Die Bande hat es auf eine Ball-Veranstaltung Adliger abgesehen. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Das Stück "Schinderhannes" der Hausacher Burgfestspiele feiert erfolgreiche Premiere

Obwohl jeder weiß, dass der "Schinderhannes" kein gutes Ende nimmt, schafften die Schauspieler der Burgfestspiele es, das Stück mit einer Mischung aus Witz und historischer Akkuratesse auf die Bühne zu bringen. Sie freuten sich, wieder vor Publikum auftreten zu dürfen.

Hausach. "Was für ein wunderbares Bild! Das ist man schon fast nicht mehr gewohnt", freute sich Intendant und Regisseur Jürgen "Mäx" Clever, während er bei der Begrüßung seinen Blick über das Publikum schweifen ließ. Die Premiere am Samstag war ausverkauft, jeder Platz besetzt – auch wenn deren Anzahl aufgrund der Corona-Regeln und der damit verbundenen Abstandsregel etwas reduziert war.

Fast wäre die Premiere ausgefallen

Doch die Corona-Pandemie war nicht das einzige Problem, mit dem das Ensemble der Burgfestspiele zu kämpfen gehabt hatte. Nachdem im vergangenen Jahr das Virus den Laienschauspielern einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und der "Schinderhannes" nicht aufgeführt werden konnte, hatte am Freitagabend die Natur die Premiere fast verhindert. "Bei unserer letzten Probe gab es zuerst etwas Regen, dann etwas Wind, dann mehr und schließlich brach unsere Bühne zusammen", berichtete Clever. Glücklicherweise hätte seine tolle Truppe eine Nachtschicht eingelegt und die Bühne wieder geflickt.

Die Stück um Johannes Bückler alias "Schinderhannes" beginnt kurz vor seinem Ende. Johannes ist schon ein berüchtigter Räuber und Plünderer, der mit seiner Bande die Gegend unsicher macht. Die hat auch unter dem Graf von Beest zu leiden, denn der will nach dem Abzug der napoleonischen Truppen seinen Bauern "die Faulheit" wieder austreiben. So wird der Räuberbande ein misshandelter Bauer gebracht, der dann von der befreundeten Wirtin Monika – eine Anspielung auf das beliebte Einbacher Gasthaus Monika" – behandelt wird. Der "Schinderhannes" und seine Bande haben den Ruf, nur von den Reichen zu stehlen und gut zu den Armen zu sein, was aber, wie Johannes selbst zugibt, daran liegt, dass es bei den Armen einfach nichts zu holen gibt und er es als wichtiger empfand, die Bauern als verbündete zu haben. Neben diesem Ruf hat der "Schinderhannes" auch den eines Frauenhelden. Den hat er durchaus zu Recht. Anbrennen lässt er nichts – er hat sogar ein Techtelmechtel mit einer vorbeikommenden Porträtzeichnerin – und so ist das Stück gespickt mit zotigen Witzen über das "Vögelchen des Jahres" und der "Suche nach Details". Für manche mag das befremdlich sein, es ist aber auch authentisch. Brav und anständig war die Räuberbande bestimmt nicht.

Aktuelle Anspielungen fehlen nicht

Authentisch bleibt auch der Rest des Stücks. Das Treffen mit Juliana Blasius, der großen Liebe des "Schinderhannes", der Räuberball mit dem Auftritt einer Primaballerina und Hannes’ wiederholt geglückten Fluchtversuche aus Gefangenschaft sind historisch belegt. Dass es kein einfache Leben war, lässt sich erahnen, trotzdem schafften die Schauspieler des Ensembles es, trotz aller Authentizität das Stück mit Witz auf die Bühne zu bringen – sei, dass die Truppe jedes Mal, wenn sie den Weg vom Hügel hinuntergeht zu den Trommelschläge aus "Fluch der Karibik" begeistert tanzt oder dass der eine oder andere Räuber von Nachwuchsräuberin Ronja einen kräftigen Tritt vors Schienbein abbekommt.

Auch aktuelle Anspielungen fehlten nicht. Bei einem Überfall trugen die Räuber FFP2- und OP-Masken und auch die Trachtengruppe Einbach war wieder dabei, um beim Ball der Adligen sein Können zu zeigen. Über die Störung eines vorbeifahrenden Güterzugs improvisierten die Schauspieler einfach drüber. "Gab es damals eigentlich schon Züge?", fragten sie sich und überlegten so lange bis der Zug vorbeigefahren war.

Dass die Truppe trotz aller Erfahrung immer noch e Freude am Schauspielern hat, war ihr anzumerken. Wie sich die zunehmender Routine auswirkt ist vor allem bei den jüngsten, die mit den Burgfestspiele groß werden interessant zu beobachten. Die bewegen sich vollkommen natürlich in ihren Rollen. Aber auch Stefan Blattmann, der nun zum zweiten Mal die Hauptrolle übernommen hat, hat sichtlich an Erfahrung gewonnen.

Der "Schinderhannes" wird noch bis zum 21. August auf der Burg Husen aufgeführt. Die Termine sind. Eintrittskarten gibt es nur per Vorbestellung beim Kultur- und Tourismusamt Hausach unter Telefon 07831/79 75. Sie kosten elf Euro.