Mitglieder von sieben Selbsthilfegruppen, Ärzte und Vertreter von Kliniken und von "Gesundes Kinzigtal" sind am Erfolg des Projekts "Selbsthilfefreundlichkeit" beteiligte Partner. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Medizin: Projekt fördert Zusammenarbeit von Selbsthilfegruppen mit Ärzten und Kliniken

Im Rahmen einer Feierstunde sind am Mittwochnachmittag in der Hausacher Gesundheitswelt die Zertifikate zur "Selbsthilfefreundlichkeit" verliehen worden. Im Gesundheitssystem tragen Selbsthilfegruppen zum besseren Therapieverständnis bei.

Hausach. Der Kontakt mit ebenfalls Betroffenen befördert die psychosoziale Stabilisierung der Patienten. Oftmals entsteht der Kontakt der von einer Diagnose sprichwörtlich überwältigten Patienten mit einer Selbsthilfegruppe aber eher zufällig.

In diesem Kontext hatte sich vor exakt drei Jahren die "Gesundes Kinzigtal" gemeinsam mit sieben Selbsthilfegruppen auf den Weg gemacht, in einem Pilotprojekt Ärzte und Kliniken, ("die Versorger") mit den Selbsthilfe-Organisationen noch enger zu verzahnen. Nach zahlreichen Steuerkreis-Sitzungen, Fortbildungen und Diskussionen erhielten die Beteiligten jetzt den Lohn für ihre Grundlagenarbeit.

Zertifikate werden überreicht

Antje Liesener, die Leiterin der Bundeskoordinationsstelle Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen, war eigens aus Berlin angereist, um den Pionieren im Kinzigtal die Zertifikatsurkunden zu überreichen.

Die Münchner Psychologin und Organisationsberaterin Monika Bobzien hatte den Prozess über drei Jahre begleitet, Saskia Hynek für das "Gesunde Kinzigtal" und Héctor Sala von der Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen beim Ortenaukreis diskutierten mit den teilnehmenden Ärzten, den Vertretern der sieben Selbsthilfegruppen und des Wolfacher Johannes-Brenz-Heims sowie der Nordracher Reha-Klinik Klausenbach die Ausgestaltung möglicher Qualitätskriterien.

Für die Zertifizierung wurden "must have"-Anforderungen an ein selbsthilfefreundliches Netzwerk formuliert und weiteres Entwicklungspotenzial ("nice to have") aufgezeigt. Im letzten Schritt mussten alle Partner ihre gestarteten Projekte selbst bewerten und mögliche Stolpersteine identifizieren.

Da bei zwei weiteren ebenfalls 2016 gestarteten Projekten die Partner ausgestiegen waren, kam dem verbliebenen Projekt besondere Bedeutung zu. Liesener dankte den Beteiligten ausdrücklich für ihr Durchhaltevermögen, denn der Zeitraum musste von zwei auf drei Jahre gestreckt werden.

Ergebnisse fließen deutschlandweit ein

Auf Basis der jetzt vorgelegten Ergebnisse werde nicht nur das etwas sperrige Zertifikat "Selbsthilfefreundlichkeit für regionale Versorgungssysteme" verliehen und zukünftig in regelmäßigen Abständen überprüft. Die Ergebnisse würden auch deutschlandweit in die Projektarbeit mit anderen Nicht-Krankenhaus-Arztnetzen einfließen. Für die ehrenamtlichen Selbsthilfegruppen hob Sala in seinen Dankesworten den Umstand hervor, dass diese über die ganze Laufzeit in den Prozess eingebunden waren und ihre Expertise auch bei zahlreichen Ärzte-Fortbildungen gefragt war.

Dies gibt Anlass zur Hoffnung, dass in den Arztpraxen künftig mehr als nur Broschüren der Selbsthilfegruppen ausliegen werden. Der Kriterienkatalog "Selbsthilfefreundlichkeit" sieht für die Patienten ausdrücklich die Kontaktanbahnung mit den Gruppen durch einen Ansprechpartner in der Praxis vor.

Auf der Webseite des "Gesunden Kinzigtals" wird eine Übersicht der ortenauweit rund 200 Selbsthilfegruppen zugänglich sein. Auf der Seite www.selbsthilfe-ortenau.de/Gruppen/Gruppen-von-A-Z sind die Angebote aufgelistet.

■Selbsthilfegruppe "Frauen mit Krebs"

■Männergruppe Offenburg/Lahr

■Selbsthilfegruppe für Diabetiker, Hausach

■Selbsthilfegruppe Asthma und Allergie

■Selbsthilfegruppe Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Ortenau/Kehl

■Aktion Multiple Sklerose Erkrankter Landesverband

■AMSEL-Kontaktgruppe Ortenaukreis