Viola Jörnitz arbeitet auf dem Bau als Maler und Lackiererin. Derzeit ist sie in Hechingen im Einsatz. "Ich kann nicht lange auf einem Stuhl sitzen", erklärt sie ihre Berufswahl. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Viola Jörnitz arbeitet auf dem Bau / Büroberuf kam nicht in Frage

Hechingen (kla). "Als Frau fällt sie schon auf, wenn wir auf eine neue Baustelle kommen", meint ihr Kollege, aber Viola Jörnitz ist das gewöhnt. Sowieso kriegen sich auch alle immer schnell wieder ein.

Sie hat Maler und Lackierer gelernt. "Ich kann nicht lange auf einem Stuhl sitzen", erklärt sie ihre Berufswahl. Drei Jahre dauerte die Ausbildung, seit zwei Jahren arbeitet sie als Gesellin für die Firma Hugo Fecker. Derzeit saniert sie ein kleines Häuschen in der Unterstadt. Neu verputzen, anstreichen. Derzeit meist bei sonnigem Wetter. "Ich liebe das, draußen zu arbeiten, das Vielfältige an diesem Beruf, immer wieder an neuen Plätzen arbeiten", erzählt sie.

Dass sie nach der Schule eine Handwerkslehre machen will, stand schon lange fest. "Das liegt bei mir in der Familie", sagt sie stolz. "Zwei Schreiner, einer Automechaniker", beschreibt sie ihren Vater und die beiden Brüder. Sie habe schon als Kind gerne den Vater beim arbeiten begleitet, die Lehre machte sie in einem Betrieb, den sie über ihn schon gut kannte. "Für mich passt das ideal", stellt sie fest.

Wobei sie nicht verschweigt, dass es ein harter Beruf ist. Ihre Freundinnen arbeiten eher im Büro oder in Werkstätten, eine sei Hörgeräteakustikerin. Die gemeinsame Freizeitgestaltung sei da manchmal schwierig, feiern bis in die Nacht ist nicht oft drin. "Ich bin abends meistens einfach müde, körperlich und auch sonst, ich geh dann gern früh ins Bett", sagt sie und lächelt. Sie macht das zufrieden, dieses Gefühl am Abend wirklich was geschafft zu haben.

Eine absolute Ausnahme ist sie nicht in ihrem Beruf. In der Berufsschule in Balingen habe sie zehn Kolleginnen gehabt, "aber vielleicht war das auch eine Ausnahme, dieses Jahr ist es, glaube ich, nur eine". Und man muss sicher etwas der Typ für diesen Beruf sein. "Auf der Baustelle herrscht ein rauer Ton, da muss man schon mal Spaß verstehen", beschreibt sie es. Ihr gefällt dieser Umgang.

Und am Ende zähle dort die Arbeit. Dadurch verschaffe man sich Respekt. Da hält sie locker mit. Nur die ganz schweren Arbeiten – zum Beispiel ein Gerüst an einem Haus aufstellen – da lässt ihr Chef eher die Kollegen ran. Aber sonst? Kraft haben gehöre zu diesem Beruf dazu, sagt sie. "Am Anfang hat man mal Muskelkater, irgendwann dann nicht mehr so".

Nicht nur ihren Kollegen fällt sie übrigens auf, wenn sie ihrem Beruf nachgeht. "Auch die Leute, bei denen wir was am Haus machen, finden das durchweg toll", sagt ihr Kollege. Dass sich eine Frau diesen Beruf zutraue, das beeindrucke viele. Vielleicht auch deshalb, weil sie die positive Ausstrahlung von jemand hat, die genau das arbeitet, was ihr Spaß macht.