Gemeinsam mit Altenpfleger Heinz Beese (links) kontrolliert Walter Seiter vom MDK die Füße eines Bewohners. Foto: Schäfer Foto: Schwarzwälder-Bote

Medizinischer Dienst der Krankenversicherung kontrolliert stationäre Alteneinrichtungen / Rundgang in Hausach

Von Julia Schäfer

Hausach. "Wo ist der Chef?" Die Mitarbeiter des Hausacher Seniorenheims eilen über die Flure und suchen den Heimleiter. Grund für die Aufregung: Eine unangemeldete Prüfung steht an. Zwei Mitarbeiter vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) stehen vor der Tür – routinemäßig und ohne dass es Beschwerden gab.

Heim- und Pflegedienstleiter Dietmar Haas ist an diesem Morgen nicht im Haus am Schlossberg – er bringt noch eben seine Kinder in die Kita. Die Verwaltungschefin musste überraschend zum Arzt. Also empfängt Altenpflegerin Manuela Schuler die beiden Prüfer. Um ihnen die Wartezeit zu verkürzen, bis der Chef kommt, gibt es eine Tasse Kaffee. Walter Seiter und Tanja Färber machen es sich also erst einmal gemütlich.

Ruhig sind die beiden sowieso. Lehnen sich zurück und genießen den heißen Kaffee. So beginnen sie im Idealfall immer eine Kontrolle. "Das bringt Ruhe in die Prüfung. Die Mitarbeiter werden meistens nervös, wenn sie hören, wer wir sind. Da ist es gut, wenn wir einen demonstrativ ruhigen Eindruck hinterlassen", erklärt Seiter. Er packt seinen Laptop aus, öffnet ihn und beginnt schon mal mit den Vorbereitungen.

"Wir prüfen auf einer Ebene", sagt er. Der MDK sei kein Dienst, der von oben herab Vorschriften mache. Alles, was er den Heimen als Handlungsanweisungen mit auf den Weg gebe, könne er begründen. Und er ist vom Fach: "Ich bin ja selbst seit 30 Jahren Krankenpfleger und kenne das Gefühl gut, überprüft zu werden."

Fünf Bewohner werden bei der eintägigen Kontrolle genauer unter die Lupe genommen. Zehn Prozent der 50 Bewohner aus allen drei Pflegestufen werden befragt, begutachtet und ihre Akten durchgeschaut. Die Auswahl erfolgt zufällig: Ein Heimmitarbeiter nennt eine Zahl, und Seiter zählt auf seiner nach Pflegestufen geordneten Bewohnerliste nach unten.

Walter Seiter verteilt Lob und Anregungen

Das MDK war in diesem Heim noch nie: Erst vor knapp eineinhalb Jahren eröffnete das Haus am Schlossberg – Neuland also für die Prüfer und das Seniorenzentrum. Im Gespräch mit Heimleiter Haas klärt Seiter jetzt die wichtigsten Fragen: Gibt es einen pflegerischen Schwerpunkt? Wie sieht das Programm zur Freizeitgestaltung aus? Können die Bewohner ihre Zimmer und den Wohnbereich individuell gestalten? Gibt es verschiedene Mahlzeiten zur Auswahl? Dutzende solcher Fragen stellt der MDK-Mitarbeiter, lässt sich Formulare und Handlungsanweisungen zeigen, spricht mit Hauswirtschafterinnen und Ergotherapeuten.

Viele Dinge, die in seinem Computerprogramm abgefragt werden, sieht Seiter auch ohne dass er nachfragen muss: Das alte Büfett im Aufenthaltsraum im dritten Stock und ein Sessel verraten ihm beispielsweise, dass die Bewohner eigene Möbel mitbringen können. Bei anderen Punkten gibt Seiter Anregungen, was noch besser gemacht werden kann. "Sie bieten in Ihrem Haus viel an, sie könnten Ihr Angebot jedoch deutlicher formulieren", sagt er zur Freizeitgestaltung. Außerdem lobt er viel. "Ein sehr fortschrittliches Konzept", gesteht er dem Haus zu. Ruhiger wird Haas dadurch nicht.

Wie ein Tiger im Käfig streift der Heimleiter während der weiteren Prüfung in den Wohngruppen um die beiden MDK-Mitarbeiter herum. Dabei hat er keinen Grund, nervös zu sein. Die beiden sehen den Termin nicht nur als Prüfung, sie wollen vor allem beraten. Ruhig arbeitet Seiter sich durch die Akten eines 70-Jährigen, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt. Nachdem er die Akten begutachtet hat, will der den Menschen zu den Papieren kennenlernen. Dabei geht es ihm vor allem darum, ob der Mann mit der Pflege zufrieden ist. Gleichzeitig schaut er, ob die dokumentierten Leistungen auch wirklich erbracht wurden.

"Alles schön gepflegt", lautet das Urteil

Dazu schaut er sich die Füße des Mannes an, um zu kontrollieren, ob die dokumentierte Hilfe bei der Wäsche auch wirklich erbracht wird – wird sie. "Alles schön gepflegt", findet der Prüfer.

Bis Ende Dezember sollen alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland getestet werden. Ab dem kommenden Jahr sind diese Kontrollen per Gesetz dann jedes Jahr fällig. Die Ergebnisse werden auf den Internetseiten des Medizinischen Dienstes unter www. mdk.de oder in verschiedenen Portalen wie www.pflegelotse.de mit Schulnoten veröffentlicht. Das System soll offenlegen, wie Seniorenheime mit ihren Bewohnern umgehen – auch als Entscheidungshilfe für Angehörige.

Bei der Kontrolle in Hausach hat Seiter keine Auffälligkeiten gefunden. "Das wird wohl ein gutes Ergebnis." Wer das Resultat einsehen will, muss sich allerdings noch gedulden. Erst wenn eine Clearingstelle und das Heim den Bericht gelesen haben, werden Noten veröffentlicht.