Reihe: 2020 wird das Goldene Buch von Hausach 50 Jahre alt / Es sind nur noch 18 Seiten frei
Eine wahre Augenweide ist das Goldene Buch von Hausach. Bereits die ersten Einträge aus den 70er-Jahren sind künstlerische Meisterwerke. Bis heute ist das Durchblättern eine Freude. Nicht nur wegen dessen Gestaltung.
Hausach. Auch wenn man es dem in rot-braunes Leder eingebunden Goldenem Buch von Hausach von außen nicht ansieht: Es hat schon einige Jahre auf den Buckel. Der erste Eintrag datiert auf den 5. November 1970. "Das heißt, im kommenden Jahr wird es 50 Jahre alt", sagt Ulrike Tippmann von der Stadtverwaltung, die für das Buch zuständig ist und es in ihrem Büro verwahrt.
Auf der ersten Seite steht aber ein Vorwort des Schwarzwaldmalers und Mundartdichters Eugen-Falk Breitenbach. Er war es auch, der die folgenden Seiten immer wieder mit einer Bleistiftskizze versehen hat, die hauptsächlich Ansichten und Landschaften Hausachs zeigen. #Der erste Eintrag im Buch stammt von einem Don-Kosaken-Chor, der im November 1970 einen Auftritt in Hausach hatte. Alle Sänger haben unterschrieben. Ähnlich geht es weiter: Bereits einen Monat später gab es ein gemeinsames Konzert der Bodensee-Sinfonie Konstanz mit dem Chor Liederkranz. Der war damals noch ein reiner Männerchor, aber schon da findet sich ein bekannter Name in den Unterschriften: Peter Lohmann, der den Chor jahrzehntelang leitete sowie mit den RGG-Musicals etliche Talente förderte. Bekannte Namen begegnen dem Leser des Goldenen Buchs auch bei der Fasents- eröffnung, die ebenfalls ihren Weg in das Werk gefunden hat: Narrenvater war damals noch Otto Kittler und Sekretarius Helmut Leib, der die Chronik der Narrenzunft verfasst und den Burgertreff erschaffen hat.
Wer weiterblättert, stößt wie bei einem Spaziergang durch Hausachs Geschichte auf viele historische Ereignisse im Städtle, die im Goldenen Buch festgehalten wurden – wie zum Beispiel den Eingliederung Einbachs im Juli 1971. Auch die Eröffnung des Hallenbads im Juni 1984 hat einen Eintrag. Von 1976 bis 1983 gibt es allerdings keine Einträge. Warum, kann auch Tippmann nicht beantworten. Sie erinnert sich aber noch genau an den Besuch des damaligen Baden-Württembergischen Innenministers Dietmar Schlee, als sie neu in der Hausacher Stadtverwaltung war.
Spatenstich für Tunnel und Verkehrsfreigabe
"Damals war ich noch im Meldeamt tätig und war bei diesem Anlass als Trachtenträgerin im Schäppel mit dabei", erzählt sie.
Ein historisches Ereignis, das ebenfalls im Goldenen Buch zu finden ist, ist auch der "Tunnelanschlag", der Spatenstich für den Hausacher Sommerbergtunnel am Donnerstag, 4. Juli, 1991. Unterschrieben haben unter anderem natürlich Manfred Kienzle und seine Frau Christina. Nicht weniger bedeutsam war die Verkehrsfreigabe des Tunnels, die im Dezember 1999 erfolgte.
Im Goldenen Buch findet sich neben den Namen vieler bekannter Hausacher und Politiker auch Prominenz aus Kunst und Kultur. 2003 besuchte der Autor Martin Walser den Leselenz und trug sich bei dieser Gelegenheit ein.
2004 übernahm der Hausacher Glasmaler Helmut Hacker, der auch die Wappen im Sitzungssaal des Hausacher Rathauses gefertigt hat, die künstlerische Gestaltung des Goldenen Buchs. Er verschönerte es aber nicht nur mit Skizzen, sondern verfasste auch die Einträge in Frakturschrift.
Neben Politik, Kunst und Kultur durften auch sportlich Verdiente im Goldenen Buch unterschreiben, so wie der Volleyball-Nationalspieler Markus Steuerwald, der 2012 an den Olympischen Spielen teilnahm. Auch einer der jüngsten beiden Einträge stammt von einem Sportler: Der Mountainbiker Felix Klausmann, der in diesem Jahr Deutscher Meister im Eliminator-Sprint wurde.
"Es ist hauptsächlich der Bürgermeister entscheidet, wer sich ins Goldene Buch eintragen darf. Aber auch der Gemeinderat kann Vorschläge machen", erklärt Hausachs Verwaltungschef Wolfgang Hermann. Es sollten vor allem herausragende Persönlichkeiten, hoher Besuch oder verdiente Bürger der Stadt ihren Weg in die Seiten finden. "Grundsätzlich soll es ein Ehrbuch bleiben", betont Hermann.
Wer es ins Goldene Buch der Stadt Hausach schaffen will, muss sich aber beeilen: Es sind nur noch 18 Seiten frei. Danach wird die Stadt ein neues Goldenes Buch anschaffen.
Die meisten Gemeinden haben eines, oft führt es aber ein sehr zurückgezogenes Dasein: das Goldene Buch. Bei Ehrungen und Empfängen rückt es kurz in den Mittelpunkt, wenn sich verdiente Bürger oder Besuch aus Gesellschaft und Politik mit einem Eintrag verewigen. Für die Reihe "Blick ins Goldene Buch" hat unsere Redaktion einen Blick auf die Seiten geworfen – und spannende Einträge gefunden.