Natur zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion: Im Rahmen der Sommerreihe des Kunstvereins waren im Weißen Häusle Werke von Joachim Wörner (links) zu sehen.Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Werke von Joachim Wörner im Weißen Häusle ausgestellt / Felsenmeer aktuell für ihn prägend

In seinen intensiven Farbwelten bewegt sich Joachim Wörner zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Zu ihrem Kern vorzudringen ist ein eindrückliches und vielschichtiges Erlebnis, wie der Besuch im Weißen Häusle bewiesen hat.

 

Hechingen. "Es ist nie Aufgabe der Kunst, die Natur zu kopieren, sondern sie auszudrücken." Geprägt hat diese Worte der französische Schriftsteller Honoré de Balzac. Sie buchstäblich ins Bild gesetzt hat Joachim Wörner, dessen Werke am Wochenende in der Galerie im Fürstengarten zu sehen waren.

Vor jeder individuellen Deutung steht ein erster Blick. Das Überraschungsmoment, das beim Betreten des Gebäudes ganz unmittelbar eine Empfindung auslöst. Erwartungsvoll scannen die Augen die Wände, verweilen auf dem ersten Bild, bevor sie davon ausgehend ihr Blickfeld erweitern und die Arbeiten als Gesamtgebilde in den Fokus nehmen. Spontan bahnt sich ein Gedanke seinen Weg an die Oberfläche. Ein Gefühl, das in nur wenigen Worten das auszudrücken vermag, was die Ausstellung von Joachim Wörner ausmacht: Die Bilder wirken. Setzen in diesem von schlichter Eleganz geprägten Raum sowohl durch ihre Komposition als auch durch das ausbalancierte Zusammenspiel der Farben intensive Akzente.

Kaum ist dieser Gedanke zu Ende gedacht, dringt auch schon eine weitere Empfindung ins Bewusstsein. Es ist das auf Reduktion setzende Konzept der Sommerreihe des Kunstvereins; die wohltuende Ausgewogenheit zwischen der Ruhe, die dem Auge gegönnt wird, und den nur wenigen Exponaten, die dadurch umso stärker in den Blickpunkt geraten.

Hier ist Raum für Begegnungen. Keine Arbeit ist eine unter vielen. Man nimmt sich die Zeit, jede auf ganz unterschiedliche Art zu erschließen – sei es im Gespräch mit dem Künstler oder im Rahmen einer stillen Betrachtung, eines entspannten Auf-Sich-Wirken-Lassens, bei dem sich die Aussage eines bekannten Regisseurs bewahrheitet: "Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgendetwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können."

Und dann sprudeln sie nur so, die Gedanken. Dann versucht man, die im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige Oberfläche zu durchdringen, sich zum Kern des Werkes vorzuarbeiten. Markant zeichnen sich die "Felsen" in der Landschaft ab. Leuchtendes Gelb schmiegt sich an ein von verschiedenen Farbnuancen durchzogenes Grün. Alles wirkt stimmig, schlüssig. Und doch fremd und geheimnisvoll. Es ist eine beinahe märchenhafte Aura, die das Bild umgibt, das wie eine Traumlandschaft wirkt; wie ein Nachbild nach dem Abklingen des ursprünglichen Lichtreizes.

Zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit

"Man reflektiert viel", sagt Joachim Wörner, der zahlreiche gute Gespräche mit den Ausstellungsbesuchern führen konnte und dabei auch Intension und Arbeitsweise erläuterte. Die Natur, das beherrschende Thema in seinen Werken, sei ihm schon seit jeher wichtig gewesen, ließ er die Gäste wissen. In seinen Bildern offenbart sich diese allerdings nie als reines Abbild, sondern changiert zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Entscheidung, welche Arbeiten Bestandteil der Ausstellung werden, ist ihm nach eigenem Bekunden übrigens nicht schwergefallen. Da das Felsenmeer aktuell eine ziemlich prägende Geschichte für ihn sei, habe er sich entschlossen, Werke zu diesem Thema im Weißen Häusle zu präsentieren.

Die vielfältigen Eindrücke, die der Künstler in der Natur sammelt und später zeichnerisch verarbeitet, hält er entweder fotografisch fest oder speichert sie im Gedächtnis ab. "Die Malerei ist dann allerdings freier", erklärt Wörner. Schicht für Schicht wird die Acrylfarbe aufgetragen. Das Farbkonzept habe er dabei zwar schon grob im Kopf, vieles entwickle sich allerdings erst während des Arbeitsprozesses, sodass bisweilen Dinge entstehen, die anfangs gar nicht geplant waren. Die Bilder, so weiß der Experte, haben eben immer auch eine Eigendynamik.

Am Ende muss allerdings auch der Künstler selbst mit ihnen zufrieden sein. Die Arbeit daran ist deshalb immer ein wochenlanger Prozess, im Laufe dessen Wörner nicht selten mal ein Werk für einige Zeit zur Seite legt, bevor er sich ihm weiter widmet.