Vor dem Hechinger Amtsgericht ging es am Montag um gewerbsmäßigen Betrug. Foto: Ungureanu

Gericht verhängt Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten wegen gewerbsmäßigen Betrugs.

Hechingen/Balingen - Eine Filipina ist vom Amtsgericht Hechingen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Der Vorwurf: 17-facher gewerbemäßiger Betrug. Der finanzielle Schaden beläuft sich auf knapp 200.000 Euro.

Bereits bei ihrer Festnahme legte die Filipina ein umfassendes Geständnis ab: Sie hatte einige Männer, darunter einen Balinger, um Tausend Euro gebracht. Sie hatte den Sohn des Balingers auf einem Dating-Portal kennengelernt und angegeben, Zahnärztin zu sein. Nachdem sie mit dem Sohn einige Monate eine Beziehung hatte und dessen Eltern schon als zukünftige Schwiegertochter vorgestellt worden war, bat sie dessen Vater um 60.000 Euro. Grund dafür: Sie stünde kurz davor, eine Zahnarztpraxis zu erwerben – lediglich diese Summe würde ihr dafür noch fehlen.

Der Vater, der die Frau bereits als künftige Schwiegertochter sah, wollte ihr diesen Wunsch nicht verweigern: Er nahm für sie ein Privatdarlehe in Höhe von 60.000 Euro auf und belastete sein eigenes Haus. "Wir hatten sie schon ins Herz geschlossen. Für uns gehörte sie zur Familie", begründete er die Aktion.

Wichtig war ihm, dass die Filipina seinen Sohn heiraten würde – dafür fand die Frau jedoch immer wieder Ausreden, um zu vertuschen, dass sie zu Beginn der Beziehung mit dem jungen Mann, noch mit einem anderen Mann verheiratet war, der mittlerweile verstorben ist.

Die 60.000 Euro des Vaters waren der Filipina jedoch nicht genug: Weil ein Gerät in ihrer vermeintlichen Zahnarztpraxis kaputt gegangen sei, bat sie ihren Lebensgefährten um weitere 30.000 Euro. Dieser ging mit seinem Vater zur Bank und veranlasste eine "kurzfristige Kontenüberziehung" für den Zeitraum von zwei Monaten. So konnte er den Betrag überweisen. Als er das Geld jedoch zwei Monate später wieder zurückforderte, erfand seine Angebetete wieder Ausreden, um das Geld nicht zurückzuzahlen.

Schließlich war es der Bänker, der den Vater und dessen Sohn darauf aufmerksam machte, dass ihm die Sache komisch vorkam: Daraufhin riefen die beiden bei der Zahnarztpraxis an, welche die Betrügerin angeblich erworben hatte: Der dort tätige Zahnarzt, dem bereits seit mehr als 20 Jahren diese Praxis gehört, war äußerst verwundert. Er wusste von nichts.

Also gingen Vater und Sohn am nächsten Tag zur Kriminalpolizei und zeigten die Frau an. Im Rahmen der Ermittlungen wurden noch zwei weitere Männer aus Hamburg und aus Kanada ausfindig gemacht, bei denen die Angeklagte eine ähnlich Masche abgezogen hatte. In der Zwischenzeit hatte sich die Betrügerin jedoch schon auf die Philippinen abgesetzt, um dort eine Krebserkrankung behandeln zu lassen, die sie angeblich schon seit Jahren hatte. Der Sohn schaffte es aber, ruhig zu bleiben, gaukelte ihr sechs Monate lang vor, in sie verliebt zu sein, und bat sie, nach Deutschland zurückzukehren. Am Frankfurter Flughafen klickten die Handschellen.

Insgesamt hatte die Filipina bei ihren Opfern ein Schaden von knapp 200.000 Euro hinterlassen. Außerdem läuft gegen sie ein weiteres Ermittlungserfahren, da der Verdacht besteht, dass sie ihren Mann bei dessen frühzeitigem Ableben geholfen haben könnte. Für den Betrug an dem Balinger und dessen Sohn sowie in 15 weiteren Fällen bei einem anderen Mann wurde sie zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Außerdem muss sie die knapp 200.000 Euro an die Männer zurückzahlen – vorausgesetzt, sie hat das Geld.