Edel Müller (von links), Klaus Mosmann, Claudia Ramsteiner und Christa Müller sangen das "chemisch gereinigte Weihnachtslied" von Erich Kästner "Morgen, Kinder, wird’s nichts geben". Foto: Wölfle Foto: Schwarzwälder-Bote

Gruppe "Kultour" begeistert mit Satire in der "Lina" / 648,73 Euro für Kinderheim in Vietnam gespendet

Von Sybille Wölfle

Hausach. Eine satirische Nikolausfeier stieg am Donnerstagabend in der randvollen Hausacher Kneipe Lina. Die Hausacher Gruppe "Kultour" überzeugte bei dem Nachtcafé mit bösen, witzigen und ironischen Texten rund um das Weihnachtsfest.

"Stille Nacht allerseits" – unter diesem Leitspruch haben die vier Akteure der Gruppe Kultour, Edel Müller, Klaus Mosmann, Christa Müller und Claudia Ramsteiner, ein extravagantes Programm zusammengestellt.

Im Gegensatz zu den sonst eher besinnlichen Advents- und Weihnachtsfeiern wurde, wie im Vorjahr, die Sache von der ironischen Seite betrachtet. Gleich zu Beginn forderte Organisatorin und Moderatorin Claudia Ramsteiner die "rauchenden Lämmer Gottes" auf, während der Lesungen das Qualmen einzustellen oder "wenigstens den Rauch nicht auszuatmen".

Nicht alle hatten einen Sitzplatz ergattern können. Dennoch war es bei den Vorträgen mucksmäuschenstill. Alle lauschten gespannt den abwechslungsreichen und meist witzigen Geschichten und Gedichten. Die Akteuren setzten diese lässig und gekonnt in Szene. Nur das Lachen und Klatschen der Zuhörer unterbrach deren Redefluss.

So auch bei der Geschichte um den unfreundlichen Weihnachtsbaumverkäufer "Hermann" von Klaus Marion. Dieser ist fast in jeder Stadt zu finden und will seine schlecht gewachsenen Nadelbäume unbedingt an den Mann bringen. Christa Müller übermittelte die lustige Geschichte famos und wurde dafür reichlich beklatscht.

Weihnachtsmann mit Schallgeschwindigkeit

Dann wurde es besinnlicher im warmen Stübchen: Klaus Mosmann gab das Gedicht von Heinrich Heine "Draußen ziehen weiße Flocken" zum Besten.

Edel Müller stellte den Zuhörern die Frage: "Gibt es den Weihnachtsmann?" Nach ihren Berechnungen ist dessen Existenz fast unmöglich. So müsste der Weihnachtsmann einen 31-Stunden-Tag mit 822,6 Besuchen pro Sekunde absolvieren, und mit 1040 Kilometern pro Sekunde, also der 3000-fachen Schallgeschwindigkeit, mit seinem Schlitten umherdüsen.

Claudia Ramsteiner hatte mit der Geschichte "Es weihnachtet sehr" von Alfons Schweiggert die Lacher auf ihrer Seite. Der kleine Max fragt sich darin, als er das Schild "Es weihnachtet schon sehr" im Schaufenster sieht, wer wohl das "es" ist, das schon "so sehr weihnachtet".

Als er die Frage an die Verkäuferin und den Abteilungsleiter richtet, versuchen diese sich mit Notlügen aus der Affäre zu ziehen.

Immer wieder sorgte Ramsteiner zwischendurch mit ihren Hausacher Nikolaus-Gedichten für schallendes Gelächter. Das "Rundschreiben an alle Mitarbeiter" eines unbekannten Chefs mit Verhaltensmaßregeln war dabei der Gipfel. Schon bei der letztjährigen Weihnachtsfeier hatte sein Alkoholkonsum und das Benehmen seiner Mitarbeiter für Unmut gesorgt, berichtete Ramsteiner. Der Chef machte makabere Scherze, sang Weihnachtslieder mit anzüglichen Textpassagen ("für minderjährige Auszubildende nicht geeignet") und musste eine Blutuntersuchung über sich ergehen lassen, zwecks Feststellung der Vaterschaft.

Bevor es in die wohlverdiente Raucherpause ging, sorgte Klaus Mosmann noch einmal für einen Kracher: Die "Strahlig Weihnachtskerz" von Alfons Schweiggert war "schwer zu lesen", da die Geschichte in "nix richtig deutsch" geschrieben war.

Der zweite Teil des Abends wurde mit dem chemisch gereinigten Weihnachtslied "Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!" eröffnet. Gemeinsam sangen die Anwesenden: "Reißt die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt’s an Holz" und "Kopf gut schütteln vor Gebrauch – ohne Christbaum geht es auch!"

Lustige Texte mit Titeln wie "Die Geschichte von der Arbeitsvermittlung des Nikolaus", "Ihr Eurolein kommet" oder "Wenn ich einmal der Herrgott wär" rundeten das Programm an.

Elfemesschef und Schnurrant Lothar Marschner überraschte zum Schluss noch mit einem selbst geschriebenen Gedicht.

Die Texte, die in einer Broschüre zusammengefasst sind, gab es am Ende gegen eine Spende zu kaufen. Dabei kamen 648,73 Euro zusammen. Die vier Veranstalter überreichten diese vor Ort an Manfred und Beate Schoch. Deren Sohn Sebastian lebt im vietnamesischen Saigon und kümmert sich dort in einem Heim um aidskranke Kinder. Die gesammelten Spenden sind unter anderem für die medizinische Versorgung dieser bedürftigen Kinder gedacht.