Frequentiert wie noch nie: die Kfz-Zulassungsstelle des Landratsamts in Hechingen. Rund 700 Anträge auf ein HCH-Kennzeichen gingen gleich am ersten Tag ein. Foto: Rath

687 Reservierungen auf Wunsch-Kennzeichen gleich am ersten Tag. Stadt ist dabei.

Hechingen - Die Wiedereinführung des historischen HCH-Kennzeichens trifft offenbar den Nerv: Schon am ersten Tag verbuchte das Landratsamt fast 700 Reservierungen von Wunsch-Kennzeichen.

687 Anträge. Diese Zahl vermeldete Ute Sauter, Pressesprecherin des Landratsamts, gestern kurz vor Dienstschluss der Zulassungsstelle. Damit erlebte die Behörde einen regelrechten Ansturm. Die Zahl wollte Sauter nicht kommentieren. Aber die reinen Fakten sprechen für sich: Schon in der ersten Stunde gingen etwa 100 Reservierungen ein, nach drei Stunden waren es schon 333 und gegen 15 Uhr bereits 670.

"Die Reservierungen gingen auf allen möglichen Wegen ein: persönlich, per Telefon und per Internet", so Ute Sauter. Obwohl die Reservierung mit dem PC bequem möglich ist, kamen viele Interessenten selbst vorbei. Dem Vernehmen nach soll sich bereits vor der Öffnung der Außenstelle des Landratsamts in Hechingen um 7.30 Uhr eine Schlange von Wartenden gebildet haben. In den anderen Zulassungsstellen im Landkreis ging es ruhiger zu.

Otto Göhner: "Egal, Hauptsache, das BL kommt endlich weg."

Die Stadt Hechingen gehört zu den ersten, die Wunsch-Kennzeichen bestellt haben. Für einige Dienstfahrzeuge seien die Nummerntafeln bereits "vor geraumer Zeit" beantragt worden, so Thomas Jauch, Pressesprecher der Stadt. Der gesamte Fuhrpark solle "schrittweise" umgemeldet werden. Jauch bestätigte, dass für den Dienstwagen der Bürgermeisterin ein besonderes Kennzeichen reserviert worden ist. Wie die Kombination lautet, wollte er gestern noch nicht verraten. Für die breite Masse der städtischen Fahrzeuge gebe es ohnehin "keine besonderen Wünsche", was die Kombination von Buchstaben und Zahlen hinter dem HCH betreffe.

Das BL ist endlich weg

Ganz ähnliche Schwerpunkte setzt Otto Göhner, alteingesessener Hechinger: "HCH, der Rest ist egal. Hauptsache, das BL ist endlich weg." Er hat sich folglich noch kein neues Kennzeichen bestellt, ist sich aber sicher, "einer der ersten zu sein, der dann damit rumfährt".

Auch die jüngere Generation hegt offenbar Sympathien für das historische Kennzeichen, obwohl sie die Zeit selbst gar nicht mehr miterlebt hat. Thomas Pleli ist 35 Jahre alt. "Kommt noch", antwortete er auf die Frage, ob er schon im Landratsamt war. Die Wiedereinführung von HCH findet er gut. Zu Hause bewahre er noch originale alte HCH-Autoschilder seiner Eltern auf.

Helga Luigart arbeitet in der Hohenzollerischen Heimatbücherei. Die Bibliothek ist im Gebäude der Landratsamts-Außenstelle in Hechingen untergebracht. Luigart hat mitbekommen, was gestern los war in der Zulassungsstelle. "Wahnsinn", sagt sie. Die Landratsamts-Mitarbeiterin habe noch zu tun gehabt, als die Putzfrau schon im Haus war, so viele Anträge seien eingegangen. Luigart kann die HCH-Euphorie nachempfinden. Als gebürtige Bisingerin, die seit vielen Jahren in Hechingen lebt, sei sie "ja selbst schwäbischer Preuße". Sie würde ihr Auto auch ummelden, scheut im Moment aber die Kosten von 80 Euro.

So sieht es auch Hans Welte (80). "Mein Auto melde ich deshalb nicht um. Wenn ich ein neues zulassen würde, wäre das eine Überlegung wert", sagt er. Welte stammt aus Stetten-Mühlen im Donautal, aus der Nähe von Tuttlingen, wohnt aber schon seit 54 Jahren in Hechingen. Gelassenheit des Alters? Eher nicht. Ein Freund der Kommunalreform ist auch er nicht. Aber: "Es gibt schlimmere Schäden, die die Kreisreform mit sich gebracht hat, als den Verlust eines Kennzeichens."

Weitere Informationen: www.zollernalbkreis.de