Mit Schildern bittet Pfarrer Nobs die Bevölkerung darum, die Augen offen zu halten. Foto: Reinhard

Unbekannte trampeln auf Altardecke, verschmieren Kerzen und verteilen Wachs in Bänken.

Hausach - Nachdem vor einem Jahr Vandalen schon einmal in der Stadtkirche gewütet haben, ist es nun erneut passiert. Es wurden Fußabdrücke auf der Altardecke gefunden und Wachs in den Kirchenbänken verteilt.

Zweimal haben in den vergangenen zwei Wochen Vandalen in der Stadtkirche gewütet. Mesner Markus Klausmann hatte die Schäden entdeckt und Pfarrer Christoph Nobs gemeldet. "Schuhspuren auf der Altardecke lassen vermuten, dass jemand auf den Zelebrationsaltar gestiegen und auf ihm herumgelaufen ist", zählt Nobs auf. "Kerzen und Opferlichter wurden verschmiert und ausgeschüttet, Wachs in den Kirchenbänken verteilt", weiß Klausmann zu berichten.

Schäden schnell beseitigt

Die Schäden wurden sogleich schnell beseitigt. Nichtsdestotrotz ist Nobs alarmiert und hat sofort reagiert: Er hat Hinweisschilder an den Türen angebracht, in denen er die Bevölkerung darum bittet, ein wachsames Auge auf die Stadtkirche zu haben. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass derartiger Unfug in der Kirche getrieben wurde.

Bereits im Sommer des vergangenen Jahres war das Gebäude drei Mal innerhalb von zwei Wochen Ziel von Vandalen geworden. Damals hatten Unbekannte Papier verkokelt, Wachs verteilt und waren auf der Altardecke herumgetrampelt. Das verbrannte Papier, dessen Überreste im Weihwasserkessel und vor den Seitentüren zu finden gewesen waren, waren ein eindeutiger Hinweis darauf gewesen, dass jemand in der Kirche mit Feuer hantiert hatte. Es bestand also eine ernstzunehmende Brandgefährdung. Dieses Mal haben die Vandalen "nur" mit dem Wachs der Opferlichter herumgespielt, "aber mit Kerzen zu hantieren ist auch eine gefährliche Sache", meint Nobs. "Dem muss Einhalt geboten werden." Da die Kirche tagsüber geöffnet ist, damit die Gläubigen sie aufsuchen können, wann sie wollen, müssen die Vandalen ihre Taten am hellichten Tag ausgeübt haben. Nachts ist die Kirche verschlossen. Einen Präsenzdienst wie bei den großen Münstern und Domen gibt es nicht. Konkret bedeutet das, dass zeitweise mehrere Menschen die Kirche besuchen, es aber auch Zeitspannen gibt, in denen nur eine Person oder niemand da ist. Daran wird sich auch erst einmal nichts ändern. Die Kirche soll trotz der Vorfälle weiterhin den Gläubigen zu jeder Tageszeit offen stehen.

Pfarrer will bei neuerlichem Vorfall Anzeige erstatten

Nobs hofft nun, dass auch dieses Mal die Schilder und Presseberichte wie im vergangen Jahr Wirkung zeigen. Nach diesen hatte es nämlich keine weiteren Fälle gegeben. "Falls es wieder einen Vorfall gibt, werden wir allerdings Anzeige erstatten", warnt der Pfarrer. Und wenn die Täter erwischt werden, können sie nicht mit Nachsicht rechnen. Auch in dem Fall wird die Kirchengemeinde sie umgehend bei der Polizei anzeigen.

Vandalismus ist grundsätzlich kein eigener Straftatbestand. Er fällt unter Sachbeschädigung, wie die Polizei Offenburg mitteilt. Sie kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder einer Geldstraße geahndet werden. Dass ein Gericht eine Freiheitsstraße verhängt, sei aber recht selten. Zivilrechtlich muss der Beklagte für den entstandenen Schaden aufkommen. Härtere Strafen gibt es, wenn Vandalen die Kirche in Brand setzen, sei es unbeabsichtigt oder beabsichtigt. Das gilt als Brandstiftung, aber nur, wenn das gesamte Gebäude in Flammen aufgeht. Der oder die Täter müssten dann mit einer Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren rechnen. Bei Sachbeschädigungen in Kirchen hat die Polizei im Ortenaukeris in diesem Jahr bisher 1495 Fälle erfasst.