So gegensätzlich Dinge sein mögen: Ein Nebeneinander ist dennoch gut möglich. Das führte die Ausstellung von Mechthild Marstaller (rechts) im Weißen Häusle vor Augen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Gegensätze vermittelt Mechthild Marstallers Ausstellung im Weißen Häusle

Um das auf den Punkt zu bringen, was die Arbeit von Mechthild Marstaller auszeichnet, kann man eine bekannte Redensart bemühen: Die Mischung macht’s. Bei der Ausstellung im Weißen Häusle traf dies im wahrsten Sinne des Wortes zu.

Hechingen. Befragt man den Duden nach eben diesem Begriff, hält er für "Mischung" folgende Definition bereit: "Etwas, was Bestandteile, Elemente, Eigenschaften von Verschiedenem, Gegensätzlichem, normalerweise nicht zusammen Vorkommendem enthält, aus Gegensätzlichem besteht." Die wohl erste Frage, die daraufhin unwillkürlich aufkommt: Kann Gegensätzliches eigentlich zusammengehen, nebeneinander und miteinander existieren? Die Antwort lieferte Woche drei der Sommer-Reihe des Kunstvereins: Es kann!

Was sich hinter der Eingangstür zur Galerie im Fürstengarten verbirgt, darüber hatte Mechthild Marstaller im Vorfeld ganz bewusst nicht zu viel verraten. Stattdessen setzte sie auf den Überraschungseffekt, der beim Eintreten auch prompt seine Wirkung entfaltete.

Ein gut mögliches Nebeneinander verschiedener Dinge

Das zentrale Element inmitten des Raumes: Ein auf dem Boden ausgebreitetes weißes Leinentuch. Darauf filigranes Porzellan. Tassen, Teller, Kanne. Kunstvoll gefaltete Servietten, Zuckerdose, Kekse. Alles bereit für eine sonntägliche Teetafel in elegantem Ambiente, so scheint es.

J enseits dieser Szenerie und doch unverkennbar ein Teil von ihr: eine mittig auf dem Tuch platzierte alte Betonmischmaschine. An ihr bleibt der Blick unwillkürlich hängen, denn wohl kaum ein Besucher hätte sie an diesem Ort, an dieser Stelle erwartet.

Am Baugerät nagt sichtbar der Zahn der Zeit. Witterung und jahrzehntelanger Betrieb haben ihre Spuren hinterlassen, haben das einst blanke Metall mit Rostspuren versetzt, die grüne Farbe fast vollständig abgeschliffen. Auf der Trommel des Betonmischers liegen weiße Handschuhe. Auch sie passen augenscheinlich nicht zu diesem groben Gerät, denn es sind keine Arbeitshandschuhe. Ebenso wenig wie die über der Trommelöffnung hängende Serviette in irgendeinen Zusammenhang mit Beton gebracht werden kann.

Und doch geschieht, je länger man die Szene auf sich wirken lässt, Verblüffendes, ja geradezu Erstaunliches. Es manifestiert sich eine Erkenntnis, wie sie Mechthild Marstaller folgendermaßen in Worte fasst: "Eine Koexistenz ist möglich." Oder auf den Punkt gebracht: "Es verträgt sich."

Die Idee, dieses gut mögliche Nebeneinander verschiedener Dinge im Weißen Häusle in den Fokus zu rücken, nahm mit dem Blick auf das Teeservice in der Vitrine seinen Anfang. Es gehörte einst der Tante von Mechthild Marstaller und kam in der Ausstellung zu neuen Ehren. Doch was hatte es mit dem betagten Baugerät auf sich? "Ich habe fieberhaft nach so einem alten Teil gesucht", erklärte die Künstlerin. Durch einen Tipp wurde sie schließlich auf die Betonmischmaschine aufmerksam, die irgendwo ein unscheinbares Dasein fristete.

Viele wären sicher achtlos an ihr vorbeigegangen. Nicht so Mechthild Marstaller. Sie hat den Blick für Details und für das, was sich aus den Dingen entwickeln kann. "Es soll etwas wachsen", verdeutlicht sie ihre Intention und ist, ganz im Sinne des Konstruktivismus, davon überzeugt: "Jeder kann etwas gestalten." Oder, wie im Weißen Häusle möglich, das visuell aufgenommene rezipieren und sich so einen ganz eigenen Eindruck davon verschaffen. Diesen teilten die Betrachter der Künstlerin im Gespräch auch rege mit.

Dass die Reaktionen dabei "durchweg positiv" ausfielen und ihr die Kunstinteressierten bestätigten, dass alles "passt, stimmig ist", war für Mechthild Marstaller eine schöne Bestätigung. "Da ist Bewegung drin", stellte etwa eine Besucherin einen Zusammenhang zwischen den Fotos mit Details vom Innenleben der Betonmischmaschine und den im Kamin hängenden Teebeuteln her. Ebenso wie die Fotos geradezu im Raum zu schweben schienen, veränderten auch die Teebeutel mit jedem Luftzug ihre Position.