Johannes Fechner (sitzend, rechts) besuchte Walter Börold (sitzend, Zweiter von rechts) im Seniorenzentrum in Hausach. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Bundestagsabgeordneter besucht Seniorenzentrum und ältestes SPD-Mitglied Südbadens

Das älteste SPD-Mitglied Südbadens hat der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner im Seniorenzentrum in Hausach besucht. Seine Stippvisite nutzte er auch, um mit den Heimverantwortlichen über das Pflegestärkungsgesetz zu sprechen.

Hausach. Fechner war auf Einladung von SPD-Gemeinderätin Brigitte Salzmann nach Hausach gekommen, die ihn nach der Landtagswahl in Bayern kontaktiert hatte. Da Seniorenpflege laut Fechner eines der "Topthemen" im Bundestag sei, stattete er dem Seniorenzentrum am Schlossberg einen Besuch ab – nicht zuletzt aber auch, weil dort mit dem 102-jährigen Walter Börold das älteste SPD-Mitglied Südbadens lebt. "Ich möchte auch mal so alt werden wie Sie", scherzte Fechner mit Börold. "Allein, um die B 33-Umfahrung in Haslach noch erleben zu können." Das Durchschnittsalter der Heimbewohner beträgt laut Leiter Dietmar Haas 90 Jahre.

Haas nannte dem Politiker auf Anfrage einige Stammdaten der Einrichtung. Demnach existiert sie seit rund zehn Jahren und war eine der ersten im Kreis, das nach dem Hausgemeinschaftskonzept aufgebaut wurde. Konkret bedeutet das, dass es jede der sechs Wohngruppen eine eigenständige Küche hat, in denen Hauswirtschafterinnen alle Mahlzeiten zubereiten. "Es wird nur frisch gekocht und die Bewohner helfen bei der Erstellung des Speiseplans", betonte Haas. Generell herrsche eine "familiäre Atmosphäre".

Dass es von der Politik gewollt sei, dass nur Schwerstpflegebedürftige in Heimen betreut werden, habe in mehrfacher Hinsicht Auswirkungen auf die Arbeit des Pflegedienstes. Der ambulante Dienst muss höchst flexibel sein; aufgrund der Arbeitsdichte sei des desweiteren schwierig Kräfte ins Heim zu bekommen. Der neue Personalschlüssel ändere daran wenig, zumal die Erhöhung zu Lasten der Bewohner falle. "30 Prozent von ihnen sind Sozialhilfeempfänger", verdeutlichte Haas. Außerdem könne kein Heim es sich heutzutage leisten, unter Tarif zu zahlen. Er betonte in diesem Zusammenhang: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, wir entlohnen nach Tarif."

Ohne ausländische Mitarbeiter ginge es mittlerweile nicht mehr, aber deren Anstellung bringe weitere Probleme mit sich. So sei seien die meisten von ihnen gelernte Krankenpfleger und verließen Hausach nach spätestens drei Jahren wieder, um in die Großstädte zu gehen – zuvor habe der Arbeitgeber aber viel Zeit investiert, um dem Angestellten beispielsweise eine Wohnung zu organisieren. Würde das Seniorenzentrum als Arbeitgeber sich nicht darum kümmern, würde die Mitarbeiter angesichts der Wohnungsknappheit niemals eine finden. "Die ausländischen Mitarbeiter sind eine große Hilfe, aber es ist Arbeit, sie zu integrieren. Wenn man anständige Angestellte will, muss man Zeit investieren", fasste Haas zusammen.

"Diese Klagen sind uns nicht neu", meinte Fechner. "Aber wir glauben, dass wir mit dem Pflegestärkungsgesetz etwas Gutes geleistet haben", meinte er. Damit bezog er sich insbesondere auf die neuen Pflegestufen. Der Abgeordnete ist der Meinung, dass eine Ausbildung im Pflegebereich nichts kosten sollte und die Pflegekassen die Gebühren übernehmen sollten. Desweiteren regte er an, einmal eine Schicht im Seniorenzentrum zu hospitieren. Leiter Haas und Pflegedienstleiterin Manuela Schuller nahmen dieses Angebot nur zu gerne an.

Mit den deutschen Pflegestärkungsgesetzen soll schrittweise die Situation von Pflegebedürftigen, Angehörigen sowie Menschen, die in der Pflege arbeiten, verbessert werden, unter anderem durch die bessere Anerkennung für das Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit. Unter anderem wurden die drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt und ein neues Begutachtungsverfahren eingeführt.