Im Molerhiisli hat Stefan Schmitzer für die nächsten drei Monate seinen Arbeitsplatz aufgeschlagen. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtschreiber: Der Grazer Autor Stefan Schmitzer ist in Hausach angekommen und hat viel Arbeit im Gepäck

Der 24. Hausacher Stadtschreiber ist ins Molerhiisli eingezogen. Der Grazer Autor Stefan Schmitzer hat sich einen ganzen Berg Arbeit mitgebracht, will sich aber auch mit Lesungen und Workshops einbringen.

Hausach. Die Gitarre lehnt lässig in der Ecke, auf dem kleinen Küchentisch dampft der schwarze Tee. Hier im Gartengeschoss des Molerhiisli arbeitet und wohnt derzeit der Grazer Autor Stefan Schmitzer. "Solange, wie man mich haben will", sagt er und grinst. Am 15. Februar ist der Stadtschreiber und Gisela-Scherer-Stipendiat ins Molerhiisli eingezogen – und mit ihm ein ganzer Berg Arbeit.

Während der Schreibtisch mit Blick ins Grüne fast schon klinisch aufgeräumt ist, ist der Boden übersät von ordentlich aufgeschichteten Papierstößen und Büchern. "Ich nutze den Platz aus, um mich zu organisieren", sagt der österreichische Autor. Seine Zeit als Stadtschreiber in Hausach möchte er vor allem nutzen, um "viele kleine Baustellen" abzuarbeiten. Damit meint er unter anderem Vorarbeiten für Kritiken auf "fixpoetry" und Rezensionen.

Bis jetzt habe er Videos für eine Performance der ersten vier Gesänge der Ilias geschnitten. Außerdem sollen zwei Gedichtbände ihren letzten Schliff bekommen. Der erste, "Okzident-Express", soll im Frühjahr 2019 erscheinen. Ein weiteres Büchlein mit dem Titel "Boring River Notes" soll im Herbst erscheinen. Außerdem habe er sich Bücher zum Lesen mitgebracht – Rezensionsexemplare, das neue Buch von Didier Eribon und, wenn er dazu kommt, "Das Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch. "Das ist aber eher ein frommer Wunsch", sagt er und lacht. Für einige Termine kehrt er zwischendurch zurück nach Graz, ansonsten wolle er sein Arbeitspensum durchziehen

Distanz zu Österreich und dem Alltag

In Hausach sei er bereits ein "bissl gewandert", habe die Lesung von Joachim Zelter besucht und sei gespannt auf "Huse jazzt". Ihm gefalle die Kombination aus ländlichem Raum und Industrie, sagt er. Eine längere Wanderung sei bereits vorgemerkt, jetzt, wo die "richtigen Schuhe" da sind. Beim Besuch der Burg habe er nämlich schnell dazu gelernt: Treter mit Ledersohlen sind nicht das richtige Schuhwerk. Überhaupt sei die Luft besser als in Graz. Und die Distanz zu Österreich und dem Alltag sei gut.

Schriftsteller habe er schon immer werden wollen. Die Frage war, ob er an der Universität bleiben oder eben Autor werden solle. "Ich hatte das Glück, dass mein erstes Buch mit dem Ende meines Studiums erschien", so Schmitzer. Für andere Arbeit sei er völlig ungeeignet, sagt er und lacht. Er habe mal an einer Cocktailbar gearbeitet, erzählt er und schüttelt nur den Kopf. Auch für andere Formen der Literatur interessiere er sich, etwa für Fernsehserien oder Comics. Aber da fehle ihm der direkte Draht zur Bühne.

In der Begründung der Jury heißt es: "Irgendwann wird man sagen: Das ist ein Schmitzer." Was denn seiner Meinung nach ein Schmitzer sei? Der Autor lacht. Das könne er so genau gar nicht sagen. Er versuche, Texte zu schreiben, die nah an der Alltagssprache sind. "Aber ich behandele sie als Kunstsprache, indem ich sie zum Beispiel mit Rhythmus auflade." Dabei wolle er nicht nur Lyrik für Spezialisten schreiben. "Lustig, aber nicht unterkomplex", so sein Anspruch. Eine Antwort auf die Frage liefere vielleicht das Projekt eines Grazer Informatikers, überlegt der Autor. Dieser habe einem Computer beigebracht, Schmitzer zu imitieren – oder anders gesagt: Zu schreiben wie der Autor. "Deep Schmitzer" heißt das Projekt – in Anlehnung an "Deep Thought", dem Supercomputer aus dem Roman "Per Anhalter durch die Galaxis".

Schreibwerkstatt mit Schülern geplant

Sprachlich gesehen komme man damit überraschend weit, sagt Schmitzer. Nur die Inhaltsebene funktioniere nicht. Aus germanistischer Sicht habe er eine Tendenz zu langen Zeilen und Registerwechseln zwischen Theoriesprache, Alltagssprache und Popkulturreferenzen.

Auf seinem Terminplan steht auch eine Schreibwerkstatt mit Schülern des Robert-Gerwig-Gymnasiums. Im Vordergrund stehe dabei das Reden über Texte. "Die Schüler sollen merken, dass das Ich und der Text verschiedene Dinge sind", erklärt er. Und dass eine Kritik am Text kein persönlicher Angriff sei. Das Vehikel seien kurze lyrische Formen wie Haikus oder Elfchen. Übrigens habe er nicht den Eindruck, dass sich Jugendliche weniger mit Lyrik beschäftigen. In dem Moment, wo man ein Lied mitsinge, zitiere oder rappe, passiere Lyrikrezeption, sagt er. "Ob es sich dabei um Mörike oder Beyonce handelt, ist zweitrangig."

Stefan Schmitzer wurde 1979 in Graz geboren. Er studierte von 1999 bis 2006 Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Graz und Wien. Seine Lyrik ist geprägt von popkulturellen Elementen wie Songtexten und beeinflusst von Autoren der Beat Generation und deutschsprachigen Pop-Literaten.