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Lehrer des Hechinger Gymnasiums haben ein Fairtrade-Projekt gestartet

Gegen Umweltverschmutzung demonstrieren die Schüler des Hechinger Gymnasiums zwar nicht – dafür klären ihre Lehrer sie im Unterricht und in Projekten über Nachhaltigkeit auf. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun.

Hechingen. Unter dem Motto "Fridays for future" stürmen Woche für Woche hunderte Jugendliche weltweit während der Schulzeit auf die Straßen und demonstrieren gegen Klimawandel und ihrer Meinung nach fehlende Maßnahmen der Poltik. Die kritischen Stimmen, die den Ausfall von Unterricht beklagen sind dabei nicht weniger laut, als die lobenden, die sich stolz auf den engagierten Nachwuchs sind – ein Zwiespalt für die Lehrerschaft.

Die Schüler des Hechinger Gymnasiums nehmen nicht an den Demonstrationen teil. Kein einziger beteiligt sich an den Demonstrationen in der Umgebung, wie zuletzt in Albstadt oder Balingen. Dabei gehört Direktorin Melanie Dreher nicht zu den Gegnern der Bewegung. "Das muss von den Schülern ausgehen. Wenn sie sich wirklich einsetzen wollen und mir eine Entschuldigung von den Eltern abgeben, dann ist das in Ordnung für mich", so die Meinung der Direktorin.

Im Lehrerzimmer wird das Motto vorgelebt

Allerdings gelte dies nur für Schüler mit echtem Interesse am Umweltschutz: "Sie sollten die gewonnene Zeit natürlich nicht nutzen, um in Stuttgart shoppen zu gehen", betont Dreher. Themen rund um Umweltschutz können aber auch auf andere Art angesprochen werden.

Was solche Projekte betrifft, gibt es am Gymnasium offenbar allerdings noch Luft nach oben. "Momentan haben wir nur ein Projekt und zwar das Fairtrade-Projekt. Es ist auch unser Ziel, Fairtrade-Schule zu werden", teilt Dreher mit.

Um dies zu erreichen, muss die Schule einige Bedingungen erfüllen. Die Gründung eines Schulteams gehört auch dazu. Neben den Lehrern Eva-Maria Schwarz, Diana Gess, Jörg Ehlers, Barbara Metzmacher und Martin Weinschenk engagieren sich hier auch viele Schüler.

Außerdem muss das Motto "Fairtrade", beispielsweise in Form von Kaffepads im Lehrerzimmer, über die Produktion der Schul-T-Shirts bis hin zu den verkauften Rosen am Valentinstag in der Schule ernst genommen und gelebt werden.

Auch eine jährliche Schulaktion zum Thema Fairtrade, wie beispielsweise ein Spenden-Lauf oder ein faires Frühstück, ist Teil der Verpflichtungen einer Fairtrade-Schule. Und natürlich sollte das Thema auch in mindestens zwei Klassenstufen im Unterricht seinen Platz finden.

Außerdem ein wichtiger Bestandteil: Der Verkaufsstand in der Pausenhalle, an dem die Schüler alle vier Wochen etwa Mangos und Schokolade aus fairem Anbau verkaufen.

Die Fairtrade-Schokolade kommt auch im Erdkunde-Unterricht zum Einsatz: "Ein Kollege macht dort immer eine Schokoladenverkostung – mit Fairtrade-Schokolade und konventioneller Schokolade, um den Schülern das Thema näher zu bringen", erzählt Schwarz. Und die Lehrer leben das Motto auch selbst. "In unserer Lehrerküche gibt es natürlich auch nur Fairtrade-Kaffee", betont Schwarz.

Viele Ideen, aber wenig Zeit für die Umsetzung

Auch der Umgang mit Lebensmitteln und das Thema Konsum finden mittlerweile ihren Platz im Unterricht. "Das ist ja auch in der Leitperspektive des neuen Bildungsplan verankert", erklärt die Lehrerin.

Warum Schlagworte wie Nachhaltigkeit oder Fairtrade so an Bedeutung gewonnen haben ist für sie selbstverständlich: "Wir leben in so einer heilen, bevorzugten Welt, dass die meisten gar nicht mehr wissen, dass es viele Menschen gibt, denen es schlechter geht. In dieser Überflussgesellschaft sollte man die Empathie der Schüler wecken und ihnen beibringen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist auch Teil der Friedenssicherung." Dass Fairtrade-Mangos die heimischen Äpfel nicht ersetzen sollten, macht sie jedoch ebenfalls klar: "Regionale und saisonale Lebensmittel sollten natürlich immer bevorzugt werden, das sagen wir auch den Schülern."

Auch wenn aus Schwarz’ Sicht die richtige Richtung schon eingeschlagen ist, gibt es noch einiges zu tun. Das weiß auch Dreher: "Ich habe so viele Ideen für Projekte im Kopf, aber das braucht alles so viel Zeit und wir müssen nebenher natürlich auch noch unterrichten", sagt die Direktorin lachend. Mit umweltfreundlichem Papier im Sekretariat und Fairtrade-Kaffee in der Lehrerküche wollen die Lehrer ihren Schülern mit gutem Beispiel voran gehen und dem Titel "Fairtrade-Schule" näher zu kommen.