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Schreibtischbesuch bei Hausachs Stadtschreiber Nils Mohl

Schriftsteller werden wollte er schon seit seiner Schulzeit. Jugendromane schreiben? Das konnte sich Hausachs Stadtschreibers Nils Mohl ursprünglich gar nicht vorstellen. Er mag selber keine Literatur, die Jugendlichen den erhobenen Zeigefinger zeigt. Also hat er es anders gemacht.

Hausach. Im Molerhiisle hat der Hamburger in den vergangenen drei Monaten vor allen Dingen an Ideen für weitere Bücher gearbeitet. "Das ist der spannendste Teil der Arbeit", erklärt Mohl. Dieses erste Stadium des Schreibens ist seiner Ansicht nach "im Grunde wie beim Schneeball fassen". Zudem hat der 45-jährige Stipendiat des Hausacher Leselenzes Poetik-Vorlesungen an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe vorbereitet. Diese Arbeit als Dozent ist an das Stipendium geknüpft.

Mohls Jugendroman "Es war einmal Indianerland" wurde 2012 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. "Das Buch war ein Überraschungserfolg", berichtet Mohl. Im vergangenen Sommer verfilmte Regisseur Ilker Çatak das Buch. Mohl wirkte am Drehbuch mit. Mitte dieses Jahres kommt der Film in die Kinos. Wie kann es sein, dass der Hamburger zunächst gar keine Jugendliteratur schreiben wollte?

"Ich bin Schriftsteller und Erzähler", sagt Mohl. Er habe sich nie als Jugendbuchautor gefühlt, "obwohl ich das bin", schmunzelt der dreifache Familienvater. "Ich hatte ehrlich gesagt erst Angst, mit einem Jugendroman als Künstler zweiter Klasse beerdigt zu werden", gibt er zu. Bei diesem Genre hatte er immer Bücher vor Augen, die "schlimmstenfalls in Schulen" gelesen werden, sich um Mobbing oder Magersucht drehen und die jungen Leser mit dem Zeigefinger ermahnen wollen, so Mohl.

Dann ist es ganz anders gekommen: Mohl hatte nach seinem Studium an Universitäten in Kiel, Tübingen, Berlin und Weimar zunächst zehn Jahre als Werbetexter gearbeitet, nebenbei in verschiedenen Genres geschrieben, aber nichts veröffentlicht. "Ich habe mich immer als Schriftsteller verstanden, und nicht als Werbetexter", betont der Hamburger.

Der erste Erfolg stellte sich 2000 ein, als Mohl für eine Kurzgeschichte, eine Liebesgeschichte zwischen Jugendlichen, den Limburg-Preis der Stadt Bad Dürkheim erhielt. Die Geschichte erschien in einem Sammelband, durch den der Rowohlt-Verlag auf ihn aufmerksam wurde. Die Leiterin der Jugendbuchabteilung sei auf ihn zugekommen und fragte, ob er einen Jugendroman schreiben möchte. Mohl zögerte zunächst, entwarf aber ein Exposé und bekam gleich darauf einen Vertrag: "Es war einmal Indianerland" kam 2010 heraus und wurde ein Erfolg. Der Hamburger hängte vor zweieinhalb Jahren seinen Beruf als Werbetexter an den Nagel und ist seitdem hauptberuflicher Schriftsteller.

Was unterscheidet Mohls Stil von anderen Jugendromanen? "Bei ›Es war einmal Indianerland‹ geht es um einen 17-jährigen Boxer, dem in einem Sommer sein ganzes Leben um die Ohren fliegt", erzählt der Hamburger. "Die Geschichte ist nicht linear erzählt, sondern wird aus mehreren Puzzleteilen zusammengesetzt", erklärt Mohl. "Wenn man als Erwachsener auf seine Jugend zurückblickt, erscheint einem diese Phase in einer geraden Reihenfolge. In dem Augenblick, in dem man 17 Jahre alt ist, weiß man nicht, was als nächstes passieren wird.". Mittlerweile ist aus dem einen Jugendroman die "Stadtrand-Trilogie" geworden, in denen Mohl Geschichten über das Erwachsenwerden erzählt.

"Als Schriftsteller wünscht man sich schon, dass die Leser etwas erstaunt, beglückt und interessiert. Aber ich wünsche mir persönlich, dass meine Romane nicht von wohlwollenden Tanten verschenkt werden, sondern der Leser alleine auf sie zugeht", so der Autor. Bei "pädagogisch wertvollen" Büchern bekomme man den Eindruck, dass es für alle Probleme auch Lösungen gibt. Mit seiner Arbeit möchte er vor allen Dingen Erfahrungen teilen.

Hausach ist für den Hamburger ein Ort, "den ich mit vielen positiven Eindrücken verbinde". Es sei unglaublich, was die Einheimischen ihm an Wertschätzung entgegen bringen. "Wir Stadtschreiber werden nicht als komische Vögel empfunden", lacht der Schriftsteller. Er finde, dass Hausach Glück hat, José F.A. Olivier zu haben, "der mit großen Engagement etwas für die Stadt und seine Menschen macht", so Mohl.