Wer dazu neigt, bei einem stressigen Arbeitstag das Trinken zu vergessen, sollte sich eine Flasche in Sichtweite bereit zu stellen, empfiehlt der Notarzt. Symbolfoto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Medizin: Hitze birgt gesundheitliche Risiken / Notarzt klärt über Krankheitsbilder und Vorbeugung auf

Die 40-Grad-Marke ist geknackt und es soll heiß bleiben im Kinzigtal. Bei aller Freude über das Schwimmbadwetter birgt es Risiken. Notarzt Manuel Abels erklärt die Unterschiede zwischen Sonnenstich, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag und was im Fall der Fälle zu tun ist.

Hausach. Noch hielten sich hitzebedingte Einsätze im Rahmen, wie Manuel Abels, Notarzt an der DRK-Station Hausach, berichtet. "Ein heißer Tag ist kein Problem. Erst bei einer Hitzeperiode, also wenn es keine Abkühlung mehr gibt und die Temperauren auch nachts nicht unter 20 Grad fallen, wird es für einige Menschen schwierig", führt er aus. Zu diesen Personen gehörten insbesondere Senioren und kleine Kinder. Hitzebedingte Erkrankungen könnten aber natürlich auch jeden Anderen treffen. Sonnenbrand: Die brennende Hautrötung kennt wahrscheinlich jeder, der seine Haut schon einmal längerer Zeit in der Sonne saß, ohne sich vorher einzucremen. Grundsätzlich ist Sonnenbrand unangenehm, aber sonst eher harmlos. "Dabei handelt es sich meistens um eine Verbrennung ersten Grades. Im schlimmsten Fall kann die Haut auch Brandblasen bekommen. Dann ist das schon eine Verbrennung zweiten Grades", erklärt Abels. Nicht nur um die schmerzhafte und unschöne Hautrötung zu verhindern, sondern auch als Langzeitpropyhlaxe vor Krebs sollte jeder seine Haut vor 0Sonneinstrahlung schützen, indem er sie eincremt. Sonnenstich: "Ein Sonnenstich ist ein durch Sonnenbestrahlung ausgelöste Überhitzung im Kopf- und Nackenbereich, der auch die inneren Schädelstrukturen wie die Hirnhäute betrifft", fasst Abels zusammen. Die direkte Strahlung auf den Kopf verursache Entzündungsreaktionen wie bei einer Hirnhautentzündung (siehe Infokasten). Im schlimmsten Fall können Betroffene ein Hirnödem bekommen und das Bewusstsein verlieren. Die Körpertemperatur sei bei einem Sonnenstich nicht erhöht.

"Ein Sonnenstich birgt im seltensten Fall Lebensgefahr und ist meistens kein Fall für Notärzte. Hier ist der Hausarzt der beste Ansprechpartner", führt Abels aus.

Wer all das verhindern will, dem empfiehlt der Arzt, eine helle Kopfbedeckung zu tragen, am besten eine, die den Nacken mit abdeckt. Hitzeerschöpfung: Im Gegensatz zum Sonnenstich ist bei einer Hitzeerschöpfung der gesamte Körper von Überhitzung betroffen. Die Organe werden nicht mehr richtig durchblutet, die Körpertemperatur von Betroffenen ist fiebermäßig erhöht. Die Hitzeerschöpfung kann in einigen Fällen zum Kollaps führen.

Auch die Hitzeerschöpfung käme notfallmäßig nicht außerordentlich häufig vor. "Wenn, dann ist der typische Fall jemand, der bei diesen Temperaturen Sport getrieben hat, es eigentlich nicht gewöhnt ist und sich selbst überschätzt", so Abels. Das sei häufig bei Jugend-Sportveranstaltungen der Fall. "Menschen, die regelmäßig bei heißen Temperaturen draußen sind, passiert so etwas in der Regel nicht. Ich habe in 20 Jahren als Notarzt zum Beispiel noch nie einen Bauarbeiter mit einer Hitzeerschöpfung als Patienten gehabt", berichtet Abels. Risikopatienten seien Menschen, die organisch beeinträchtigt sind, wie zum Beispiel Senioren mit schweren Vorerkrankungen.

Abels empfiehlt als Vorbeugung gegen einen Hitzekollaps, sich bei heißen Temperaturen möglichst wenig draußen aufzuhalten und Flüssigkeitsverluste schnell wieder auszugleichen. Hitzschlag: Der Übergang von Hitzeerschöpfung zu Hitzschlag ist fließend. "Beim Hitzschlag werden die Symptome einer Hitzeerschöpfung im Grunde vorangetrieben. Die Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad Celsius. Der Patient hat bereits so viel Flüssigkeit verloren, dass er nicht mehr schwitzen kann. "Es besteht Gefahr für die inneren Organe, vor allem fürs Gehirn, das ein Ödem erleiden kann. In dem Fall schwillt das Gehirn an, stößt irgendwann an die Schädeldecke und kann sich nicht weiter ausdehnen. Das kann zum Tod führen. Ein Hitzschlag ist ein Fall für den Notarzt", führt Abels aus.

Dennoch sei ein Hitzschlag nichts, was ihm als Notfallmediziner alltäglich begegnet. "Meistens kommt bei bestimmten Anlässen, wie zum Beispiel einem Marathonlauf oder einem Konzert, vor." Generelle Empfehlungen: Um all diesen hitzebedingten Erkrankungen vorzubeugen, rät Abels, viel zu trinken, aber "nach Durst", wie er betont. Jeder gesunde Mensch merke, wenn er Wasser braucht. Anders sehe das bei Senioren, gerade Demenzkranken, aus. "Sie bemerken das oft nicht mehr so", sagt Abels. Bei ihnen, und auch bei kleinen Kindern, die sich noch nicht artikulieren können, oder schnell vom Spiel abgelenkt seien, müsse genauer auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Dabei sei es auch ganz egal, was man trinke. "Jede Flüssigkeit zählt." Entgegen vieler Empfehlungen sei auch Kaffee geeignet. "Das entzieht dem Körper nicht Wasser, wie oft behauptet wird", räumt Abels mit dem Mythos auf. Ansonsten rät er: "Bleiben Sie zu Hause, halten Sie sich in klimatisierten Räumen auf und wenn Sie raus müssen, suchen Sie Schatten! Wenn Sie Sport im Freien machen wollen, verlegen Sie diesen am besten auf die frühen Morgen- oder späten Abendstunden."

Abels warnt aber davor, sich wegen der Hitze all zu große Sorgen zu machen: "Gesunde Menschen kommen mit solchen Temperaturen eigentlich gut klar."

 Sonnenstich: Kopfschmerzen, Nackensteife, Übelkeit, Erbrechen, Hitzegefühl im Kopf, Schwindel, keine erhöhte Temperatur

  Hitzeerschöpfung: Kopfschmerzen Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, Muskelschwäche, schneller Pulsschlag, niedriger Blutdruck, eventuell Bewusstlosigkeit

  Hitzschlag: Schneller Pulsschlag, niedriger Blutdruck heiße und trockene Haut, Hirnschwellung, Organversagen