Die alte Kaplanei stammt aus der Barockzeit und wurde zuletzt im Jahr 2008 notdürftig saniert.Archivfoto: Selter Foto: Schwarzwälder Bote

Kaplanei: Baugenehmigung für Sanierung und Umbau ist eingetroffen / Freude bei Musikschule und Stadt

Die Baugenehmigung für die Umbau- und die Sanierungsarbeiten an der alten Kaplanei in Hausach sind da. Vor allem die Musikschule freut sich. Sie soll In dem Gebäude soll endlich ein Zuhause mit eigenen Räumen finden.

Hausach. Nachdem der Gemeinderat die Abbruch- und Umbauarbeiten an der Kaplanei genehmigt hatte (wir haben berichtet), gibt es in Sachen Kaplanei Grund zur Freude: Wie Hausachs Bürgermeister Wolfgang Hermann, Musikschulleiter Peter Stöhr und Zweigstellenleiter Kathrin Krichel in einer E-Mail mitteilte, ist die "mit Spannung erwartete Baugenehmigung zur Sanierung, Umbau und Umnutzung der Kaplanei zu einer Musikschule vom Landratsamt Offenburg" am vergangenen Freitag eingetroffen. "Somit kann es mit den Bauarbeiten nun richtig losgehen und die seit langer Zeit brachliegende Kaplanei zu einer wirklich schönen Musikschule umfunktioniert werden", freut sich Hermann in der E-Mail.

Er bewertet das Projekt auch in Zusammenhang auf die gesamte städtische Entwicklung positiv: "Der Umbau wird zu unserem bestehenden Großprojekt im Schulcampus ein zusätzlicher Meilenstein von Hausach zur Erweiterung der Themen Musik und Kunst mit Ziel einer weiteren Qualitätssteigerung als Bildungsstandort im Kinzigtal sein."

Auch auf Seiten der Musikschule ist die Freude riesig. "Wir freuen uns total, dass es nun los geht und die Stadt sowie der Gemeinderat so hinter dem Projekt stehen", sagt Kathrin Krichel.

Fassade zur Hauptstraße bleibt erhalten

Die Pläne hätten lange in Offenburg beim Landratsamt gelegen. Sie sei Bürgermeister Hermann dankbar, dass dieser sich immer wieder nach dem Antrag erkundigte und sich um die Genehmigung bemühte, so die Zweigstellenleiterin.

Ähnliches gelte für den Architekten Benjamin Schmider, mit dem Krichel in ständigem Austausch steht. Dieser erläuterte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten die Schwierigkeiten im Rahmen der Baugenehmigung. "Es war der klassische Kampf zwischen Brand- und Denkmalschutz", führt der Architekt aus. Demnach sei für den Raum Dachstuhl ein zweiter Rettungsweg nötig gewesen. Dafür hätte außen am Gebäude eine Treppe angebracht werden müssen. Die Denkmalbehörde sei aber dagegen gewesen.

Schlussendlich habe man sich darauf geeinigt, dass die Hauptstraßenansicht erhalten bleibt und die Anbauten von dort aus nicht zu sehen sind. Die Treppe blieb außen. "Es ist der typische Vorgang, man setzt sich zusammen und findet einen Kompromiss", erklärt Schmider.

"Insgesamt gesehen wird die ursprüngliche Planung beibehalten. Der Musikunterricht wird im Ober- und Erdgeschoss abgehalten, die innere Struktur wird erhalten", so der Architekt. Das Gebäude stamme aus der Barockzeit und die damals erdachte Raumeinteilung werde weitgehend erhalten. Wo momentan der Kaplaneigarten ist, soll ein Flachdachgebäude entstehen. Dort werden die Büroräume der Musikschule untergebracht.

Das Gebäude aus dem Jahr 1784 müsse außerdem kernsaniert werden. "Über Jahre wurden Schicht über Schicht gebaut, deswegen müssen wir komplett entkernen", sagt Schmider.

Schmider geht davon aus, dass der geplante Finanzrahmen eingehalten wird. "Trotz der zusätzlichen Treppe sind wir kostenmäßig momentan neutral, die ersten Gewerke wurden bereits ausgeschrieben", sagt er. Er gibt aber zu bedenken, dass man abschließende Aussagen erst nach der Freilegung der Bausubstanz treffen kann. "Wir haben da aber einen gewissen Puffer eingeplant", versichert er.

Die Sanierung und der Umbau der Kaplanei werden zu 50 Prozent aus dem Landes-Sanierungsprogramm Altstadt gefördert, die anderen 50 Prozent übernimmt die Neumayer-Stiftung. Hans-Jürgen Neumayer habe Schmiders Wissen nach seinen Anteil auch schon überwiesen.

Insgesamt wird für das Projekt mit Kosten von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro gerechnet.

Vielen Bewohnern Hausachs war früher der Weg zur Dorfkirche zu weit. Aus diesem Grund erhielten die "Städtler" einen eigenen Kaplan. Dieser bekam auch ein Wohnhaus, die Kaplanei. Sie wurde 1784 eingeweiht und 2008 das letzte Mal saniert – allerdings für die damals anstehende 750-Jahr-Feier nur "notdürftig". Bis 2015 war sie bewohnt und das Heim von Walter Bettinger. Dieser war Organist. Vor einem Jahr gab Hans-Jürgen Neumayer bekannt, dass er der Stadt Hausach das Gebäude abkaufen wolle, um es zu sanieren und es dann der Stadt wieder zur Verfügung zu stellen, sprich: schenken. Bei Gesprächen über die zukünftige Nutzung waren sich Investor und Kommune schnell einig, dass die Musikschule endlich eigene Räume bekommen sollte. Bis dahin war sie in der Graf-Heinrich-Schule untergebracht und nutzte die Klassenzimmer nach dem Ende des Schulbetriebs. Mit der Ganztagsschule und dem damit verbundenen Nachmittagsunterricht gab es vermehrt Schwierigkeiten in der Koordination der Räume. Doch nicht nur dafür sollte die alte Kaplanei genutzt werden. Das Gebäude soll auch für andere kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen und eine Art "Haus der Kultur" werden, das mit dem Namen Neumayer in enger Verbindung stehen soll. Damit stellt sich Hans-Jürgen Neumayer in die Tradition seiner Eltern Erich und Amanda, die zu Lebzeiten die Neumayer-Stiftung gegründet hatten. Diese fördert Projekte mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung. Später einigten sich Neumayer und die Stadt darauf, dass die Stiftung das Geld für die Sanierung per Spenden zur Verfügung stellt.