Nicole Armbruster und der Zeitzeuge Wolfgang Rosenkötter, der selbst als Kind nach Freistatt geschickt wurde, verstehen sich gut. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Hausacher Drehbuchautorin freut sich über Preise / Tendenz geht nun zu einem Film in Baden-Württemberg

Von Christine Störr

Hausach. Die Hausacherin Nicole Armbruster lebt seit 15 Jahren in Berlin und ist als Drehbuchautorin erfolgreich. Im Gespräch mit dieser Zeitung freut sie sich über Preise, verrät, dass vielleicht auch ein Buch zu ihrem Film "Freistatt" erscheinen wird und spricht über ihr nächstes Projekt.

Vor zwei Jahren hatte sie den Deutschen Drehbuchpreis für ihr Werk "Freistatt" bekommen. Mittlerweile wurde das Drehbuch verfilmt und gleich doppelt ausgezeichnet. Beim Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken hat "Freistatt" überzeugt und den Publikumspreis sowie den Preis der Jugendjury gewonnen.

"Es ist toll, dass beide Preise für so ein hartes, historisches Drama verliehen wurden", freute sich Nicole Armbruster. Jeder Preis, den der Film gewinne, werde dem ganzen Team um Regisseur Marc Brummund verliehen. Schließlich seien an der Entstehung eines Filmes sehr viele Menschen beteiligt.

Der Publikumspreis freue sie besonders, lasse er doch auf ein entsprechendes Interesse in den Kinos hoffen. In Anbetracht von 42 000 Festivalbesuchern, die nach dem Besuch eines Filmes ihre Bewertung abgeben haben, erscheint diese Hoffnung berechtigt.

Nominiert neben 15 weiteren Filmen in der Kategorie "Langfilm" entschied sich auch die Jugendjury für "Freistatt" und begründete: "Ein Film, der uns von Anfang an in den Bann gezogen hat." Dass er auf wahren Begebenheiten beruhe, sei schockierend und empörend zugleich und rege zum Nachdenken an. Hinter dem beschönigenden Ausdruck "Fürsorgeheim" verberge sich Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch, Gefangenschaft und Tod.

Nicole Armbrusters Arbeit sei nach zwei Jahren mit dem Schreiben des Drehbuches beendet gewesen, auf die Dreharbeiten selbst habe sie keinen Einfluss mehr gehabt. "Marc hat mir hin und wieder Vorschlag-Demotapes geschickt, zu denen ich meine Meinung gesagt habe, aber das war alles."

Was ihr furchtbar schwer gefallen sei, war das Kürzen der Originalversion kurz vor Drehbeginn. "Wir hatten 30 Drehtage und ein Budget von zwei Millionen Euro zur Verfügung." 40 Minuten habe sie zusammenstreichen müssen, von der ihr jede Minute schwer gefallen sei. "Es ist ganz furchtbar, wenn man so viel rausstreichen muss", erklärt die Hausacherin.

Beim Schreiben hat Nicole Armbruster bereits geahnt, dass die Verfilmung des Stoffes schwierig werden könnte, umso größer sei die Freude über die Umsetzung gewesen. "Zu Beginn hatte ich so meine Zweifel, ob das zu finanzieren wäre." Der Deutsche Drehbuchpreis habe dann entscheidend beigetragen, weil auf einmal viele Leute auf "Freistatt" aufmerksam geworden wären und Gelder generiert werden konnten. Die Herausforderung sei sehr groß gewesen, zumal es Marc Brummunds Debüt als Langfilm war.

Derzeit gibt es erste Überlegungen, ein Buch zum Film zu veröffentlichen, in dem dann auch Zeitzeuge Wolfgang Rosenkötter zu Wort kommen soll. Bei der Filmpremiere am 25. Januar sei er dabei gewesen und habe sich nach den 104 Filmminuten den nicht enden wollenden Fragen des Publikums gestellt. "Es zeigt einfach, dass der Film die Menschen bewegt und das Interesse sehr groß ist", freut sie sich.

Auf ihre Verbindungen in die Heimat angesprochen, beginnt die Wahl-Berlinerin zu erzählen. Von ihrer Ankunft in der Bundeshauptstadt vor 15 Jahren, die aufgrund der damaligen Mai-Krawalle sehr beeindruckend gewesen wären, von ihrer kleinen Tochter, die ihre Zeit ganz anders takte, von der Familie in Hausach, zu der sie engen Kontakt halte und die sie regelmäßig besuche und von vielen Eindrücken aus dem Schwarzwald, die sie bei ihrer Arbeit immer wieder beeinflussten. So arbeite sie zwar immer an mehreren Projekten gleichzeitig, aber die Tendenz gehe eindeutig zu einem Film, der in Baden-Württemberg angesiedelt sein soll.