Wer nach frischen Eiern sucht, wird im Verkaufswagen schnell fündig. Fotos: Agüera Oliver Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit seinem fahrbaren Tante-Emma-Laden versorgt Werner Weber täglich viele Menschen / Seit 28 Jahren unterwegs

Von Christiane Agüera Oliver

 

Hausach. Geräucherte Bratwurst und frisches Bauernbrot gibt es mittwochabends an so manchem Hausacher Vespertisch. Denn dann kommt das "Brotmaale", wie Werner Weber von vielen genannt wird, direkt an die Haustür.

Sein Name kommt nicht von ungefähr: "Bruche ner Brot?", lautet seine erste Frage. Und das, obwohl es doch einiges mehr bei dem fahrenden Lebensmittelhändler zu erwerben gibt. Sein mobiler Tante-Emma-Laden ist, wenn auch ein kleiner, aber begehbarer Einkaufsladen. In seinem Vollsortiment findet sich fast alles: vom Mehl und Salz über Eier und Nudeln bis hin zum Schnaps, Holzofen- und Körnerbrot sowie Wurst und Käse. "Wenn ich heute nicht weiß, was ich morgen kochen soll – Werner hat es dabei", erklärt er.

Seine Maultaschen sind stark gefragt. Er verwirklicht sogar "Spezialbestellungen", sei es eine Rinderzunge oder ein Schweinemagen, "eben solche Dinge, die eigentlich von den Speiseplänen verschwunden sind". Und wer will, bekommt das Kochrezept dazu geliefert. Fleisch gibt’s auf Bestellung, verschiedene Wurstsorten und Geräuchertes hat der Steinacher jedoch immer dabei.

Schon früh stand für Weber fest, dass er sich mit Lebensmitteln selbständig machen will. "Wurst und Fleisch sind mein Leben", sagt der gelernte Metzger. Über seinen Schwager, der einen mobilen Lebensmittelvertrieb mit 100 Verkaufswagen in ganz Bayern betrieb, sammelte Weber die ersten Erfahrungen. Schon bald darauf wurde er sein eigener Herr. Er bringt nun seit knapp 28 Jahren seine Waren an die Haustüren der Region.

"Dies ist noch immer eine echte Marktlücke", findet er, obwohl das Geschäft schleppend laufe. "Das Kaufverhalten änderte sich", zieht er Bilanz. Zu seinen Anfangszeiten gab es weder verkaufsoffene Sonntage noch Selbstvermarkter, die es heute viele gebe. "Ein hartes Brot", seien auch die ständig ansteigenden laufenden Kosten.

Die Stammkunden fährt er direkt an, "sogar bis ins hinterste Tal". Menschen, die nicht mobil genug sind, um in seinem Wagen einzukaufen, bringt er die Waren in die Wohnung. Weber hilft mit seinen kostenlosen Tipps in allen Lebenslagen. Neben seinem Verkaufswagen ist seine Lieblingsbeschäftigung die Heilpraxis.

"Man muss dem Kunden etwas bieten, sonst ist es nichts", sagt er lachend. Seine Kundschaft lernte er in den fast 30 Jahren gut kennen. Er fühle sich oft mit den Familien verbunden. Umso schmerzlicher sei es für ihn, wenn die Kunden einfach abspringen und er nicht wisse, warum. "Gute Qualität kostet eben Geld und wenn ich keine gute Qualität mehr habe, brauche ich nicht mehr zu kommen", erklärt er. Dass das Geld bei Jedem immer knapper werde, weiß auch er und bedauert "den Katzenschwanz".

Der 56-Jährige hofft weiterhin auf die Mund-zu-Mund-Propaganda. Wer ihn in seinem gelben Verkaufswagen sieht, sei gerne eingeladen einfach einmal hinein zu schnuppern. Es lohnt sich: Der herrliche Geruch von Geräuchertem lädt den Wurstliebhaber einfach zum Reinbeißen ein.

Und das ist Werner Webers wöchentliche Route: Am Montag in Hornberg, Dienstag von Hornberg über Triberg bis nach Schonach, Mittwoch in Hausach, Donnerstag und Freitag abwärts im Tal bis Elgersweier, Zunsweier und Offenburg.