Aus rund 20 Mitgliedern verschiedener Trachtengruppen besteht die Volkstanzgruppe. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Die Volkstanzgruppe des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof will Tradition ins Heute führen

Den Spagat zwischen Tradition und Moderne schaffen – das ist das Ziel der Volkstanzgruppe des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof. Was die Mitglieder darunter verstehen, erklärt Leiter Klaus Grimm während der Probe im Gasthaus Hirsch.

Hausach. "Die Abstände, auf die Abstände achten", ruft Klaus Grimm. Gleich darauf nickt er zufrieden. "So beibehalten." Kurze Verschnaufpause für die Mitglieder der Volkstanzgruppe. Dem "Neustart" geht eine kleine Analyse voraus, wo etwas verbessert werden muss. Eine zu schnelle Drehung, ein Schritt zuviel – dem kritischen Auge von Grimm entgeht beim Probenabend im Einbacher Gasthaus "Hirsch" nicht der kleinste Fauxpas.

"Wir fangen da an, wo viele lokale Tanzgruppen aufhören", erklärt Grimm, der die Gruppe ehrenamtlich leitet. Genau das sei der Anspruch der Tänzer. Sie wollen aber keine Konkurrenz zu den lokalen Trachtenvereinen darstellen, betont er, vielmehr sehe er sie als Bereicherung. Aus 20 Mitgliedern aus acht verschiedenen Gruppen der Umgebung, von Schutterwald bis Halbmeil, besteht die Volkstanzgruppe des Vogtsbauernhofs. Sie alle bringen ihre Vorkenntnisse und Erfahrungen mit. Und ihre eigene Tracht. "Das zeigt die Vielseitigkeit des Schwarzwalds", so Margit Langer, Geschäftsführerin des Vogtsbauernhofs. Die Idee zu dieser gemischten Gruppe stammt von Grimm – und der Tanzpädagoge stieß damit beim Freilichtmuseum auf offene Ohren. "Wir fanden die Idee großartig und sind stolz auf unsere eigene Tanzgruppe", sagt Margit Langer während der Probe.

Mit deutschen Trachtentänzen habe Grimm zuvor nicht viel am Hut gehabt. Internationale Folkloretänze mit Schwerpunkt auf dem Balkan seien eher sein Ding gewesen, erklärt er. Auf Lehrgängen im Ausland sei er immer wieder darauf angesprochen worden, doch mal etwas Deutsches zu zeigen. "Als Nachkriegskind hatte ich aber Schwierigkeiten mit der historischen Last", erklärt Grimm seine anfängliche Ablehnung. Nachdem er einiges an "Feldforschung" betrieben habe, habe er allerdings bemerkt, dass er "immer mehr zurück zu den Wurzeln komme". Er genieße es, mittlerweile wieder unbekümmert mit dem deutschen Kulturgut umgehen zu können.

Sein Anspruch sei es, die traditionellen Tänze im Heute ankommen zu lassen. "Darin liegt die Herausforderung", betont Grimm. Schottisch, Hack-Schottisch, Polka, Walzer, Mazurka und Heuberger wurden noch bis in die 1950er-Jahre auf den Tanzböden des Schwarzwalds getanzt – und das ist auch der Pool von Grundtänzen, aus denen die Gruppe sich bedient. Dabei entstehe keine neue Choreografie, so Grimm, sondern vielmehr Arrangements aus bereits vorhandenen Figuren. "Damals waren die Tanzböden eine wichtige Begegnungsstätte", so Grimm. In den 60er-Jahren seien sie aber oft abgerissen worden. "Damit ist eine ganze Tanzkultur verloren gegangen." Diese wolle die Gruppe wieder aufleben lassen und in die Moderne führen.

Momentan kommt die Musik bei den Proben noch vom Band. "Aber wir wollen die historischen Instrumente, die vor 150 Jahren das musikalische Klangbild im Schwarzwald geprägt haben, wieder aufleben lassen", verspricht Grimm. Darum wird Günther Bläsi, Experte für historische Instrumente, die Gruppe bei ihren Auftritten mit eben diesen begleiten: Zu Dudelsack, Drehleier und Trommel zeigt die Gruppe dann das, was sie bei den Probeabenden so eifrig geübt hat.

  Sonntag, 25. März: Mit der Eröffnung des "Effringer Schlössle" startet das Freilichtmuseum in die Saison. Das Programm wird unter anderem von der Gruppe mitgestaltet.

 Sonntag, 29. April: Auftritt bei der Landesgartenschau in Lahr in der Installation des Ortenaukreises

  Sonntag, 10. Juni: Trachtentag im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof