Blick nach innen, Blick nach außen: Andrea Karimé lässt die Terassaentür gerne offen, um beim Schreiben nach draußen zu schauen. Und die Passanten riskieren den einen oder anderen Blick ins Molerhüsle. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtschreiber: Andrea Karimé beantwortet fünf Fragen zu sich und ihrem Aufenthalt in Hausach

Hausach. Drei Monate lang wohnen die Hausacher Stadtschreiber jeweils im Molerhüsle. Um sie vorzustellen und zubzeigen, was sie während ihres Aufenthalts alles erlebt haben, stellt der Schwabo ihnen fünf Fragen – einmal bei ihrer Ankunft und einmal bei ihrer Abreise. Heute ist die Kölnerin Andrea Karimé dran, die seit Montag in Hausach lebt.

Als welche literarische Figur würden Sie Hausach gerne kennen lernen?

Mary Poppins wäre schön. Über die Stadt fliegen und Bilder speichern unterm Mantel. Oder Fräulein Dill, ein deutschtürkisches altes Fräulein, das eine Tasche besitzt, in der sie Wörter sammelt, die Wörterhandtasche. In die Luft gewebte Sprache von Hausach klauben und verarbeiten, das würde mir gefallen.

Wie schnell kann man Sie enttäuschen?

Nun, "seufz", schnell. Aber das ist ein kurzlebiges Gefühl. Ich bin nicht nachtragend, so ein Enttäuschungsgefühl kommt und geht wieder, es nistet sich nicht ein.

Was wollen Sie während Ihres Stipendiums finden und was wollen Sie verlieren?

Wörter Wörter Himmelörter will ich finden. Ich meine, Zeit für Texte. Auch die nicht lichtverschmutzte Nacht würde ich gern finden. Klänge und Licht oder auch Nichtlicht und Stille. Die brauche ich für mein neues Buch. Und verlieren will ich die Hektik.

Wie viele Postkarten wollen Sie während Ihres Aufenthalts schreiben und an wen?

Huch, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Digitale Postkarten gibt’s natürlich bei Instagramm und Facebook, ich nenne die Karigramme. Aber analoge ja, da bringen sie mich auf eine Idee. Ich werde also auch analoge Postkarten verschicken, mindestens zwei. Eine an meine Mutter nach Kaufungen und eine meinem Patenkind. Sie ist gerade in eine neue Wohnung in Köln gezogen und freut sich sicher über Letterlinge im Kasten. Ach ja, und die kleine wortliebende Tochter eines Kollegen kriegt eine, sie schreibt mir immer so schön. Da schicke ich dann die Adresse hin.

Was oder wer ist Ihrer Meinung nach ein Schwarzwälder?

Der Mann auf der Kirschtorte meiner Oma war der Schwarzwälder für mich als Kind. Ihre Lieblingstorte war die Schwarzwälder, und manchmal wohnte da in der Sahne ein kleiner schwarzer Mann, also ein Schornsteinfeger. Ein schwarzer Mann auf der weißen Torte. Das war für mich der Schwarzwälder. Aber was der Schwarzwälder wirklich ist weiß ich nicht genau. Das werde ich ja vielleicht hier herausfinden. Die Fragen stellte Charlotte Reinhard.