Mit einer Vesperplatte mit Kaninchenwürsten gewann Decker den Titel Deutscher Meister. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Kaninchenzüchter Jürgen Decker sahnt bei Bundesschau in der Kategorie "Fleischerzeugnisse" ab

Er wollte etwas Neues wagen, Kaninchenfleisch auch bei jungen Menschen salonfähig machen und wurde dafür Deutscher Meister. Der Hausacher Jürgen Decker hat bei der Bundeskaninchenschau mit seinen Fleischprodukten aus kräftig abgeräumt.

Hausach. Die Schau fand bereits Mitte Dezember statt und wie die Hausacher Kleintierzüchter jetzt mitteilten, hat der Verein dabei einen Riesenerfolg zu verkünden: Sein stellvertretender Vorsitzender Jürgen Decker bekam nicht nur das beste Exponat bescheinigt, er wurde auch Deutscher Meister in der Sparte "Erzeugnisse aus Kaninchenfleisch". Er erhielt für zwei Ausstellungsstücke jeweils die Traumnote von 98 Punkten und bekam neben dem Deutschen Meistertitel auch den Ehrenpreis des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Decker züchtet Kleinwidder-Kaninchen in verschiedenen Farben, genau wie sein Sohn Rolf-Ludwig und seine Nichte Denise. Mit ersterem fuhr er nach Karlsruhe zur Bundesschau, bei der 28 000 Kaninchen ausgestellt wurden. Doch Decker fuhr ohne Tiere, auch wenn er sie vorher angemeldet hatte. "Sie waren in der Haarung", erklärt er. Witterungsbedingt wechselten die Kaninchen ihr Fell, was bei gewissen Kriterien oft zu Punktabzug führen kann. "Da wollte ich ihnen den Stress nicht sinnlos antun."

Dass er aber trotzdem zur Schau fuhr, hatte einen besonderen Grund. Decker ist nicht nur Kaninchenzüchter, sondern auch Preisrichter und Metzgermeister. Er hatte Kontakt zum Präsidenten der Deutschen Rassekaninchenzüchter Bernd Graf aufgenommen, da er sich dafür einsetzte, die Kategorie 1a, bei der ganze Schlachtkörper von Kaninchen vorgestellt werden, aus dem Bewertungskatalog zu streichen. Im Sinne der Nachhaltigkeit, der Hygiene und vor allem unter moralischen Aspekten findet Decker es nicht mehr zeitgemäß, ganze geschlachtete Tiere mehrere Tage lang bei einer Ausstellung herumliegen lassen zu müssen, so dass sie hinterher nicht mehr verwertet werden können.

Auch bei der Kategorie 1b – "Produkte aus Kaninchenfleisch", bedürfe es einiger Überarbeitungen, führt er aus. "Ich wollte Impulse in die Richtung geben, wie Produkte aus Kaninchenfleisch optimiert werden und zeitgemäßer werden können", so Decker, "oder dass die Kategorien gleich ganz aus dem Katalog entfernt werden." Nur wenige Züchter würden sich an diesem Wettbewerben noch beteiligen. Graf habe vielen von Deckers Punkten zugestimmt und versprach, sich zusammen mit der verantwortlichen Kommission Gedanken zu machen.

Kategorien bedürfen einer Überarbeitung

Bei einem Gespräch mit einem befreundeten Preisrichter machte dieser dem Hausacher Metzgermeister einen Vorschlag, der Decker elektrisierte und von der Idee des Streichens des Kategorie abbrachte. "Er fragte mich, ob ich nicht meine Wurst aus Kaninchenfleisch bei der Bundesschau ausstellen wolle, um damit zu zeigen, wie die Standards zeitgemäß angepasst werden könnten. Und da fühlte ich mich als Metzger doch an der Ehre gepackt". Deckers "Hasenwurst" ist äußerst beliebt bei Familie und Kollegen. Er nahm erneut Kontakt zu Graf auf, erklärte ihm, dass er Ideen habe, wie Kaninchenfleisch salonfähiger werden könne, er dafür aber das Entgegenkommen der Preisrichter benötige, gerade in Bezug auf den zeitlichen Abstand zwischen Zubereitung und Vorstellung der Produkte. Die erforderlichen Zugeständnisse bekam Decker und mit "Streetfood" aus Kaninchenfleisch – "Pulled Rabbit", Burgern und Hot Dogs – sorgte Decker auf der Bundesschau für Furore, vor allem weil das Essen quasi vor Ort zubereitet wurde. Alles dafür Erforderliche hatte er von zu Hause mitgebracht: einen Kugel- und einen Kontaktgrill sowie einen Kühlschrank.

Das war aber noch nicht alles: Als echter Schwarzwälder stand es für ihn außer Frage, dass er auch ein echtes Schwarzwälder Bauernvesper ausstellen würde. Für beide Exponate erhielt Decker schließlich jeweils die Traumnote von 98 Punkten, mit seinem Streetfood heimste er den Titel Deutscher Meister ein. "Das erfüllt mich mit Stolz, aber ich muss sagen, dass ich auch den Ehrgeiz hatte, Meister zu werden", sagt Decker. Mit dem Ehrenteller und die Auszeichnung des besten Exponats habe er allerdings überhaupt nicht gerechnet.

Decker geht es aber nicht um Preise und Zahlen, betont er: "Ich hoffe, dass ich Denkanstöße geben konnte, die Ausstellungsbedingungen so zu vereinfach, dass auch andere in dieser Sparte ausstellen."

Auch Sohn Rolf-Ludwig war beim Wettbewerb dabei und stellte einen Frühstückstisch mit Kaninchenwurst und einem dekorierten Grilltisch vor. Beide wurde mit 97 Punkten bewertet. Damit kommt der Sohne nahe an das Ergebnis des Vaters. Die Familie war in der Kategorie mit insgesamt 116 Exponaten somit äußerst erfolgreich.