Bei der Elfemess in Hausach zogen dieses Jahr rund 200 Teilnehmer durchs Städtle (linkes Bild). Ingrid Schmeck berichtet von freundlichen Gesprächen (rechtes, obe). Die Zeichnungen fertigte sie mit Tintenstiften an.Fotos: Reinhard, privat Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Die Künstlerin Ingrid Schmeck aus Lübeck hält die Hausacher Elfemess künstlerisch fest

Einen außergewöhnlichen Teilnehmer hat die Elfemess am Fasentsmontag gehabt. Die Künstlerin Ingrid Schmeck folgte dem langen Zug durchs Städtle und fertigte dabei besondere Zeichnungen an.

Hausach. Sie fielen sofort auf: Die hellhaarige, zierliche Frau und ein jüngerer, männlicher Begleiter – sie mit einem Notizblock und Stift in der Hand, er mit einer Kamera und einem Rollkoffer. So folgten sie dem Zug der Elfemessler durchs Städtle. Doch sie waren keine Journalisten und auch keine Fotografen. Ingrid Schmeck und ihr Sohn Robin hatten den weiten Weg aus Lübeck auf sich genommen, um die Elfemess in Hausach hautnah zu erleben.

Schmeck ist frei schaffende Künstlerin und Grafikerin und obwohl der Norddeutsche im Allgemeinen nicht gerade für seine Liebe zu Fasching, Karneval oder Fastnacht bekannt ist, ist Schmeck eine wahre Veteranin in Sachen Narretei. "Seitdem ich 1975 das erste Mal den Basler Morgenstraich besucht habe, bin ich jedes Jahr unterwegs, um die Fastnacht künstlerisch zu entdecken, vor allem im Schwäbisch-Alemannischen Raum", berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie lässt sich jedes Jahr vor der Fasent den Narrenfahrplan aus Bad Dürrheim kommen und stellt sich dann aus den darin enthaltenen Terminen eine Agenda auf, wann sie was besucht, "so wie es eben in meinen Zeitplan passt", erzählt sie.

Nachdem sie in der Region schon Hornberg, Gengenbach und Wolfach besucht hat, hat es sie nun auch nach Hausach verschlagen. Dort erlebten die beiden die Elfemess.

Beide wussten nicht, was sie erwartet

Und diese beeindruckte sie nachhaltig. "Ich wusste vorher nicht, was genau uns erwartet und wir waren beide sehr neugierig. Ich hatte die Elfemess in Wolfach schon einmal erlebt, aber die in Hausach war etwas ganz Anderes. "Etwas in der Form haben wir noch nie erlebt", berichtet sie.

Besonders gefallen habe ihr dass alle gemeinschaftlich froh waren und alle mitmachen. Und dass alle zwar anders, aber ähnlich angezogen waren, "das war sehr stimmig", so Schmeck. "Die Verkleidungen mit den Rücksäcken, das Vesper-Teilen in den Gaststätten – wenn ich das mit anderen Umzügen vergleiche, ist das in Hausach schon speziell", findet die Künstlerin.

Positiv aufgefallen sei ihr auch die Narrenkapelle, die "außerordentlich schön und gut gespielt" habe. Mehrmals sei sie von den Teilnehmern auch angesprochen worden. "Alle waren sehr freundlich und interessiert", fasst Schmeck die Gespräche zusammen. Die ganze Elfemess, die durchaus mal neun Stunden dauern kann, hätten sie und ihr Sohn nicht mitbekommen. Da sie immer mit dem Zug reisen, müssten sie sich nach dessen Fahrplan richten. Sie seien den tippelnden Narren vom "Schwabenhans" über die Kinzigbrücke bis zum Ratskeller gefolgt. Wie Schmeck berichtet, habe sie dabei mehre Zeichnungen mit dem Tintenstift angefertigt. Gerade sei sie dabei, diese "mit ein bisschen Farbe" zu versehen. Die Elfemess zu zeichnen, sei keine leichte Aufgabe gewesen, denn die Teilnehmer seien immer in Bewegung gewesen. "Das ist ziemlich anstrengend, da man sich da sehr konzentrieren muss", führt die Künstlerin aus. Ihr Sohn Robin unterstützt sie bei ihrer Arbeit, reicht ihr Dinge an und fotografiert Szenen auch mal. Die Fotos dienen Schmeck später als Gedächtnisstützen. So kann sie zum Beispiel die Farben von Strümpfen nachvollziehen.

Sohn ist mit der Fasent groß geworden

Ihr Sohn sei mit der Fasent quasi groß geworden und von klein auf bei ihren Reisen dabei. Vor dem Tod ihres Mannes seinen sie immer zu dritt unterwegs gewesen, mittlerweile planen sie ihre Reisen zu zweit. "Für Robin gehört die Fastnacht mittlerweile einfach dazu und er hat sich extra frei genommen", so Schmeck. Sie will Hausach auf jeden Fall noch einmal einen Besuch abstatten. "Dieses Gefühl des Frohsinns und der Freundlichkeit war einmalig", sagt sie.

Was sie mit den bei der Elfemess entstandenen Zeichnungen machen wird, weiß sie noch nicht. "Am liebsten würde ich sie in der Region ausstellen." Sie könnte sich auch vorstellen, sie in ein Buch mit gesammelten Zeichnungen zur Fastnacht aufzunehmen.

Ingrid Schmeck wurde 1944 in Posen geboren und ist eine deutsche Zeichnerin und Grafikerin. Sie studierte laut Wikipedia von 1962 bis 1967 an der Muthesius-Werkkunstschule in Kiel sowie 1971 bis 1973 an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg. Seit 1974 ist sie als freischaffende, bildende Künstlerin in Lübeck und im europäischen Ausland tätig. Seit 1975 unternimmt sie Studienreisen nach Griechenland, in die Schweiz und entlang der Ostsee- und Mittelmeerküsten. In Häuser- und Stadtansichten hat sie eine unverwechselbare, multiperspektivische Darstellungsform entwickelt. Neben urbanen Themen tauchen seit den 1990er-Jahren europäische Pflanzenwelten in ihrem Werk auf. Ein Schwerpunkt sind Erscheinungsformen europäischer Fasnacht, insbesondere der Brauchtümer im alemannischen Raum, in Basel und in Luzern. Seit 1975 besucht sie den Basler Morgestraich.