In den "Hausäckern" in Schömberg entsteht ein Baugebiet. Foto: Krokauer

Einerseits ist die Nachfrage nach Wohnraum hoch. Andererseits sind neue Baugebiete schlecht für das Klima. Außerdem verschwinden landwirtschaftliche Flächen. Mit diesem Zielkonflikt hat die Gemeinde Schömberg bei Baugebiet "Hausäcker" im Kernort zu kämpfen.

Schömberg - Die Würfel für das Baugebiet "Hausäcker" in Schömberg sind längst gefallen. Auf rund 4,4 Hektar sollen etwa 60 Bauplätze entstehen.

Ersatzflächen im Gespräch

Die Fläche nutzt derzeit Landwirt Michael Rentschler. Er ist auf die Gemeinde nicht gut zu sprechen. Weil das Baugebiet realisiert wird, müssen Ersatzflächen für den Landwirt her. Diese liegen aber für ihn nicht mehr so günstig wie jetzt die "Hausäcker". Als Ersatz seien zwei kleinere Flächen in Oberlengenhardt im Gespräch, teilt Rentschler unserer Redaktion mit. Doch offiziell habe er noch keinen Ersatz für die "Hausäcker", berichtet der Landwirt. Stefanie Stocker, Pressesprecherin der Gemeinde Schömberg, teilte dazu mit, dass Rentschler zwei Flächen in Oberlengenhardt zum Ausgleich angeboten wurden. "Dass Herr Rentschler das als nicht offiziell bezeichnet, mag wohl daran liegen, dass die Vertragsunterzeichnung noch aussteht", fügte Stocker hinzu.

Rentschler sagte zudem, dass der Pachtvertrag über eine Teilfläche der "Hausäcker" noch gar nicht gekündigt sei. Werde das Vertragsverhältnis bis 31. Dezember gekündigt, ende es frühestens zum 1. Januar 2024. Dazu teilte Stocker mit, dass die Gemeinde zu den Pachtverhältnissen und deren inhaltliche Details schon aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben machen dürfe.

Bergstraße wird nicht gesperrt

Wie Bernhard Fortanier, Planer für die "Hausäcker", im Gespräch mit unserer Redaktion feststellte, sollen aber bereits im Frühjahr 2023 die Arbeiten für das Baugebiet beginnen. Die Bergstraße muss dazu nicht gesperrt werden.

Was passiert im Blühstreifen?

Um das Projekt zu realisieren, schafft die Gemeinde Schömberg wegen des Eingriffs in die Natur einen Ausgleich. So hat die Kommune einen Blühstreifen anlegen lassen. Auch darüber regt sich Rentschler auf. Er könne nicht nachvollziehen, was dies bringen soll: "Es ist traurig, dass sich die Verantwortlichen im Sommer kein Bild darüber gemacht haben, was auf dem Blühstreifen passiert." Er sei "total tot". Da gingen keine Vögel, Bienen oder Schmetterlinge hin. Das hätten ihm auch Spaziergänger bestätigt. Sie würden ihn als "Schandfleck" empfinden. "Bezüglich des Blühstreifen ist einzukalkulieren, dass er sich entwickeln muss und erst nach vier bis fünf Jahren eine Bewertung erfolgen kann", schreibt dazu Gemeindesprecherin Stocker. Das zeigten auch die Erfahrungen mit Blühflächen im Naturpark. "Da nicht nur ein Monitoring dafür vereinbart ist, sondern auch unsere Verwaltung an dieser Entwicklung Interesse hat, begleitet eine Kollegin den Bestand des Blühstreifens und dokumentiert das", versichert Stocker.

Schneise für das Klima

Positiv bewerteten die Gemeinderäte Ulrike Mayrhofer und Andreas Ehnis, beide CDU, in der jüngsten Sitzung des Technik- und Umweltausschusses von Schömberg, dass in dem Baugebiet eine Schneise für die Kaltluft freigehalten werde. Die versiegelten Flächen und die zusätzlichen Baukörper heizten sich an sonnigen Tagen stärker auf als die derzeitigen Grünbereiche, heißt es als Begründung für Schneise in einer Analyse des Ingenieurbüros Kirn. Gemeinderat Jörg Krax (MUZ) lobte, dass in dem Baugebiet auch Zisternen angelegt werden. UWV-Fraktionschef Gerold Kraft sprach das Thema Mehrfamilienhäuser an. Diese sind in dem Baugebiet möglich. Die Gebäude seien aber von der Länge her begrenzt, machte Bürgermeister Matthias Leyn deutlich.

Das Baugebiet ist laut Vorlage zur Ausschusssitzung im Haushalt für 2022 mit Kosten in Höhe 3,26 Millionen Euro berücksichtigt. Der Ausschuss empfahl dem Gemeinderat, die Planungen für die "Hausäcker" zu billigen.