Hunderte Sportler sind zum Spendenlauf in Hechinger Weiherstadion gekommen, um dem kleinen Tiago das Leben zu retten. Foto: Kauffmann

Startgeld wird für die Finanzierung des teuren Medikaments verwendet.

Hechingen -  Den kleinen Tiago kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen: Im Buggy spielt er scheinbar unbeschwert mit einem Autoschlüssel, während wenige Meter neben ihm Hunderte Läufer im Weiherstadion nach dem Motto "Laufend gutes" für ihn tun.

 

Denn die Krankheit, die Ärzte kurz vor seinem ersten Geburtstag diagnostiziert haben, hat der Famile den Boden unter den Füßen weggezogen: "Spinale Muskelatrophie". Betroffen davon ist das Rückenmark, später die Organe. Seine Lebenserwartung liegt bei Mitte 20. Doch es gibt ein Medikament, das ihm helfen kann. Die rettende Spritze kostet allerdings rund zwei Millionen Euro. Ein Betrag, den Tiagos Eltern nich gerade aus dem Ärmel schütteln können. Die Krankenkasse stellt sich quer, will die Behandlungskosten nicht tragen.

Zahlreiche Vereine und Firmen spenden

Die Solidarität, die das dramatische Schicksal des Jungen erfährt, ist wohl beispiellos. Zahlreiche Firmen und Vereine haben bereits in den vergangenen Wochen Geld für Tiago gespendet. Die vielen Medienberichte haben auch die Organisatoren des Spendenlaufs im Weiherstadion auf den Jungen aufmerksam gemacht. "Ich wollte Spenden, aber da kann man mehr machen", erzählt der sozial engagierte Initiator Carsten Heinz aus Hechingen. Seine Tochter hat Mukoviszidose und für den "Verein Mukoviszidose" ist er schon quer über die Alb gelaufen, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Da lag es für ihn nahe, für Tiago ein Lauf-Event zu planen. Einfach nur Geld spenden sei ja auch "ein bisschen wenig", zumal er das Thema so richtig groß aufziehen wollte, dass niemand es übersieht. Vielleicht findet sich so ja noch der eine oder andere Spender (siehe Info), der nicht im Weiherstadion sein konnte. Ganz schön sportlich sei die Organisation gewesen: Vor zwei Wochen ist die Zusage der Stadt eingetroffen, die das Weiherstadion kostenfrei zur Verfügung stellt.

Dann musste alles ganz schnell gehen. Zusammen mit Denise Bernard und Ingo Kolodzey hat es Carsten Heinz geschafft, in kürzester Zeit eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu organisieren. Sogar Sponsoren hat das Trio aufgestöbert: Geld, das mit Essen und Trinken eingenommen wird, geht direkt auf das Spendenkonto. Außerdem werden Spenden mit den Startgeldern eingenommen. Jeder Läufer hat den Betrag selbst gewählt. Mitgemacht haben nicht nur Einzelpersonen, sondern auch viele Mannschaften von Firmen und Vereinen. Gekommen sind an diesem Samstagnachmittag zahlreiche Läufer – und sie sind gerne gekommen.

"Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dabei zu sein. Das Schicksal Tiagos bewegt", sagt der Läufer Peter Fischer. "Wäre es mein Kinder, würde ich auch auf Hilfe hoffen", meint Silke Lacher. Und Rafael Lorenz findet es schade, dass die Krankenkasse dem Jungen das Medikament nicht bezahlt. Mehrere Läufer äußern sich ähnlich. Man wolle Geld mit etwas verdienen, das Leben rettet, meint Holger Büttner kopfschüttelnd.

Als Carsten Heinz kurz nach 11 Uhr die Läufer zum Start auf die Bahn bittet, sind Tiago und seine Eltern da. Man merkt Heinz die Ergriffenheit an als er neben Tiago stehend den Lauf beginnt. Eine Runde laufen Tiago und seine Eltern mit. Von der Veranstaltung seien sie überwältigt. "Es freut uns ganz arg", sagt Tiagos Mutter. "Ein Danke ist da zu wenig." Die zwei Millionen Euro für das Medikament seien eine "Riesensumme", aber so viele setzen sich für den Jungen ein, so viele fühlen mit – das stimmt sie "zuversichtlich".

Und die Hoffnung auf ein Weihnachtswunder bleibt groß.