In der Hausacher Stadtkirche und in Hornberg ist momentan nur ein hauptamtlicher Seelsorger tätig. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg geht / Probleme auch bei Protestanten

Das kam überraschend: Die Gemeindereferantin der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg Claudia Rieger wechselt zum Jahresanfang nach Haslach. In ihrer alten Wirkungsstätte hinterlässt das einen personellen Engpass. Und Fragen.

Hausach/Hornberg/Haslach. Rieger war im September 2016 als Gemeindeassistentin während ihrer Berufeinführungsphase nach Hausach gekommen und wurde im Juli dieses Jahres als Gemeindereferentin beauftragt. Damit war sie für Schulunterricht, das Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch, die Ministrantenarbeit, die Schülergottesdienste und Seelsorgearbeit zuständig.

  Abwesenheit Riegers: Ende Oktober konnte sie allerdings nicht mehr zur Arbeit erscheinen. Im kirchlichen Nachrichtenblatt vom November wies Pfarrer Christoph Nobs darauf hin, dass die hauptamtliche Seelsorge aus diesem Grund nur eingeschränkt wahrgenommen werden könne. Alle Termine von Rieger, insbesondere die im Rahmen des Präventionsprojekts, wurden bis auf Weiteres abgesagt. Gottesdienste fanden wie bisher statt. Die Betreuung der Erstkommunikanten, der Schülergottesdienste des Weihnachtsmusicals und die Vorbereitung auf die Weihnachtszeit mussten anderweitig organisiert werden. Die meisten Aufgaben übernahm Pfarrer Nobs, der nun als einziger hauptamtlicher Seelsorger in den Gemeinden tätig war. Das blieb bis Dezember so.   Wechsel der Referentin: Am 29. Dezember verkündete Nobs in einer Mail der Seelsorgeeinheit, dass Rieger zum Anfang 2019 von Hausach nach Haslach wechseln würde. Im Anhang der Mail befand sich ein Schreiben Riegers an die Pfarrgemeinderäte, in dem sie sich verabschiedete und für die vergangenen Jahre bedankte. "Ich habe Mitte Dezember vom Erzbischöfliches Ordinariat die Mitteilung erhalten, dass Frau Rieger nach Haslach geht", erklärte Nobs auf Anfrage des Schwabo. Gewusst hatte er im Vorfeld nichts davon. "Das habe ich so nicht erwartet", sagte er. Eine Gemeindereferentin müsse nämlich nicht bei ihm kündigen, sondern einen Stellenwechsel bei der Erzdiözese in Freiburg beantragt. Laut deren Pressestelle kann sich ein Gemeinderferent für eine ausgechriebene Stelle bewerben. Die Versetzung wird dann seitens des Dienstgebers ausgesprochen.

  Außerordentliche Sitzung: In den Gottesdiensten am 29. und 30. Dezember gab Nobs die Information über Riegers Wechsel dann auch an die Gläubigen weiter und traf sich mit dem Vorstand des Pfarrgemeinderats, um sich zu beratschlagen. Der Vorstand kam überein, mit dem gesamten Pfarrgemeinderat Maßnahmen zu diskutieren und lädt am Mittwoch, 9. Januar, zu einer außerordentlichen Pfarrgemeinderatssitzung ein (siehe Info). In dieser soll eruiert werden, wie die Überbrückungszeit gestaltet werden soll. Bis Sommer 2019 werde die Seelsorgeeinheit nämlich wohl keine neue Kraft bekommen, erklärt Nobs. Im Januar werde die Stelle ausgeschrieben, dann folge erst einmal die Bewerbungsphase. "Mindestens bis dahin bin ich die Hauptkraft in der Seelsorge", so Nobs.

Desweiteren müssten auch mittel- und längerfristige Lösungen für den Personalmangel besprochen werden. "Wir werden in der Sitzung die Bedürfnisse der Gläubigen eruieren und Ressourcen abklären – dies vielleicht auch unter dem ökumenischen Aspekt", lässt der Pfarrer durchblicken.

Evangelische Gemeinde: Denn nicht nur in der katholischen Gemeinde herrscht Not. Auch die Protestanten haben Probleme: Diakonin Doris Müller wird Ende Februar, spätestens im März, in den Muterschutz gehen. Die Stelle wird damit auf unbestimmte Zeit nicht besetzt. Und im September hatte das Pfarrerehepaar Imke und Mirko Diepen seinen Abschied genommen, um nach Heidelberg zu ziehen. Seitdem gibt es keinen evangelischen Pfarrer in Hausach, eine Vertretung aus Schiltach übernimmt die Gottesdienste. In absehbarer Zeit sei kein neuer Pfarrer in Sicht, so Schulpfarrer Hans-Michael Uhl. "Es gibt nicht viele, die in das Kinzigtal drängen", sagt Uhl, der vor allem für den Religionsunterricht an den Schulen zuständig ist. Auch die evangelische Gemeinde fahre ein "Notprogramm".

  Austausch: Uhl bestätigt, dass die evangelische Gemeinde und Nobs in Kontakt stünden. Er und der katholische Pfarrer wollen sich am heutigen treffen, um Möglichkeiten zu besprechen. "Am 20. Januar startet eine neue Gottesdienstreihe mit dem Titel ›Ortsgespräche‹ und an diesem Termin soll es über ökumenische Grenzüberschreitungen gehen. Dabei wollen Nobs und ich uns nicht nur mit alten Hürden befassen", blickt Uhl voraus. Not herrsche auf katholischer und evangelischer Seite, "aber Not ist eine Chance, aus der Konstrukte entstehen können", meint Uhl.

 Situation in Haslach: In Haslach wird durch den Wechsel Riegers die Not gemindert. Auch hier hatte es nämlich mehrere Monate lang keinen Gemeindereferenten gegeben, nachdem Anke Haas im Sommer 2018 ihren Abschied genommen hatte. Die erste Bewerbungsphase war nicht erfolgreich gewesen, wie Pfarrer Helmut Steidel in der Pfarrgemeinderatssitzung im Oktober verkündet hatte (wir haben berichtet). Zu Anfang des Jahres sollte eine erneute Ausschreibung folgen. Das wird mit dem Antritt von Rieger nicht mehr nötig sein. Sie selbst wollte zu ihrem Wechsel zunächst nichts sagen und auch vom Haslacher Pfarramt erfolgte zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme. Pfarrer Helmut Steidel ist im Urlaub.

Die außerordentliche Sitzung des Pfarrgemeinderats inklusive der vier Gemeindeteams der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg findet am Mittwoch, 9. Januar, um 19 Uhr im Hornberger Pfarrheim statt. Die Tagesordnung umfasst unter anderem eine Information zum Ende der Tätigkeit von Gemeindereferentin Claudia Rieger, eine Darstellung der neuen Situation, Sofortmaßnahmen des Pfarrers und eine Debatte mit Klärung und Beschlüssen.