Bei der Hausacher Agentur für Arbeit sind nur Termine möglich. Foto: Kleinberger

Lage bei Arbeitsagentur im Kinzigtal ist nach Attacke in Rottweil ruhig.

Hausach/Wolfach - Nach der Messer-Attacke auf die Mitarbeiterin eines Jobcenters in Rottweil stellt sich die Frage nach der Sicherheit in den entsprechenden Einrichtungen. Im Kinzigtal sind Sicherheitsdienste im Einsatz – aktiv werden mussten sie bisher nicht.

"Glücklicherweise gab es noch keine Angriffe auf Mitarbeiter der Arbeitsagentur Hausach", sagt Roswitha Huber, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Offenburg. Deren Agenturen im Kreis verfügen laut Huber über ein internes Alarmsystem für alle Mitarbeiter, es werden Deeskalationstrainings angeboten und Schulungen, wie man mit "schwierigen" Kunden umgehen kann. "Die Experten des Referats Prävention der örtlichen Polizei unterstützen uns durch Tipps für Verhaltensweisen. Dabei werden die Mitarbeiter auf Konfliktsituationen und gefährliche Situationen vorbereitet", so Huber.

Schon seit 1. Januar 2011 finden in Hausach ausschließlich terminierte Beratungsgespräche statt. Das bedeutet: "Die Kunden klingeln, werden über die Sprechanlage zu ihrem Termin bei den Arbeitsvermittlern befragt, erst dann wird die Tür geöffnet", so Huber.

Viele Dinge könnten auch ohne Termin bequem telefonisch oder online von zu Hause aus erledigt werden. Verschärft werden sollen die Sicherheitsvorkehrungen nicht.

In Wolfach betreibt das Landratsamt (LRA) Ortenaukreis eines seiner fünf Jobcenter. Die Kommunale Arbeitsförderung (KOA) betreut Langzeitarbeitslose, informiert deren Gesamtleiter Armin Mittelstädt. Die KOA habe diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so Mittelstädt. In den Dienststellen – auch in Wolfach – sei so zu den Öffnungszeiten ein Sicherheitsdienst dabei. "Diesen Versuch haben wir im Herbst 2018 gestartet", blickt Mittelstädt zurück. "Und er ist bei den Mitarbeitern sehr gut angekommen." Daher habe das Landratsamt entschieden, den Einsatz eines Sicherheitsdients beizubehalten.

Security sorgt in Wolfach für ein gutes Sicherheitsgefühl

Darüber hinaus werden gemeinsam mit dem Präventionsbeauftragten der Polizei Veranstaltungen angeboten, die niedrigschwellige Möglichkeiten aufzeigen, Angriffe von vornherein zu verhindern. Außerdem gibt es technische Alarmmöglichkeiten.

"Wir sehen all das eher im Sinne der Prävention" sagt Mittelstädt, der sich an etwa drei bis vier Vorfälle in 15 Jahren erinnern kann – verteilt auf alle fünf Geschäftsstellen, wohlgemerkt. In Wolfach gab es bislang keine Vorfälle.

Vor der Einführung des Sicherheitsdiensts habe es immer wieder entsprechende Vorschläge aus den Reihen der Mitarbeiter gegeben, wobei das Für und Wider immer wieder abgewogen wurde.

"Die Mitarbeiter fühlen sich sicherer", sagt Mittelstädt. Er schränkt aber gleich ein: "Wichtig ist die Betonung auf das Gefühl. Denn absolute Sicherheit gibt es nicht." Vielmehr vermindere der Sicherheitsdienst ein Restrisiko.

Nach der jüngsten Attacke in Rottweil will das LRA die Sicherheitsmaßnahmen nicht verschärfen. "Wir haben das Risiko bereits vermindert, so weit es geht", sagt Mittelstädt. Für Vorschläge vonseiten der Mitarbeiter ist er aber offen. Brächten diese neue Ideen ein, werde das Amt denen gerne nachgehen.

Sicherheitsdienst während der Öffnungszeiten vor Ort

Auch Klaus Vollmer, Leiter der Außenstelle Wolfach der KOA, berichtet vom Sicherheitsdienst, der während der Öffnungszeiten vor Ort ist. Dieser halte sich im Wartebereich auf und könne deeskalierend entgegenwirken, wenn die Stimmung angespannt ist. Schließlich träfen im Wartebereich ganz unterschiedliche Personengruppen aufeinander.

"Wir hatten in Wolfach noch keine Situation, in der er körperlich eingreifen musste", betont Vollmer und verweist auf die weiteren Vorkehrungen des LRA. Es gehe dabei vor allem um die Präsenz. Zudem werde den Mitarbeitern ein Sicherheitsgefühl vermittelt. "Ausschließen können wir solche Vorfälle nie ganz – aber die Mitarbeiter wissen, dass jemand im Haus ist", sagt er. "Früher hat man gedacht, so etwas passiert nur in großen Städten, jetzt gibt es auch Vorfälle ganz in der Nähe", so Vollmer. Die Mitarbeiter würden darum auch sensibler reagieren.

Es werde versucht, so viel Schutz wie möglich zu erreichen. "Ich wüsste auch nicht, was wir mehr machen könnten", sagt Vollmer. "Schließlich möchten wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und ihnen helfen."

Ein 58-Jähriger hat am vergangenen Donnerstag eine Mitarbeiterin des Rottweiler Jobcenters mit einem Messer attackiert. Die Frau wurde schwer verletzt. Der Bundestagsabgeordnete Peter Weiß (CDU) forderte einen besseren Schutz für Mitarbeiter der Jobcenter. Als Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales wolle er dies anregen.

Alles zur Messer-Attacke im Rottweiler Jobcenter auf unserer Themenseite.