Der Hausacher Dichter José F.A. Oliver ist der neue PEN-Präsident. Foto: Arnold

Die PEN Deutschland – die bundesweite Schriftstellervereinigung – hat einen neuen Präsidenten. Nach internen Konflikten übernimmt Lyriker José F.A. Oliver aus Hausach das Amt und möchte den Verbund wieder in "ruhige Gewässer führen".

Hausach - Der Lyriker und Essayist José F.A. Oliver aus Hausach ist neuer Präsident des deutschen PEN – kurz für "Poets, Essayists, Novelists". Dies gab ein Sprecher der Schriftstellervereinigung am Donnerstag bekannt. Oliver wurde bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Kongresszentrum in Darmstadt zum Nachfolger vom Interimspräsidenten Josef Haslinger gewählt. Haslinger selbst stellte sich nicht zur Wahl, allerdings hatte Oliver drei Mitkandidaten.

 

Oliver möchte den Dialog fördern

"Die PEN hatte schon im Juli angefragt, ob ich mich als Kandidat aufstellen lassen möchte", erinnert sich der Lyriker im Gespräch mit unserer Redaktion. Es freue ihn sehr, dass die Vereinigung ihm das zutraut und ihm so viel Vertrauen schenkt, doch anfangs habe er Zweifel gehabt. Der Grund: In den vergangenen Monaten kam es zu Konflikten. Dabei ging es um Beleidigungen und Mobbingvorwürfe innerhalb der Vereinigung. Nachdem der ehemalige Präsident Deniz Yücel bei einer Krisensitzung sein Amt – mit der Begründung, er wolle nicht die "Galionsfigur einer Bratwurstbude" sein – abgab, übernahm Haslinger kommissarisch die Führungsposition.

Oliver wolle nun mit gutem Beispiel vorangehen und "die PEN wieder in ruhige Gewässer führen". Grundsätzlich, so Oliver, möchte er nach drei Maßstäben arbeiten: "Den Dialog fördern, perspektiv denken und aus Fehlern dazulernen." Dabei wolle er die Vereinigung nicht mit eiserner Hand führen, sondern eine "demütige Haltung" einnehmen.

Sein Ziel: Eine neue Kultur des Dialogs schaffen. "Man muss lernen, wieder einander zuzuhören. Wenn Dichter und Lyriker nicht miteinander reden können und auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, dann weiß ich nicht, wer das sonst könnte", so Oliver. Dafür möchte der neue Präsident poetische Klausurtage einführen, bei denen sich die PEN-Zentrale zusammensetzt und "das Geschehene aufarbeitet – auch mit Blick in die Zukunft".

Zudem wolle er das Bild, das die Vereinigung nach Außen transportiert, verbessern – damit habe er bereits angefangen: "Der Führungswechsel bedeutet einen Aufbruch in ein anderes Image.

Neuer Essayband im nächsten Jahr

Wir wollen andere Richtungen einschlagen und damit fangen wir bereits an."

Zeit, um die Vorhaben zu realisieren, habe sich der Lyriker bereits großzügig eingeplant: "Mein neuer Essayband erscheint nächstes Jahr – das ist bereits in trockenen Tüchern. Damit kann ich mich voll und ganz auf die bevorstehenden Herausforderungen konzentrieren", erklärt Oliver.

Die Vereinigung

Nach der Gründung der ersten PEN-Vereinigung im Jahr 1921 in England etablierte es sich auch in vielen anderen Staaten. So gründeten deutsche Autoren das PEN-Zentrum Deutschland im Jahr 1924. Heute ist das PEN-Zentrum Deutschland Mitglied des PEN International und hat seinen Sitz in Darmstadt. Die Arbeit des Deutschen PEN ist darauf gerichtet, sich für Schutz und Freiheit von Kultur einzusetzen. Das Ziel ist es, ungehinderten Gedankenaustausch und freie Meinungsäußerung national und international zu vertreten. Heute gibt es weltweit mehr als 140 Schriftstellerverbände, die in der internationalen PEN-Vereinigung vertreten sind.