Gustav Rivinius, geboren 1897, gestorben 1975, leitete das Hausacher Mannesmann-Werk bis 1964. Foto: Repros: Selter

Mannesmann-Werksleiter Gustav Rivinius wurde vor 50 Jahren zum Ehrenbürger ernannt

Hausach. HausSeit Dezember hat Hausach mit dem ehemaligen Bürgermeister Manfred Wöhrle einen neuen Ehrenbürger. Vor ziemlich genau 50 Jahren kam ein Anderer zu dieser Ehre: Gustav Rivinius, der sich um Hausachs Wirtschaft verdient gemacht hat.

Für seine "Verdienste um Wirtschaft und Kultur" wurde Gustav Rivinius, pensionierter Direktor der Firma Mannesmann in Hausach, am 30. Dezember 1967 die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Rivinius hatte die Phase des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Er hatte gute Kontakte zur Mannesmann-Konzernspitze und während des Krieges auch gute Verbindungen zu Wilhelm Zangen. Der hatte die Enteignung der Mannesmann-Inhaber Wolf Netter und Jakobi verhindert. Noch wichtiger war allerdings Rivinius’ gutes Verhältnis zu dem französischen Zwangsverwalter Pingeon. Dieses entwickelte sich so positiv, dass Pingeons Kinder später ihre Sommerferien regelmäßig im Kinzigtal verbrachten.

1947 übernahm Gustav Rivinius die Leitung des Hausacher Werks. Er war vertraut mit den Problemen der Metallindustrie, hatte als gebürtiger Saarländer gute Kontakte nach Frankreich und verstand es, sich in die Mentalität der Schwarzwälder hineinzudenken. Er hatte ein Ziel: Das Werk wieder auf Vordermann bringen. Die Herausforderung war groß: Nach dem zweiten Weltkrieg war das Mannesmannwerk Hausach teilweise durch Bomben zerstört, die Hallen waren verödet und Einrichtungen wurden durch die Alliierten demontiert. Die wenigen Mitarbeiter sorgten mit vielen Tricks dafür, dass so manche Maschinen "nicht brauchbar" waren und der Demontage entgingen.

Die Situation in den 50er-Jahren war hinsichtlich der Fachkräfte im Kinzigtal ähnlich wie heute: Es gab kaum welche. Mannesmann musste rationalisieren und sparen, wo es konnte. Da kamen die ersten italienischen Gastarbeiter gerade recht.

Rivinius kaufte Gelände, baute Hallen, erweiterte den Betrieb, schuf neue Arbeitsplätze und bildete Mitarbeiter aus. Innerhalb kurzer Zeit kehrte in die fensterlosen Hallen wieder Leben ein.

Das Unternehmen konnte seine Produktpalette erweitern: Lager- und Batterietanks, die Kesselproduktion, die Herstellung von Kühlcontainern kamen hinzu. Auch die hergestellten Tanks wurden größer: 10 000- und 100 000-Liter-Tanks wurden hergestellt. Außerdem wurden Stahlschränke und Stapelbehälter sowie Regale für Traktorenteile produziert. Das Geschäft florierte und das war ein Verdienst von Rivinius und seinem leitendem Ingenieur Werner Ricklefs.

Als Nachfolger von Gustav Rivinius wurde statt Ricklefs, der gesundheitlich angeschlagen war, im Jahre 1964 aber Werner Marquard eingesetzt. Der pflegte keine so guten Kontakte zur Konzernspitze wie Rivinius und Ricklefs und die Zahl der damals 600 Beschäftigten nahm im Laufe der folgenden Jahren konsequent ab.

Als Mannesmann neu strukturiert wurde, wurde das Werk dem Thyssen-Konzern angegliedert. Dies verschärfte die negative Entwicklung noch einmal. Die Beschäftigungszahlen gingen bis 1977 auf 320 zurück.

Info: Alle Ehrenbürger der Stadt Hausach

27. September 1862: Dekan und Pfarrer Viktor Schmid, anlässlich seines Abschiedes von Hausach nach 15 Jahren als Stadtpfarrer

 27. März 1933: Reichspräsident Paul von Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler. Die Ehrenbürgerwürde von Hitler wurde durch Beschluss des Gemeinderates vom 21. Februar 2011 symbolisch aberkannt.

30. Dezember 1967: Gustav Rivinius

 Februar 1980: Friedrich Katz senior, der mehr als 50 Jahre Arzt in Hausach war

 Herbst 1984: Constant Chauvin, Bürgermeister der Partnerstadt Arbois

 18. Mai 2006: Bürgermeister a.D. Manfred Kienzle

 25. November 2010: Kurt Klein, Heimathistoriker und Heimatautor, Gründer des historischen Vereins und des Zusammenschlusses "Hausacher Vereine"

 2. Dezember 2017: Bürgermeister a.D. Manfred Wöhrle