Der Feuersalamander kommt im Kinzigtal relativ häufig vor. In manchen Laubwäldern sind bis zu 1000 Exemplare pro Hektar zu finden. Foto: Symbol: Thieme

BUND-Vortrag zu Amphibien im Kinzigtal und deren Schutz. Kleine Gewässer erhalten.

Hausach - Straßen sind nicht die einzigen Probleme, mit denen Amphibien derzeit kämpfen. Landschaftsökologe Hubert Laufer sprach in einem Vortrag über Schutzmaßnahmen für die gefährdeten Kriecher.

Karl-Heinz Wössner vom Vorstandsteam des BUND begrüßte die rund 20 Anwesenden und betonte die Bedeutung der Amphibien für heimische Ökologie. "Man könnte sagen, was soll’s, so viel Aufwand für einen Frosch, einen Molch. Aber es sind die kleinen Tiere im Nahrungskreislauf, bei denen es zum Problem wird, wenn sie dem Nahrungskreislauf entnommen werden", sagte er.

Landschaftsökologe Hubert Laufer stimmte dem zu und ergänzte: "Jeder Tier hat für sich eine Berechtigung, hier zu leben. Darüber hinaus profitiert der Mensch aber auch direkt von den Amphibien". Als Beispiel nannte er die Zauneidechse. Wenn eine Zecke an ihr gesaugt hat und als nächsten Wirt einen Menschen befällt, überträgt der Parasit keine Borreliose. Zauneidechsen produzieren Abwehrstoffe gegen diese Krankheit. Momentan untersuchten Forscher, ob diese Fähigkeit zur Herstellung eines Impfstoffs verwendet werden kann.

Feuersalamander

Dann kam Laufer auf die im Kinzigtal lebenden Amphibien-Arten zu sprechen. Er begann mit dem auffälligen, gelb-schwarzen Feuersalamander, der im Kinzigtal manchmal eine rötliche Färbung hat. "Er kommt im Kinzigtal relativ häufig vor", so Laufer. Feuersalamander gehörten zu den wenigen Arten, die keine Eier legen, sondern lebende Larven in Fließgewässer oder sauerstoffreiche Gewässer entlassen.

Bergmolch

Der Lebensraums des Bergmolchs sei trotz seines Namens die Eben. Er bevorzugt kühleres Klima und heftet seine 50 bis 100 Eier an Grashalme. Der Fadenmolch habe eine ähnliche Lebensweise wie der Bergmolch.

Gelbbauchunke

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Laufer die Gelbbauchunke. Deren Erkennungsmerkmal sei eine herzförmige Pupille. Sie lebe am liebsten in kleinen Gewässern, typischerweise in Steinbrüchen, Kiesgruben und auf Truppenübungsplätzen. Sie fühle sich auch in den Pfützen in den Fahrspuren von Vollerntern wohl. Baden-Württemberg sei laut Laufer Unken-Land: Fünf Prozent der gesamten Weltpopulation lebten dort, in gesamt Deutschland gar 25 Prozent der Weltpopulation. "Sie ist der Rotmilan der Amphibien", fasste der Landschaftsökologe zusammen. Das bedeute aber nicht, dass die Unke nicht gefährdet ist. Die Klimaveränderung im Rahmen der globalen Erwärmung machen ihr zu schaffen, insbesondere die zurückgehenden Niederschläge im Sommer. Aus diesem Grund gibt es immer weniger Kleingewässer. Aber auch der Mensch habe seinen Beitrag für diesen Rückgang geleistet. Er hat kein Interesse an kleinen Seen oder Tümpeln und schüttet kleinere im Rahmen der Landwirtschaft oft zu.

Erdkröten seien vielleicht die einzige Art, die in den vergangenen 100 Jahren vom Menschen profitiert hat. Die Kröte bevorzugt großes Gewässer.

Laubfrosch

Laubfrösche kämen im Kinzigtal nicht so häufig vor und lebten vor allem in rheinnahen Gebieten. Ihr Bestand sei aber auch stark rückläufig, genau wie der des Moorfrosches.

Grasfrosch

Die anspruchslosen Grasfrösche seien noch relativ häufig, aber das bedeute nicht, dass es früher mehr gegeben hätte. "Es ist die Art, deren Zahl am meisten zurückgegangen ist", erklärte Laufer. Im Kinzigtal gebe es noch keinen direkten Nachweis, aber er sei sich ziemlich sicher, das Grasfrösche hier lebten. Gleiches gelte für den kleinen Wasserfrosch.

Kreiselmäher

Als Feind aller Amphibien nannte Laufer die Kreiselmäher. "Sie sind gerade für Frösche katastrophal", sagte er. Beweidung sei viel vorteilhafter. "Aus diesem Grund müssen wir hinkriegen, dass Beweidung für Landwirte wieder lukrativ wird." Das Nicht-Einsetzen von Kreiselmähern könne den Amphibien helfen. Der Erhalt und die Schaffung von kleineren Gewässern sei eine einfach Maßnahme, die gerade der Gelbbauchunke massiv unterstützt. Gewässerkomplexe aus mehreren kleinen und großen Wasseransammlungen stellten sicher, dass immer ein Lebensraum für die Unken vorhanden ist, auch wenn die Sonne die kleineren Pfützen austrocknet.

Straßen

Auch das Thema Straßen ließ Laufer nicht unerwähnt: deren tödliche Wirkung werde jedes Frühjahr offenbar. "Straßen sind Amphibienkiller", fasste er zusammen. Die Schutzzäune mit den im Boden eingelassenen Eimern seien allerdings keine dauerhafte Lösung. Der Aufwand sei zu hoch und es gebe zu viele Kleinigkeiten, die bei dieser Maßnahme beachtet werden müssten. Dauerhaft helfen würden Durchlässe und Leitsysteme.

Alle in Baden-Württemberg lebenden 19 Amphibienarten stünden unter Schutz. Laufer hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung des BUND beispielsweise bei Bauvorhaben hervor. "Je eher die Bauherren wissen, das jemand das korrekte Vorgehen in Artenschutzfragen kontrolliert, desto mehr werden sie darauf achten, dass zuverlässige Gutachten erstellt werden", meinte er abschließend.