Bildung: Gymnasiasten aus dem Kinzigtal fliegen nach Istanbul / Besuch des Topkapi-Palasts am ersten Tag
Für neun Schüler der zwölften Klassen der Beruflichen Gymnasien Hausach/Wolfach ist am Mittwoch der Gegenbesuch zum neunten Schüleraustausch mit dem Istanbuler Lisesi-Gymnasium gestartet. Vergangenes Jahr waren die türkischen Schüler im Kinzigtal zu Gast.
Hausach. Am Flughafen wurde die Delegation aus dem Kinzigtal bereits sehnsüchtig von den Austauschpartnern erwartet. Dann ging es mit dem Schulbus auf die gut einstündige Fahrt vom asiatischen Teil der Millionenmetropole hinüber in die Istanbuler Altstadt zum ehrwürdigen Istanbul Erkek Lisesi (IEL). Den deutschen Fernsehzuschauern ist das imposante Gebäude dieses Istanbuler Gymnasiums bekannt als Kulisse der Krimiserie "Mordkommission Istanbul", deren Episoden in den Schulferien dort gedreht werden.
Am ersten Austauschtag standen die römische Zisterne, die Hagia Sophia und der Topkapi-Palast, einst Sitz des Sultans des Osmanischen Reiches, auf dem Programm. Mehr als 2000 Jahre europäischer Geschichte sind auf wenigen hundert Metern konzentriert und fußläufig vom Lisesi-Gymnasium erreichbar, in dem auch das Mittagessen in der Schulkantine eingenommen wurde.
Der Schulcampus steht auch an den weiteren Tagen im Mittelpunkt des Austauschs. Beim Filmfestival und dem großen Sportfest in der nächsten Woche tauchen die Kinzigtäler Schüler tief in die besondere Schulgemeinschaft am IEL ein, mit kleineren Texten werden sie ab Montag über ihre Erfahrungen berichten. Die begleitenden Lehrer Hans-Michael Uhl und Matthias Dorn – seit 14 beziehungsweise acht Jahren im Austausch aktiv – freuten sich auf das Wiedersehen mit den drei Ortslehrkräften Nese Akseki, Esma Nur Cayli und Nurgül Kunt.
Am Istanbul Erkek Lisesi (IEL) besteht für besonders begabte türkische Schüler die Möglichkeit, neben dem türkischen auch das deutsche Abitur abzulegen. In ihren letzten vier Schuljahren werden sie zur Vorbereitung auf die deutsche Hochschulreife von Lehrern, die aus Deutschland entsandt werden, unterrichtet. Viele von ihnen nutzen diese Chance, um anschließend in Deutschland zu studieren beziehungsweise später für ein deutsches Unternehmen zu arbeiten.
Schon zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs und des Osmanischen Reichs bemühte man sich darum, junge Türken – seit einigen Jahrzehnten auch junge Türkinnen – auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Berlin und Istanbul vorzubereiten.
Der Austausch zwischen den Kaufmännischen Schulen Hausach und dem Istanbul Erkek Lisesi geht auf die Initiative des Lehrers Helmut Friedl zurück, der vor seiner Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen Hausach (1995 bis 2003) am Istanbul Erkek Lisesi tätig war. Er organisierte 2001 einen Austausch der beiden Schulen, der dann zuerst von ihm und später vom stellvertretenden Schulleiter Michael Bauer weitergeführt wurde. Seit 2005 ist Hans-Michael Uhl verantwortlich dafür, dass im zweijährigen Turnus zwölf bis 15 Schüler aus der Eingangsklasse des Wirtschaftsgymnasiums sich mit etwa gleichaltrigen Schülen aus Istanbul treffen. Im ersten Jahr kommen die türkischen Jugendlichen nach Hausach, im darauffolgenden sind die Deutschen zu Gast in Istanbul.