer in seinem Vortrag über den letzten Hechinger Fürsten. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Willy Beyer schildert Musikmäzenatentum von Friedrich Wilhelm Konstantin

Hechingen. In Hechingen wurde er 1848 mit sanfter Gewalt aus seinem Fürstenamt gedrängt, aber zumindest einen großen Fan hat Friedrich Wilhelm Konstantin Hermann Thassilo von Hohenzollern-Hechingen hier noch: Willy Beyer, den Lesern unserer Zeitung als Kulturberichterstatter wohlbekannt.

Beyer imponieren weniger die Regierungskünste des Fürsten, die aus heutiger Sicht als eher dürftig gelten dürfen, sondern dessen tatsächlich bemerkenswertes Mäzenatentum für die Musik-Avantgarde des 19. Jahrhunderts. Klingende Namen wie Friedrich Liszt, Hector Berlioz und Richard Wagner lassen sich mit dem Wirken des Fürsten verknüpfen.

Vor 150 Jahren starb der Fürst auf seinem Schloss Sagan in Schlesien, wo er auch 1801 geboren worden war. Zuletzt ein schwer kranker Mann ohne legitime Erben, dessen einst beträchtliches Erbvermögen er in beachtlichem Umfang für die Musikförderung ausgegeben hat. Für den eigenen Luxus war allerdings stets auch genug übrig.

In einem aus vielen Einzelinformationen bestehenden Vortrag hob Willy Beyer hervor, welche hohe Qualität das Orchester des Fürsten in Hechingen hatte. Die Musiker waren hoch bezahlt, die Konzerte unter anderem im heutigen "Museum" wurden von der Musikpresse als bedeutend bemerkt.

Hechinger Einwohner hatten grundsätzlich freien Eintritt. Allerdings nur im tauglichen Festgewand und nach einer Vorauswahl durch höfische Beamte. Das dürfte den Kreis auf fürstenfreundliche Kreise beschränkt haben, die hohen Kosten dürften in einem Fürstentum, das chronisch pleite war, dagegen viele geärgert haben. Im Zuge der deutschen Revolution ab 1848 wurde der Fürst von der Menge unsanft auf dem Marktplatz geschleift. Er hatte dann keine Lust mehr aufs Regieren und zog sich auf sein ererbtes Gut in Schlesien zurück, wo er seine Musikliebhaberei in vollen Zügen auslebte.

In passionierter Forschertätigkeit hat Willy Beyer Musikernamen gefunden, die damals am Fürstenhof spielten, Komponisten, die hier ein- und ausgingen, darunter Franz Liszt und Hector Berlioz. Letzterer hat dem Fürsten sogar eine seiner Opern-Ouvertüre (Carneval Romain) gewidmet. Willy Beyer spielte sie in voller Länge auf dem Saalmikrofon ab. Ebenso Wagner Tannhäuser-Ouvertüre, die ein Lieblingsstück des Fürsten gewesen sein soll.

Im Fazit sah Beyer seine These bestätigt, dass der Fürst der bedeutendste Mäzen seiner Zeit gewesen sei. Und bezogen auf die damals "Neue Musik" oder auch "Zukunftsmusik" genannten Stile, dürfte dies auch zutreffend gewesen sein. Und da ist es dann schon bemerkenswert, dass von diesen Musikstilen eine direkte Linie bis in die heutige Avantgarde-Musik hineinreicht.

Und noch eine bemerkenswerte Information: Gegen Hechingens letzten Fürsten kann man sagen, was man will. Aber im Gegensatz zu seinen Adelskollegen hat er persönlich nie einen Krieg geführt. Das ist auch schon eine ganze Menge.