Für die Familienlesung hatte Schrocke ihr Buch "Die Welt steht Kopf in der Elternschule" mitgebracht. Foto: Störr

Kinder- und Jugendbuch-Stadtschreiberin Kathrin Schrocke liest Familien aus ihrem Werk vor

Hausach - Mit einer äußerst unterhaltsamen Familienlesung hat sich Kathrin Schrocke als Hausacher Stadtschreiberin verabschiedet. Bevor es für sie endgültig zurück in die Heimat geht, wird sie am Mittwoch an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe vortragen.

Leselenz-Kurator José F. A. Oliver begrüßte Bürgermeister Wolfgang Herrmann zu seiner ersten Veranstaltung im Rahmen des Leselenzes. Schrocke startete ihre Lesung mit einem Fahndungsaufruf nach Junes, der ihr ein selbst gemaltes Bild zukommen ließ. Bei ihm würde sie sich gerne persönlich bedanken, kennt aber die Adresse nicht. Auf Anraten des Publikums wird sie nun in der Hausacher Graf-Heinrich-Schule nach dem Jungen fragen.

Auf wie viele unterschiedliche Weisen ihre Bücher entstehen, erzählte die Autorin äußerst unterhaltsam. Einmal waren gerade alle ihre Freunde verliebt, das andere Mal hatte das Telefon geklingelt und ein Verlagsmitarbeiter hatte sie angerufen. "Und dann ist es wie eine riesig lange Hausaufgabe. In einer bestimmten Zeit muss eine bestimmte Seitenzahl geschrieben sein."

Für die Familienlesung hatte Schrocke ihr Buch "Die Welt steht Kopf in der Elternschule" mitgebracht. "Die Geschichte ist mir nicht eingefallen, weil mir langweilig war und sie hat auch keiner bei mir bestellt", erklärte sie. Die Begebenheit habe ihr jemand erzählt, als sie für eine lange Zugfahrt vergessen hatte, ein Buch einzupacken.

Und dann folgte die Vorstellung ihrer späteren Hauptperson Florian, der ihr alleinreisend seine Erlebnisse berichtet und anschließend geschenkt habe. "Zuhause habe ich mich dann gleich an den Computer gesetzt und alles für euch aufgeschrieben", leitete sie zur Lesung über.

Zunächst lernten die Kinder Frau Kokolowski kennen, die in der Geschichte als ältere Dame Schulbedarf der besonderen Art produzierte und ausschließlich an Kinder verkaufte. Blaumach-Pillen, Abschreib-Lupen, Zeugnis-Radierer oder ferngesteuerte Kreide waren in ihrem Sortiment, in den Töpfen auf dem Herd kochten Radiergummibrei, Knetmasse oder Knallfrösche. Sie ist Florians Freundin, auch wenn er selbst erst zehn Jahre alt ist. Seine Mutter hat kein Verständnis dafür und immer wieder gibt es Streit – bis sich Florian wünscht, dass er einmal der Erwachsene wäre und dann die Mutter herumkommandieren würde.

Schrocke verstand es bestens, die Kinder durch Fragen mit einzubinden, erklärte schwierige Begriffe wie Asphalt, Kreuzworträtsel oder Gesundheitsamt und begann den zweiten Teil der Lesung mit einem chaotischen Morgen. "Auch die Sonne schien kaputt zu sein, weil sie so hell war", las die Autorin. Doch das war nichts gegen die Erwachsenen, die sich völlig verrückt benahmen und immer wieder für viel Gekicher bei den Zuhörenden sorgten. "Könnt ihr euch vorstellen, was da passiert ist?", fragte Schrocke in die Runde. "Die alte Frau hat ein Mittel erfunden und alle haben das getrunken, damit die Kinder nicht mehr in die Schule müssen", wurde vermutet.

Die Autorin erzählte in groben Zügen, wie die Geschichte weiter geht und was es mit der Elternschule auf sich hat. Abschließend erklärte sie anhand von Schokolade und Gummibären, warum ihr Buch unter dem Pseudonym Armina Paul veröffentlicht wurde.

Info: Das ist das Stipendiat

José F. A. Oliver erklärte zu Beginn der Lesung die Modalitäten eines dreimonatigen Stadtschreiberstipendiums im Molerhiesle. Auf die drei Stipendienplätze bewerben sich jedes Jahr etwa 90 Schriftsteller. Während des Aufenthalts gibt es eine monatliche Apanage von 1500 Euro. Damit verbunden ist außerdem ein Stipendium für Literatur an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe. In der Bewerbung zum Hausacher Stadtschreiber-Stipendiat muss von den Autoren ein Fragebogen ausgefüllt werden. Die Jury hatte Kathrin Schrockes seitenlange Antwort auf die Frage "Welche Kinderbuchfigur hätten Sie gerne erfunden?" ebenso beeindruckt wie die Angabe, dass sie von ihren Händen aufgrund der Gebärdensprache das Beherrschen grammatischer Regeln gelernt habe.