Finn Wernet, einst selbst an der KSH, berichtete im Fach „Global Studies“ über seine Eindrücke, die er beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in dem afrikanischen Land sammelte. Dort machte der angehende Medizinstudent große Gegensätze aus.
Auf Einladung des Freundeskreises der Kaufmännischen Schulen und der Fachlehrerinnen Stefanie Nock und Svenja Daßler berichtete der ehemalige Schüler Finn Wernet am Montag über sein FSJ, das er nach dem Abitur von August 2023 bis Juli 2024 im afrikanischen Ruanda verbrachte.
Ruanda – modernes Zahlen, aber ärmliche Gehälter
Er habe Ruanda als eine aufstrebende Volkswirtschaft erlebt, in der die Zahlung per Smartphone oder der Transport von Medikamenten per Drohnen in unzugängliche Regionen selbstverständlich sei. Das Monatsgehalt für beispielsweise Lehrer liege aber bei umgerechnet nur 150 Euro. Die ersten Wochen seien von vielen negativen Überraschungen geprägt gewesen. So war beispielsweise kein fließendes Wasser verfügbar. Entgegen Erwartung sprachen im Dorf nur wenige Personen Englisch. Und natürlich mangelte es an Elektrogeräten wie Waschmaschine oder Kühlschrank. „Ich hatte mich entschieden, lieber jeden Abend eine Stunde meine Wäsche von Hand zu waschen als samstags den ganzen freien Tag dafür zu verwenden“, berichtete Wernet.
Da der Vortrag im Rahmen des Fachunterrichts „Global studies“ erfolgte, hatte Wernet auch eine Präsentation zur Geschichte Ruandas vorbereitet. Er berichtete über den Genozid der Hutu an den Tutsi (etwa 800 000 Menschen wurden zwischen April und Juli 1994 mit Macheten und Messern ermordet). „Das war vor gerade mal 30 Jahren. Jeder Mensch über 30, mit dem ich über das Thema gesprochen hatte, war damit Zeitzeuge“, zeigte sich der 20-jährige angehende Medizinstudent sehr betroffen.
Anschließend stellte Wernet seine Aufgaben als Freiwilliger im „Medical Health Center“, einem Krankenhaus und – auf eigenen Wunsch – einem College vor. „Ich habe in Klassen mit bis zu 50 Kindern Unterricht in Chemie, Physik und Biologie gegeben, da es für diese Fächer keine Lehrkräfte gab“, erzählte er.
Unterricht in Klassen von bis zu 50 Kindern
Die Summe all der Eindrücke der Armut habe ihn dann bewogen, gemeinsam mit weiteren Helfern einen Verein zu gründen, um etwa 30 Schulkinder zunächst mit Schuluniformen und Schuhen zu versorgen. Da in Ruanda auf das Äußere geachtet werde, seien Kleidung und Schuhe die Eintrittskarte für Schulbildung. Abschließend warb Wernet für das Freiwilligen-Programm „Weltwärts“, in dem Entsende-Organisationen in etwa 60 Länder des globalen Südens gebündelt angeboten würden und – wer zwischen 18 und 28 Jahren alt ist – aus 4000 Projekten auswählen könne. Wichtiger Baustein seien Schulungen, mit denen sich Interessenten auf kulturelle Probleme einstimmen könnten.
Reaktionen auf Vortrag
Selbst mit Schulungen habe sich Finn Wernet die ersten Wochen als Weißer (Umuzungu) unwohl gefühlt, da die weiße Hautfarbe zwangsläufig mit der Option, ein armes Land immer verlassen zu können, gleichgesetzt werde. Mit Applaus bedankten sich die Schüler für die besondere Doppelstunde. Für den Freundeskreis versprach Stefanie Nock eine Spende für den neuen Verein.