Wohnungsmarkt ist angespannt. Verdichtung von Wohnraum ist gefragt.
Hausach - Der Hausacher Wohnungsmarkt ist angespannt – Verdichtung von Wohnraum ist gefragt. Das war schon einmal so, wie ein Blick in die Geschichte Hausachs zeigt: Das Hegerfeld ist heute der Stadtteil mit den meisten Bewohnern.
Die heimische Wirtschaft lief in der 50er-Jahren auf Hochtouren. Die brummende Auftragslage bei den Firmen Richard und Erich Neumayer schuf viele Arbeitsplätze, Arbeiter zogen mit ihren Familien nach Hausach. Bereits damals wurde für die vielen Heimatvertriebenen gebaut.
Beengte Verhältnisse
Als mit der Erschließung des Hegerfelds begonnen wurde, diente dies vor allem zur Entlastung in den Wohnblocks in der Kreuzäckerstraße, wo in den 60-Quadratmeter-Wohnungen oftmals drei Generationen ihr beengtes Zuhause hatten. Wohnraum wurde also dringend gesucht. Damals wurde das heutige Gebiet Hegerfeld noch landwirtschaftlich genutzt. Im Gebiet zur Kinzig hin befanden sich der Sportplatz, die Turnhalle und der Dreschschuppen. Am 24. März 1964 wurde die Genehmigung zur Bebauung des Gebiets erteilt.
Im Jahr 1965 wurde es erschlossen – jedoch größtenteils ohne befestigte Straßen. Den Bauherren machte das nichts aus – sie waren froh, überhaupt ein Gelände zu erhalten. Die Kernzellen der Bebauung waren Hebelstraße, Tullastraße, Gustav-Adolf-Rist-Straße, Zähringerstraße und Graf-Heinrich-Straße. Ende der 60er-Jahre wurde mit dem Bau der ersten Häuser im Hegerfeld begonnen. Das kam vor allem Interessenten für Zweifamilienhäuser zugute, deren Liste lang war.
Blocks entstehen
Wenig später ging es an die Bebauung der Gerwigstraße und der Hansjakobstraße. Dort entstanden die ersten Wohnblocks. Doch ungenügende Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung brachten zunächst einen Stillstand im Wohnungsbau.
Die weitere Erschließung des Baugebiets erfolgte nach der Fertigstellung des Waldstadions. Der dortige alte Sportplatz und die kleine Turnhalle standen nun als Baufläche zur Verfügung – ebenso wie die Gesamtfläche entlang der Kinzig und der rückwärtige Bereich des Gebiets zu den Reben hin.
Zwar versprachen diese Bauten eine Entlastung für den Wohnungsmarkt, die lange Liste der Wohnungssuchenden konnte so aber nicht abgedeckt werden. Das veranlasste Verwaltung und Gemeinderat, nach Investoren zu suchen, die in der Lage waren, Häuser mit vielen Wohneinheiten zu errichten.
Erweiterung in den 70ern
Das Planungsbüro Disse in Karlsruhe übernahm daraufhin eine Planungserweiterung von der Hegerfeldstraße in Richtung Kinzig vor. Das Büro zeigte Varianten für eine verdichtete Bauweise auf, unter anderem die teils terrassenförmigen Mehrfamilienhäuser. Die neuen Pläne, mit denen 1970 begonnen wurde, sahen für diesen Bereich vier- bis siebengeschossige Terrassenhäuser vor. Östlich davon waren Winkelhäuser vorgesehen. Als Investor wurde die damalige "Neue Heimat" gewonnen, eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft, die im Altkreis Wolfach seit den 50er-Jahren tätig war.
1971 begann ein regelrechter Bauboom. Damals waren im Hegerfeld bereits 43 Wohnungen in Bau, für weitere 40 liefen Baugesuche. Mit dem "Brummerle" entstand 1972 das erste und größte Hochhaus im Hegerfeld mit 28 Wohnungen.
Architektonisches Neuland
Vor allem mit den Terrassenhäusern wurde architektonisches Neuland betreten – und die gewöhnungsbedürftige Bauweise führte auch zu heftigen Diskussionen. Aber die komprimierte Bebauung, auch mit Tiefgaragen, brachte die Lösung. Heute ist das Hegerfeld der Stadtteil mit den meisten Einwohnern.
Mit dem Bauboom im Hegerfeld kamen auch die Spitznamen für Viertel und Straßen. Schon früh gab es die "Suppengass" – ein Zeichen, dass dort nicht reichsten Menschen wohnten. Bei der späteren Bebauung kamen das "Schläcksbrotviertel" und das "Känguruhviertel" hinzu. Übriugens deutet der Name "Hegerfeld" und das dahinter leigende "In den Reben" auf fruchtbares Gebiet hin.