Abgabe von Kohle nur noch gegen Berechtigungsschein
Die Mannesmann-Führung beabsichtigte, das Hausacher Werk zu verkaufen; davon wurde jedoch wegen der hohen Rüstungsaufträge und der damit verbundenen Auslastung letztlich abgesehen. Das Walzwerk wurde stillgelegt, die Arbeitskräfte übernommen und umgeschult, sodass nur noch Fertigung stattfand.
Personell war das Werk überbesetzt. Bei einer Betriebsprüfung wurde festgestellt, dass zu viel Bier getrunken worden sei, bei der Hitze an den Walzen nicht verwunderlich. Sondervergünstigungen wurden gestrichen, so durfte die Abgabe von Kohle an die Belegschaft nur noch gegen Berechtigungsschein erfolgen. Die Mieteinnahmen für die fünf Wohnungen im Herrenhaus und die 30 Werkswohnungen in der Netter- und der Jacobistraße wurden ebenfalls neu festgelegt und strenger eingetrieben. 1940 waren in Hausach 20 Angestellte und 206 Arbeiter beschäftigt. Im Lauf des Kriegs war eine große Zahl an Zwangsarbeitern hier tätig.
Bei Kriegsende war das Werk stark beschädigt, Aufträge gab es nicht, Material war kaum erhältlich – trotz guter Kontakte zur Eisenhandlung Schmid, die zuvor stets Rohstoffe beschafft hatte. Diese Kontakte nutzte Diplom-Ingenieur Werner Ricklefs, der in Hausach während des Kriegs in führender Stellung beschäftigt war, auch aus: Er bezog für das Mannesmann-Werk in Berlin die Firma Eisen-Schmid als Lieferanten.
Direktor Gustav Rivinius erhielt die Stelle als Werksleiter in Hausach durch Zuspruch des französischen Aufsichtsratsmitglieds Paul Pingon. Er kannte Rivinius von den Röhrenwerken in Bous (Saar) und machte sich bei Wilhelm Zangen für Rivinius’ Berufung stark. Persönlich standen sich Rivinius und Pingon sehr nahe und pflegten enge Kontakte. So nützten die beiden Enkel von Pingon, die in Paris lebten, die Ferienzeit, um am Gymnasium Hausach, damals unter Dr. Reck, den Deutschunterricht zu besuchen.
Unter Rivinius, späterer Ehrenbürger der Stadt, kam das Werk zu neuer Blüte, wurde wieder größter Arbeitgeber Hausachs. Rivinius’ Kontakte zur Konzernspitze waren sehr intensiv und führten zur Namensgebung der Wilhelm-Zangen-Straße.
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