Riccardo Ciccotelli und seine Katze Mauz. Das kleine Loch zwischen den Augen nimmt man kaum wahr. Foto: Agüera Oliver

Unbekannter schießt Katze mit Luftgewehr zwischen die Augen. Wie durch ein Wunder überlebt der Vierbeiner.

Hausach - "Hingerichtet und doch noch am Leben". So beschreibt die promovierte Steinacher Tierärztin Christel Henniger den unglaublichen Angriff auf eine Katze am Bühlhof. Mit einem Luftgewehr wurde aus nächster Nähe präzise zwischen die Augen der Katze geschossen. Wie durch ein Wunder blieb das Geschoss vor dem Gehirn stecken und das Tier überlebte.

Seit fünf Jahren lebt Mauz bei Riccardo und Margit Ciccotelli am Hausacher Bühlhof. Als Freigängerin ist sie gern drinnen und draußen. "Sie ist allerdings nur im Umkreis von 200 Metern unterwegs", berichtet Riccardo Ciccotelli.

Als das Ehepaar am Freitag die Katze belämmert auf dem Katzenbaum im Wohnzimmer liegen sieht, wissen die beiden sofort, dass etwas nicht stimmt. Dann entdecken sie zwischen den Augen ihrer Katze eine zwei bis drei Millimeter große Wunde. Ihr kleiner Vierbeiner blutet außerdem leicht aus dem linken Nasenloch.

Auch bei Tierärztin Christel Henniger läuten sofort sämtliche Alarmglocken und der "schreckliche Verdacht" hat sich mit der Röntgenaufnahme ihres Kollegen von der Haslacher Fachtierklinik für Kleintiere, Jörg-Wolfgang Schäffner, bestätigt. Wie sich herausstellt, muss die zutrauliche Katze dem Schützen gegenüber relativ ruhig gewesen sein.

"Das Geschoss entstammt einem Luftgewehr. Wäre es nur wenig tiefer eingedrungen, hätte es den vorderen Teil des Großhirns, den sogenannten Frontallappen verletzt. Da bei der Katze die Stirnhöhle sehr klein ist, liegt das Großhirn der Kopfoberfläche unmittelbar benachbart", so die Tierärztin. Der Frontallappen erfülle motorische Funktionen, er steuert und kontrolliert also Bewegungen. Er gilt auch als Sitz der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens. Manche Wissenschaftler würden diese Region beim Menschen als "Organ der Zivilisation" bezeichnen, erklärte Henniger. "Möglicherweise liegt beim Täter in dieser Hirnregion ein Schaden vor, den er bei seinem Opfer glücklicherweise nicht erzielen konnte", verschafft sich die Tierärztin empört Luft. Noch sei nicht sicher, ob das Geschoss nicht weiter wandert und die Katze dies überleben wird. "Eine Operation wäre mit einem zu großen Risiko verbunden", erklärt sie.

Das Motiv des Schützen sei jedenfalls weder bekannt noch nachvollziehbar. Auch Riccardo Ciccotelli und seine Frau sind wütend und zornig. "Die Fassungslosigkeit ist jedoch noch viel größer", sagt der 55-Jährige und stellt sich immer wieder die Frage: "Wie kann man so etwas nur fertigbringen?".

Noch ist die Katze in der Wohnung, die Katzenklappe verschlossen. Doch als Freigänger streift Mauz immer wieder an der Tür und der Klappe vorbei und will unbedingt nach draußen. "Ein mulmiges Gefühl bleibt", betont Ciccotelli.

Dass auf Katzen geschossen wird, sei keine Seltenheit, bestätigte die Tierärztin. Manche Geschosse bleiben jahrelang unentdeckt in muskulären oder knöchernen Strukturen liegen. Fraglich sei nun, ob es sich am Bühlhof um eine Einzeltat handle. Deshalb rufen die Ciccotellis und die Tierärztin Henniger alle Hausacher, insbesondere im Gebiet "Am Bühlhof", um Mitwirkung bei der Aufklärung dieser Straftat, auf. "Wer Katzen besitzt, soll bitte auch kleine Wunden kontrollieren lassen", rät die Tierärztin.

Die Polizei hat bereits die Ermittlungen aufgenommen. Zeugen werden gebeten, sich an eine Polizeidienststelle zu wenden. Die Beamten in Haslach sind erreichbar unter der Telefonnummer 07832/ 97 59 20.