Jubiläumskonzert in überfüllter Kirche: Der Kirchenchor Hausen am Tann feiert mit dem Posaunenchor aus Täbingen sein 170jähriges Bestehen. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Kirchenchor Hausen feiert 170-jähriges Bestehen / Helle Jubelklänge / Posaunenchor Täbingen zeigt große Bandbreite

Dass eine 170-jährige Chortradition nichts mit Verstaubtheit zu tun hat, wurde beim Jubiläumskonzert des Kirchenchors Hausen am Tann deutlich, bei dem zeitgenössische Kirchenmusik im Vordergrund stand.

Hausen a. T. Der Vorsitzende des Chors, Thomas Meinert, betonte, dass der Erfolg des Ensembles nicht darin bestehe, "Lieder zu singen, die man schon vor 170 Jahren gesungen hat". Wer das Publikum von heute ansprechen wolle, müsse auch Lieder von heute singen.

Dass der Kirchenchor gut vernetzt ist und neben überregionalen Auftritten auch die Ökumene pflegt, zeigten die Vertreter der Hausener Vereine und viele Besucher aus benachbarten Orten sowie die Beteiligung des Posaunenchors aus Täbingen. Dieser eröffnete das Konzert mit zwei Sätzen aus dem "Concerto" von Georg Philipp Telemann.

Strahlende Klänge erfüllen die Kirche

Die hellen Jubelklänge der Trompeten bildeten zugleich die Überleitung zu den ersten Vorträgen des Chors: Das 1997 entstandene, sechsstimmige "O nata lux" von Morten Lauridson beschreibt die Lichtgestalt Christi. Die Jubilare beeindruckten durch reine Intonation und einen fülligen Gesamtklang, der von Daria Pflumm am E-Piano dezent begleitet wurde.

Beim achtstimmigen "Dulce Lumen" von Michael Waldenby kontrastiert ein Frauenchor mit Sopranlinien zu einem satten Männerchorklang. Der von den Aktiven abverlangte große Tonumfang wurde souverän gemeistert. Zum rhythmischen Tonfundament wurden die Bässe bei "In Paradisum" von Karl Jenkins, das eine kantable Sopranlinie über einen eng harmonierten Mittelstimmensatz setzt.

Die achtstimmige Komposition "Stars" von ĒEriks Ešenvalds zeichnet das Bild eines Sternenhimmels über dunklen Hügeln, unterlegt von einem Klangteppich des E-Pianos. Klangsilben der Begleitstimmen lassen den Melodietext hervortreten, und durch die dynamische Gestaltung verlieh der Chor dem Werk eine zusätzliche Dramatik.

Mit Klassikern alter Meister setzte der Posaunenchor einen Gegenpol zur modernen Klangsprache des Chors: Giuseppe Verdis Ouvertüre zur Oper Nabucco und die "Canzon Terza" von Giovanni Gabrieli boten unter dem präzisen Dirigat Horst Völkles orchestrale Klangfülle bei beeindruckender Transparenz und füllten die Kirche mit strahlenden Klängen. Horst Völkle moderierte die Beiträge des Posaunenchors und versorgte die Zuhörer mit Informationen über die Werke und ihre Komponisten.

Nach den Jubilarehrungen durch Dekanatspräses Anton Bock setzte der Posaunenchor das Programm fort. Mit den zeitgenössischen Bläsersätzen von Hans-Joachim Eißler, Anne Weckeßer und Christian Sprenger zeigten die Täbinger die große Bandbreite sakraler Bläsermusik: Meditation und Choral zu "Jesu, geh voran", der Spiritual "It’s me, o Lord" und der Gospel "I’m on my way" gefielen durch groovigen Sound, rhythmische Präzision und gefühlvolles Legato. Auch hier imponierten die Bläser durch rhythmische Exaktheit und reine Intonation.

In den Marienliedern bezog sich der Kirchenchor auf die mehr als 50 Mariendarstellungen in den Krippen, die beim Markt "Rond om d’Kirch" aufgestellt waren, sowie auf die Mariendarstellungen in den Bildern und Skulpturen der Pfarrkirche: "Ave Maria" von Karl Jenkins kombiniert Staccato-Einwürfe der Frauenstimmen mit einer weichen Melodieführung in den Männerstimmen und verleiht dem Mariengruß hohe Eindringlichkeit. "Felix namque es" und "Rosa vernans Caritatis" von Rihards Dubra sind zwei Chorsätze, die von Chordirektor Winfried Neher einfühlsam dirigiert wurden und durch eine abwechslungsreiche Tempogestaltung besondere Aussagekraft erhielten.

Nach dem Segen durch Dekan Anton Bock verabschiedeten sich die Sänger mit einem Chor aus dem Requiem von Karl Jenkins als Beitrag zum Volkstrauertag: Die Friedensbitte "Pie Jesu" wurde von Sopranistin Sophie Murr über einer gefühlvollen Pianobegleitung mit warmer und weicher Stimmgebung solistisch vorgetragen, bevor der Chor in das "Dona eis requiem sempiternam" einstimmte.

Die begeisterten Zuhörer in der überfüllten Kirche ließen die Ausführenden nicht ohne eine Zugabe gehen. Und so vereinten sich Chor, E-Piano und Bläser zum prunkvollen "Nun danket alle Gott" im Satz von Johann Sebastian Bach.