Seltene Baumarten verleihen dem Hechinger Fürstengarten seinen Charakter. Foto: Stopper

Fürstengartenpflege: CDU-Rätin und Forstwissenschaftlerin erklärt Hintergrund der geplanten Arbeiten.

Hechingen - "Das wird weh tun", kündigt CDU-Stadträtin Regina Heneka gleich mal an. Die Dozentin der Forstwirtschafts-Hochschule hat den Anstoß gegeben, dass die Stadt nun die Pflege des Fürstengartens in Angriff nimmt.

Mit "weh tun" meint sie, dass vor allem der erste Eingriff in den aktuellen Bewuchs massiv sein muss, um den Baumbestand im Park langfristig zu sichern und vital zu erhalten. Sie habe das am Dienstag nach der Versammlung in der Villa Eugenia (wir berichteten) nochmal mit Förstern besprochen. In diesem Punkt seien sich alle einig gewesen. "Da wird dann mancher erschrecken, wenn man plötzlich irgendwo durchsehen kann, wo vorher Gehölz stand", räumt sie ein.

Aber die promovierte Forstwissenschaftlerin beruhigt auch gleich wieder: "Ich denke, man wird das nicht in einem Stück machen, sondern Abschnittsweise über einige Jahre hinweg". Diese Methode werde ja auch in der Forstwirtschaft angewendet, "und deshalb haben wir im Gemeinderat ja auch beschlossen, über zehn Jahre hinweg einen festen Betrag im Haushaltsplan für den Fürstengarten bereitzustellen".

Dazu habe sie als CDU-Rätin bei den anderen Fraktionen etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen, räumt sie auf Nachfrage ein, "es hat von uns halt jeder Projekte, die er wichtig findet", berichtet sie. Am Ende aber sei man sich einig geworden und habe einstimmig entschieden. Dass zur Versammlung in der Villa Eugenia am Dienstag so viele Besucher gekommen sind, sieht sie als Bestätigung, dass die Entscheidung richtig war. "Wir Gemeinderäte hoffen ja immer, dass unsere Themen den Wünschen der Bevölkerung entsprechen", sagt sie. Da sei so ein "Feedback" schon sehr wohltuend. Und wie steht sie zur Frage, ob der Park nach historischen Vorbild, familiengerecht oder nach Naturschutzgesichtspunkten geplant werden soll? "Ich denke, wir sollten verschiedene Sektoren bilden", ist ihre Meinung. Dazu dürfe durchaus auch ein Bereich gehören, in dem tote Bäume und solche mit Höhlungen stehen bleiben und wo Blumenwiesen blühen. "Auch im normalen Wald reservieren Förster solche Bereiche", erklärt sie.

Aber ist ein so massiver Eingriff in den Fürstengarten dann überhaupt nötig? Regina Heneka verweist auf die Bachelor-Arbeit, die Bernhard Haag über den Fürstengarten erstellt hat. Jeden Baum, der in Brusthöhe einen bestimmten Stammumfang hat, hat er genau vermessen und untersucht. "Das sind die großen Oschis", erklärt die Stadträtin, also die Baumriesen, die den Park prägen.

Gefahr durch Baumkrankheit

Eine für sie fast erschreckendes Ergebnis der Untersuchung sei gewesen, dass über 30 Prozent der Bäume im Park Eschen seien. Und derzeit grassiere eine Baumkrankheit, die zu einem Eschensterben führe. Am Stich bei Bisingen habe es schon Fälle gegeben. "Dann könnte es plötzlich sein, dass wir massiv im Fürstengarten fällen müssen. Das wäre dann wirklich teilweise ein Kahlschlag", sagt sie.

Und Eschen seien gleichzeitig die Bäume, die am besten in unseren Breiten wachsen und anderen Baumarten verdrängen, wenn man nichts unternehme. "Das wäre auch für die Tierwelt fatal", hält sie fest. Jede Baumart habe meist nur "drei bis vier Tierarten, die ihr zugeneigt sind". Viele verschiedene Bäume bedeutet also viele verschiedene Tierarten. Fazit: Einige nachwachsende Eschen im Park müssen gefällt werden. Dass sie als Forstwissenschaftlerin zu technisch denkt, glaubt Regina Heneka nicht. Sie genieße den Fürstengarten in heutiger Form durchaus. "Der sieht in seinem aktuellen Dornröschenschlaf ganz hübsch aus", versichert sie. Noch. "Aber wenn man jetzt nichts macht, gehen bald viele Bäume kaputt". Im Park stehen beispielsweise Bäume mit so märchenhaften Namen wie "Zaubernuss" und "Tulpenbaum". Aber die seien fast nicht mehr zu sehen, weil sie zugewachsen seien.

Dabei seien es auch die seltenen Gehölze wie etwa die Schwarzkiefer auf einer Lichtung, die dem Park Charakter geben. Und diese Bäume regten auch die Fantasie an. Zur Schwarzkiefer behaupteten beispielsweise einige, der Baum stamme aus Samen, die Friedrich Wilhelm von Steuben nach Hechingen geschickt habe. "Ob das stimmt, ist natürlich schwer zu sagen". meint sie. Aber man sehe, wie individuell solche Bäume wahrgenommen würden.

"Die Leute werden sich freuen"

Obwohl sie Dozentin an der Forst-Hochschule ist, sind Bäume übrigens nicht das Fachgebiet von Regina Heneka. "Ich beschäftige mich eher mit Brettern und Pappe", sagt sie lachend. Ihr Fachgebiet, über das sie promoviert habe, sei die Forstnutzung. Also Fragen, wie man Holz sägt, verkauft, und wie die Holzindustrie daraus Produkte herstellt. "Gerade deshalb habe ich mich ja nach Forst-Experten umgeschaut, die den Fürstengarten untersuchen", erklärt sie. Und sie ist sicher: "Fünf Jahre, nachdem eine Fläche im Park durchforstet ist, werden die Leute sich freuen, wie toll da alles wächst."