Der neu renovierte Schlatter Bahnsteig. Einer Seniorin wird der öffentliche Nahverkehr zu kompliziert, sie steigt jetzt lieber wieder aufs Auto um. Foto: Stopper

Frau aus Schlatt lässt sich jetzt von Nachbarin mitnehmen. Programm im Fahrkartenautomat verwirrt.

Hechingen - Der öffentliche Nahverkehr kann auch treue Anhänger viele Nerven kosten. Das legt der Bericht einer etwas älteren Dame nahe, die frustriert unsere Zeitung angerufen hat.

Einfach und benutzerfreundlich? Auf den ÖPNV trifft das jedenfalls nicht zu, meint die Seniorin. "Deutlich über 70 Jahre alt" sei sie, und vor der Rente sei sie elf Jahre regelmäßig nach Tübingen gependelt. "Selbstverständlich mit dem Zug", betont sie, denn der Umweltschutz liege ihr am Herzen, und sie sei schon immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, wenn dies irgendwie möglich war.

Über die elf Jahre Pendelei sagt sie nur, "was ich da erlebt habe, würde ein Buch füllen", aber ihre Klage bezieht sich auf die Gegenwart, und da auf die Zeit, als der Bahnsteig in Schlatt saniert wurde. Da habe es dort vorübergehend einfach keinen Fahrkartenautomat mehr gegeben, dafür den Hinweis, man könne die Fahrkarten ja nachträglich in Hechingen kaufen. Das habe sie natürlich gemacht, aber ohne Karte im Zug, das sei für sie ein komisches Gefühl gewesen.

Programm verwirrt

Irgendwann sei dann der neue Fahrkartenautomat wieder in Betrieb gewesen. Aus ihrer Sicht aber sehr verwirrend programmiert. Gleich zu Beginn habe sie aus Versehen einen Erste-Klasse-Zuschlag für 1,70 Euro erworben, "aber ich wollte nach Hechingen." Also wurde noch das Tagesticket gekauft. Kostete bis vergangenes Jahr für die Strecke Schlatt Hechingen übrigens 4,20 Euro. Ganz schön happig für die kurze Strecke. "Und dann kam ein junger Mann hinter mir, und bei dem hat der Automat dann nicht mehr funktioniert", so die Schlatterin. So etwas finde sie sehr ärgerlich.

Eine Woche später stand sie wieder am Bahnsteig. Diesmal mit drei Zwei-Euro-Münzen. Bei einem Fahrpreis von 4,20 Euro hätten 1,80 Euro Rausgeld aus dem Automat purzeln müssen. "Es kamen aber nur 20 Cent". Dann war wohl das Wechselgeld alle. Auf den Cent muss sie eigentlich nicht schauen, aber in solchen Fällen geht es ihr auch ums Prinzip. So ließ sie die Sache nicht auf sich beruhen, und nach einigem Hin- und Her fand sie heraus, dass die Telefonnummer für Reklamationen auf dem Fahrkartenautomat steht, und die Bahn war ohne weitere Diskussion bereit, ihr das ausstehende Restgeld zu überweisen.

Sie sei ja meist zu Ärzten in Hechingen unterwegs, und müsse dann vom Bahnhof mit dem Bus zum Obertorplatz, berichtete sie weiter. Aber da gebe es dann auch manchmal Diskussionen, wie das mit dem Tagesticket laufe. Und deshalb ihr Fazit zum Schluss. "Ich habe eine nette Nachbarin, die nimmt mich jetzt öfters mal im Auto mit nach Hechingen."