Die Hausacher Ultras zünden vor dem Rathaus als "Ghostbusters" ein Feuerwerk und lassen Nebel durch die Hauptstraße ziehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Reihenweise Zuschauer beim Großen Närrischen Umzug. "Kurier"-Redakteurin im Hansele-Häs dabei.

Hausach - Bei bestem Wetter hat der Große Närrische Umzug am Sonntag reihenweise Zuschauer an die Hausacher Hauptstraße gelockt. Tolle Kostümierungen waren da durch die Gucklöcher der Hanselemaske auszumachen. Dröhnend hallt der Sound der "Ghostbusters" von ihrem Motto-Wagen durch die Barbarastraße. Auf dem Weg zum Aufstellungsplatz für den Großen Närrischen Umzug, den Höhepunkt der Hausacher Fasent kreuzen grüßend, lachend, fröhlich Spättle, "Blaue" und Musiker der Narrenkapelle meinen Weg zu den Hansele, zu denen ich diese Fasent gehöre.

 

"Was für ein traumhaftes Wetter", sind alle einer Meinung. Denn der Sonnenschein strahlt den Hansele wie den anderen Hästräger ins Gesicht. Im bunten Treiben wirkt der sonst so weiß-graubraune Winter fast sommerlich. Wären da nicht die Minusgrade, die trotz Pulli und Leggins unterm Häs spürbar sind.

Dann ertönt das Hansele-Lied, der Hausacher Narrenmarsch. "Maske auf", ruft der Obmann. Nun wird’s dunkel. Anders, nicht mehr ganz so kalt ist die Luft zum Atmen. Mit seinem roten Federnwisch am Hut kontrolliert der Obmann die Aufstellung. Hinter dem Bretschelbaum und den kleinen Hansele ohne Maske haben sich wie von Zauberhand zwei Reihen mit gut 40 gelb-roten Hästrägern gebildet.

Nur ein paar Hopser, dann sind wir auf der Hauptstraße. Unsere Glocken klingen laut im Takt. Durch die Gucklöcher sehe ich, wie die Saublodern der Hansele vor mir auf die ersten Zuschauer niedergehen. Die coole Jungs mit lila Haaren weichen meinem nicht mehr ganz so prallen Exemplar geschickt aus. "Narri", lautet unser Ruf. Eine kleine, schüchterne Prinzessin antwortet leise: "Narro". Je weiter wir Richtung Altstadt kommen, umso mehr Zuschauer reihen sich. Sie lachen, freuen sich, rufen den Narrengruß.

Unbewegt und immer gleich blickt meine Maske sie an. Mit schwarzen Augenbrauen und elegant geschwungenem Schnurrbart, wie ein Galan, ein Sich, Lumpenhund, stolz, unbekümmert und schelmisch zugleich. Junge Mädchen am Straßenrand weichen laut kreischend unseren zuckenden Saublodern aus. Mein breites Lächeln wird von der Maske verdeckt.

Wenn der Umzug kurz, wie vor dem Rathaus stoppt, heißt es: Aufpassen, nicht auf den Vordermann laufen. Zur Musik hopsen wir dann auf der Stelle. Oder Schunkeln und holen Zuschauer in unsere Reihen. Ein indischer Tourist freut sich über die Ehre. Der kleine Ritter neben mir scheint ganz benommen.

Hinter der Kirche will ein junger Wilder in fescher Kluft einem anderen Hansele den Haselnussstecken mit Saubloder aus der Hand reißen. Doch jedes Hansele hat so einen Stecken mit einer aufgeblasenen Schweineblase. So verjagen wir den Coolen gemeinsam. Und hopsen weiter.

Unermüdlich tönt das Hansele-Lied, ein wahrer Ohrwurm. Unsere Glocken klingeln im Takt des Hopsers. Ganz schön laut hört sich das an, auch unter dem Kopftuch, mit dem Maske und Hut umgebunden wird. Weil das mit eingeschränktem Sichtfeld nicht ganz einfach ist, helfen sich dabei die Hansele immer gegenseitig.

Nun geht der Umzug dem Ende zu. Was für eine spaßige, schweißtreibende Angelegenheit. Wir ziehen unsere Masken aus. Über den Rücken gehängt bindet man sie am Besten an die oberste Glocke am Gurt. Sonst drückt ihr Gewicht spürbar am Hals.

"Narri", grüßen uns bei der "Eiche" Narrenräte wie Musiker. Sie waren mit Katzenmusik, Narrenpolizei, Narrensamen, Mottowagen mit "E jeder het e Sparren – d’Welt isch e Käfig voll Narre" und Burgfrauen vor uns im Umzug. Hinter uns Hansele kommt ein übermächtiges Meer mit Urmadlee und Spättle. Gegenüber den der Hausacher Traditionsmaske Hansele sind diese Hästräger deutlich in der Überzahl. Vielleicht, weil man freier ist und nicht in der Reihe hopsen muss. Doch auch das hat seinen Reiz und sieht toll aus, gelb, rot, ein wenig grün und klingend mit Glockengurt und Glöckchen. Einfach fröhlich.

Große Freude hat am Großen Umzug aber jede der insgesamt 44 Gruppen. Nach der Hausacher Zunft kommen die Bachdatscher aus Welschensteinach. "Schön, dass ihr da seid", ruft Reiner Allgaier im Hansele-Häs auch ihnen mit einem dreifachen "Narri-Narro" zu. Beim Umzug hat er den erkrankten Obmann Andreas Wessbecher vertreten.

Nun kündigt er von einem Wagen aus Umzugsgruppen wie die Knöpfle aus Kuppenheim, die Schafhammel aus Markgröningen oder die Fischerbacher Giftzwerge an. Tolle Mottowagen rollen durch die Hausacher Hauptstraße. Daunenfedern fliegen, Nebelschwaden strömen aus ihnen. Auf einem steht: "Die Mayas hen uns sche angloge, der Weltuntergangs isch verschobe". Wie gut, sonst hätte es diesen schönen Umzug nicht gegeben.