Wandern bei Boll, da ergeben sich wunderbare Ausblicke auf den Albtrauf und die Burg. Kein Wunder, dass die Parkplätze an den Wochenenden voll sind. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Coronatrend: Freiluftaktivitäten im Trend / Konzept von Stadt und Albverein geht prächtig auf

Sie sind viele. Füllen ganze Parkplätze mit ihren Autos. Auf den Täfelchen RW, ES, BB. Kaum angekommen, klappen sie den Kofferraum auf, schnüren derbes Schuhwerk und laufen los nach Mariazell oder zum Martinsberg. Das Wanderparadies Hechingen boomt.

Hechingen. Zum einen hat das mit Corona zu tun. Andere Freizeitaktivitäten gibt es derzeit kaum, mit Angehörigen eines befreundeten Haushalts unterwegs zu sein ist noch erlaubt. Als kleine Gruppe kann man so gefahrlos etwas unternehmen. Zu den fremden Wanderern kann man leicht Abstand halten, so eng wie auf den Albstädter Traufgängen geht es hier nicht zu. So schnüren mittlerweile auch wieder Jüngere die Wanderstiefel, auch Gruppen mit Kindern sind auf dem Marsch durch die Natur zu sehen.

In Hechingen speziell aber kommt noch ein Konzept dazu, das offensichtlich aufgeht. Auch schon vor dem Lockdown. "Direkt in Zahlen belegen können wir das nicht, aber mein r Eindruck ist auch, dass mehr Wanderer kommen", sagt Nadine Hammel, bei der Stadt für den Wander-Tourismus zuständig. Auch Einwohner von Boll bestätigen: Deutlich mehr Wanderer als früher. Besonders Boll ist bei den Auswärtigen beliebt. Das zeigt schon der Blick auf die vollen Parkplätze.

Ganz offensichtlich scheint das Konzept aufzugehen, dass Albverein und Stadt Hechingen vor fünf Jahren gefasst haben. Statt einer Vielzahl von Touren auf einer Karte aufzulisten, am besten noch jeden mit Nummern markiert, wurde das Wanderwegangebot auf sieben Strecken reduziert, die griffige Namen erhielten. Martinsberg, Heideweg, Kirchenköpfle, Römerweg, beispielsweise. Und die Wege werden konsequent ausgeschildert, mit Tafeln erläutert und dann eben auch mit Werbung bekannt gemacht.

Das mit den Täfelchen und Strecken markieren übernimmt die Hechinger Albvereins-Ortsgruppe, das mit den Prospekten und der Werbung die Tourismus-Abteilung der Stadt. Zuletzt wurden beispielsweise im Wander- und im Trekking-Magazin Anzeigen geschaltet.

Dass der Boller Weg dabei besonders viel Begeisterung hervorruft, ist kein Wunder. Neben dem Kirchlein Mariazell lockt hier vor allem auch der grandiose Blick auf die Burg Hohenzollern. Kenner versichern, dass der Anblick von Boll aus sowieso der schönste auf das alte Gemäuer ist. Geschmacksache, klar.

Aber auch der relativ neue Römerweg dürfte hier bald Fans gewinnen. Hier wurden Attraktionen am Weg eingebaut, darunter einige Spiele-Gelegenheiten. Das dürfte für Familienausflüge durchaus attraktiv sein. Ebenfalls neu im Angebot ist der Schaukelwanderweg, der seit der Eröffnung gut genutzt wird, wie man bei Spaziergängen beobachten kann.

Zu den städtischen Werbe-Bemühungen kommt noch ein relativ neuer Internet-Effekt dazu. Viele nutzen heute Outdoor-Apps auf ihren Handys. Die zeigen nicht nur jederzeit per Pünktchen auf einer Landkarte, wo man gerade ist – was mühsames herumirren im Wald eher unwahrscheinlicher macht. Auf den Apps können Nutzer auch eigene Touren-Tipps geben.

Und offensichtlich hat sich so herumgeappt, dass von Mariazell aus (genauer gesagt von der Skihütte) ein toller Weg hoch zum Raichberg und zum Nägelehaus führt. Diesen so genannten Raichbergweg haben die Hechinger Touristiker zwar auch schon auf der Liste, aber die Ausschilderung ist derzeit noch nicht fertig.

Das erklärt, weshalb an den Parkplätzen derzeit Hinweise ausgehängt sind, auf denen für die anderen, schon fertigen Wege geworben wird. Man will ja keine Touristen suchen müssen, die auf unbeschilderten Strecken verloren gehen. Erst im Frühjahr wird dann auch der Raichbergweg offiziell als Teil des Wanderparadieses eingeweiht.