Hausach - Die Corona-Krise und die damit verbundenen Verordnungen sowie die schwierige Versorgungslage mit Sicherheitskleidung stellt Pflegende vor eine Herausforderung. Das Seniorenzentrum Hausach sucht aus diesem Grund ehrenamtliche Köche und Mundschutze.

Seit Donnerstag der vergangenen Woche hat die Tagespflege Adamo in Hausach geschlossen. Die Senioren, die die Tagespflege besuchten, werden nun anderweitig betreut. Nur der offene Mittagstisch besteht weiter, wurde allerdings in Anlehnung an "Essen auf Rädern" ein "Essen auf Füßen" umgewandelt, wie Pflegedienstleiterin Manuela Schuler erklärt. "Wir liefern die Mahlzeiten zu Fuß aus und stellen sie den Betreuten vor die Tür", sagt sie.

Aber auch im Seniorenzentrum musste aufgrund des Infektionsschutzgesetzes einiges geändert werden. "Seit vergangener Woche ist kein Besuch mehr erlaubt", berichtet Leiter Dietmar Haas. Das ist für viele Bewohner schwierig, gerade für die, die an einer Demenz leiden. Um den Wegfall der Angehörigen aufzufangen, hat die Heimleitung sich entschieden, die personellen Ressourcen umzustrukturieren: Die Hauswirtschafter, die bisher im Heim für die Wohngruppen kochten, sollen sich nun mit den Senioren beschäftigen. Gekocht werden soll dafür in den momentan nicht genutzten Räumen der Tagespflege – und war für das gesamte Seniorenzentrum. "Da wir nicht wissen, ob die Mitarbeiter der Tagespflege vielleicht irgendwann im Heim gebraucht werden, suchen wir nun nach ehrenamtlichen Köchen, die unterstützen und Ausfälle auffangen können", so Haas. "Viele in der Gastronomie Tätige können jetzt ja nicht mehr arbeiten", hofft Schuler, aber Haas schränkt ein: "Es reicht, wenn jemand Grundkenntnisse im Kochen hat und auch Mahlzeiten für mehrere Personen zubereiten kann." Natürlich gibt es auch gesundheitliche Kriterien, die Interessierte erfüllen müssen. So sollten die Helfer an keinen Atemwegserkrankungen leiden, in letzter zeit in keinem der Corona-Risikogebieten Elsass, Südtirol und Tirol gewesen sein und keinen Kontakt mit einem bestätigt Infizierten gehabt haben.

Haas betont außerdem, dass die Ehrenamtlichen nicht vollumfänglich zur Verfügung stehen müssen, da sie abwechselnd eingesetzt werden.

Ein weiteres Problem, mit dem die Pflegenden momentan zu kämpfen haben, ist die Versorgung mit Sicherheitsbekleidung. "Angeblich soll etwas auf dem Weg sein, aber wir warten immer noch", so Haas. Ihm sei bewusst, dass zuerst die Krankenhäuser mit Mundschutzen und Schutzanzügen versorgt würden, dann die Ärzte und dann die Pflegeeinrichtungen. "Wir fühlen uns als letzter in der Reihe", ärgert sich Schuler. Momentan verfüge das Seniorenzentrum am Schlosszentrum nur über einen kleinen Bestand an Masken. Obwohl einige Baufirmen jüngst Masken an die Pflegeeinrichtung gespendet hatten – die sie zum dreifache Preis eingekauft hatte, wie Manuela Schuler verärgert betont – sorgen die Mitarbeiter des Seniorenzentrums vor. Die leeren Räume der Tagespflege werden von den Mitarbeitern der Tagespflege momentan dazu genutzt, Mundschutze zu nähen – aus Geschirrtüchern, Tischdecken und anderen Stoffen, die sich bei mindestens 60 Grad waschen lassen und die sie zu Hause gefunden haben.

"Sie dienen ausschließlich der Prophylaxe und uns ist bewusst, dass sie keinen 100-prozentigen Schutz bieten. Sie verringern nur die Wahrscheinlichkeit einer Tröpfcheninfektion", weiß Haas. "Aber es ist besser als nichts."

Kommentar: Unterstützung

Von Charlotte Reinhardt

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Und es ist erstaunlich, was in Zeiten des Corona-Virus plötzlich alles möglich ist, was vorher nicht bewerkstelligbar schien. Unternehmen, die sich jahrelang dagegen wehrten, richten für ihre Mitarbeiter plötzlich Home-Office-Möglichkeiten ein. Der Nachbar, dessen Namen man nicht mal kannte, bringt einem die Einkäufe mit. Und die Idee, dass Deutsche, die wenige Wochen zuvor noch in einem Büro saßen, beim Spargelstechen helfen, scheint gar nicht mehr so abwegig. Auch das Seniorenzentrum Hausach tut alles dafür, damit seine Bewohner gesund bleiben. Dabei setzen die Pflegenden alle möglichen Hebel in Bewegung. Doch sie dürfen dabei nicht allein gelassen werden. Die Mitarbeiter sind auch ohne Corona schon am Limit und die Menschen, um die sie sich kümmern, gehen uns alle an. Es sind unsere Großeltern, Eltern und irgendwann auch wir, die sie brauchen werden. Wir sollten alles dafür tun, dass es bis dahin noch Menschen gibt, die nicht zu ausgebrannt sind, um in der Pflege zu arbeiten.

Info: Köche und Mundschutz

Ehrenamtliche Köche: Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit als Koch interessiert, soll sich unter Telefon 07831/96 9120, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, melden.

Mundschutz: Die Hausacher Pflegeeinrichtung freut sich über Mundschutzspenden von Baufirmen. "Vielleicht hat die eine oder andere ja noch Restbestände an FFP-Masken über", hofft Haas. Er und Pflegedienstleiterin Manuela Schuler betonen ihre Dankbarkeit gegenüber den Unternehmen, die ihnen schon Masken überlassen haben.