Unscheinbar und eine versteckte Sensation: Der Kapellenraum von Sankt Sixt befindet sich hinter den Mauern des Anbaus an das mit Glockenturm versehene heutige Wohnhaus (vorne im Bild). Im Hintergrund ist das Haus Sum zu sehen, das nun saniert werden soll. Foto: Selter

Reihe über Hausacher Orte und ihre Geschichte. Jugendstil und Mittelalter treffen sich.

Hausach - Viele Gebäude haben eine spannendere Vergangenheit, als man ihnen ansieht. In loser Reihe stellt der SchwaBo einige dieser Orte und ihre Geschichte vor – heute: der Bereich zwischen dem Klösterle und der Stadtkirche, der durch die geplante Sanierung des denkmalgeschützten Haus Sum deutlich aufgewertet werden wird.

Etwas verwittert und irgendwie geheimnisvoll steht das Jugendstil-Gebäude an der Pfarrer-Brunner-Straße: das Haus Sum. Es ist eines der bedeutendsten Bauwerke aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts und eine bauhistorische Rarität in Hausach. Kürzlich wurde es von der Erbengemeinschaft an einen neuen Eigentümer verkauft, der es im Baustil erhalten will. Das würde diesem geschichtsträchtigen Ort zu neuem Flair verhelfen: Denn nur einen Steinwurf entfernt befindet sich Sankt Sixt, dessen noch in der Apsis erhaltene Kapelle auf die klösterliche Vergangenheit Hausachs hinweist.

Insgesamt reichte das ehemalige Klosterareal der Mönche von St. Georgen bis vor die Tore der Stadt. Auf dem benachbarten Gelände der Kapelle von Sankt Sixt wurden später die Hallen der Strohhutfabrik errichtet, in denen viele Hausacher Frauen mit der Hut- und Fasenthutherstellung beschäftigt waren. Ohne dass dies gesetzlich verankert gewesen wäre, gab es gleitende Arbeitszeiten und Heimarbeit.

Die Geschichte des Klosters ist nicht restlos geklärt, was die Anfänge der Besiedelung durch Mönche betrifft. Die erste Kunde des Klosters datiert um 1445. Neben dem Kloster wurde dann die Kapelle Sankt Sixt erstellt, die den Mönchen als Kirche diente.

Keinen guten Beginn hatte die später errichtete, größere Klosterkirche, denn sie überlebte den Dreißigjährigen Krieg nur als Ruine.

Auch später war die Entwicklung wechselhaft, denn nach dem Bau der Stadtkirche 1896 bestand kein Bedarf mehr an dem Gebäude von Sankt Sixt und es ging in Privatbesitz über. Über Jahre beherbergte es das AOK-Büro.

Für die Hausacher hatte der Bau mit der neu restaurierten Kapelle jedoch immer einen besonderen Stellenwert. Dank der Initiativen des Historischen Vereins nahmen sich viele Ehrenamtliche, nicht nur die katholischen, der Kapelle an, kümmerten sich um ihren Erhalt und legten den kleinen Kapellenraum frei. Dieser hatte früher einmal als Keller gedient. Bei der Restaurierung wurden darin wertvolle Fresken entdeckt – mit die ältesten in der ganzen Region. Die Hausacher Vereine stifteten den Glockenturm und alljährlich ruft die Glocke zum Vereinspatrozinium, das traditionell in Sankt Sixt zelebriert wird.