Katalin Theologitis am Klavier, Dietrich Schöller-Manno als Leiter: Die Musiker der arcademia sinfonica haben in der Balinger Stadthalle ein beeindruckendes Geburtstagkonzert gespielt. Foto: Fotos: Meinert

Kultur: "Hausorchester" der Balinger Stadthalle spielt anspruchsvolle Werke zum 25-jährigen Bestehen

Ein Konzert der besonderen Art haben die Zuhörer am Sonntagabend im Großen Saal der Balinger Stadthale erlebt: Die arcademia sinfonica, das "Hausorchester" der Stadthalle, hat dort ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert.

Balingen. Stadthallen-Geschäftsführer Matthias Klein ließ es sich nicht nehmen, Publikum und Akteure persönlich zu begrüßen. Das arcademia-Konzert sei das erste der neuen Spielzeit – einer Spielzeit, mit der die Stadthalle ihr 40-jähriges Bestehen feiere. Klein ermunterte das Publikum dazu, persönliche Erinnerungen und Dokumente zu 40 Jahren Stadthallen-Geschichte zu teilen.

Und Klein ging auf den Geburtstag der arcademia sinfonica ein: 1996 von Dietrich Schöller-Manno gegründet, sei das Ensemble aus dem Balinger Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Es habe sich einen sehr guten Ruf erarbeitet, der weit über die Region hinausgehe. Davon zeugten neben den zahlreichen Konzerten auch mehrere Auslandsreisen und CD-Aufnahmen. Seit 15 Jahren bereichert das Orchester die Eigenproduktionen der Stadthalle als Begleiter zahlreicher Opern- und Operettenaufführungen.

Eindrucksvoll ist auch die Zahl der Mitwirkenden: 740 Musikerinnen und Musiker haben seit der Gründung in und mit der arcademia musiziert – 60 von ihnen gestalteten das Jubiläumskonzert mit zwei anspruchsvollen Werken: Das 2. Klavierkonzert von Frédéric Chopin und die 4. Sinfonie von Johannes Brahms sind zwei etablierte Kompositionen, die von ausgeprägter Leidenschaft gekennzeichnet sind – eine Leidenschaft, die auch den Ausführenden ausdrucksstark anzumerken war. Mit dabei: die aus Ungarn stammende Solistin Katalin Theologitis.

Chopins Klavierkonzert zählt zur musikalischen Gattung der Virtuosenkonzerte, bei denen das Soloinstrument neben anspruchsvollen Passagen eigene motivische Themen in die Komposition einbringt. Katalin Theologitis strahlte eine beeindruckende Ruhe und Souveränität aus und überzeugte durch ein gefühlvolles Spiel mit ausgeprägter Bandbreite in Tempo und Lautstärke. Das Orchester passte sich unter dem präzisen Dirigat Dietrich Schöller-Mannos perfekt an und verschmolz mit der Pianistin zu einer homogenen Einheit, setzte dem Konzertwerk mit majestätischen Streicher- und Bläserklängen strahlende Klangkronen auf. Im Schlusssatz führt Chopin Soloinstrument und Orchester in tänzerischem Duktus zu akustischen Klang-Explosionen, in denen die Musikerinnen und Musiker ihre Spielfreude mitreißend und temperamentvoll zum Ausdruck brachten. Nach anhaltendem Applaus verabschiedete sich Katalin Theologitis mit einer Zugabe aus ihrem Heimatland: Béla Bartóks Komposition "Ein Abend auf dem Lande".

In der zweiten Konzerthälfte folgte mit der in den Jahren 1884 und 1885 entstandenen Sinfonie Nr. 4 in e-moll von Johannes Brahms ein weiterer Höhepunkt. Die Sinfonie lebt von den Dialogen der einzelnen Registergruppen: Strahlende Bläserklänge treffen auf feurige Streicherpassagen, cantable Passagen in dichtem Legato treffen auf exakte Staccati der Streicher, Solopassagen einzelner Register und Instrumente sorgen für musikalische Vielfalt und geben den Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit, aus der Tutti-Masse hervorzutreten. Dietrich Schöller-Manno führte das Orchester souverän und präzise und entlockte dem Orchester eine beeindruckende Dynamik, deren Bandbreite vom subtilen, empfindsamen Pianissimo bis hin zum kraftvollen, energiegeladenen Fortissimo reichte.

Der lang anhaltende Applaus des Publikums schien nicht nur dem Jubiläumskonzert zu gelten, sondern der gesamten 25-jährigen Geschichte des Ensembles mit all ihren grandiosen Höhepunkten. Ein Ensemble, das Lehrende und Lernende ebenso verbindet, wie verschiedene Generationen: Von elf bis 84 Jahren reicht die Altersspanne der Mitwirkenden. 40 der 258 Instrumentalisten, die als Schülerinnen und Schüler in der arcademia sinfonica ihren Kontakt in die Orchesterwelt fanden, haben die Musik zu ihrem Beruf gemacht – Zahlen, auf die nicht nur Orchester-Gründer Dietrich Schöller-Manno stolz sein dürfte.