Aus dem Vorstand des Deutschen Goethe-Instituts begrüßte Rainer Pollack die Gäste. "Kultur beginnt im Herzen jedes Einzelnen", befand der gebürtige Hausacher. So erzählte Pollack vom besonderen Eindruck, in eine kleine Stadt nach Hause zu kommen und gleichzeitig Teil von etwas inhaltlich Großem zu werden. Er schlug den Bogen zu den Stipendiaten, die ein Stück weit die Lebenskultur in Hausach kennenlernen würden und sie wieder hinaus in die Welt mitnähmen. "Man kann sich nur wünschen: Bitte mehr davon!", appellierte er. Das Thema "Sprachränder – Rändersprachen" weite den Blick für die Literatur, so Pollak, und ein vorurteilsfreier Blick sei im Moment wichtig und aktueller denn je.
Hermann oblag es, zusammen mit Doris Sistiaga-Thumm von der Thumm-Stiftung und Ulrike Wörner, Jurymitglied und stellvertretende Festivalleiterin, den mit 5000 Euro dotierten Preis an Rautenberg zu übergeben. Der junge Autor betonte: "Der Wert eines Gedichts bemisst sich darin, dass es Grenzen erweitert, die wir noch gar nicht gedacht haben." Die Kultur sei eine potenzielle Erweiterungsmaschine. Als regenerierende Kraft werde sie gebraucht und sollte so früh und breit wie möglich eingesetzt werden. "Lassen Sie uns die Zwei-Klassen-Gesellschaft von Kinderlyrik oder Nicht-Kinderlyrik überwinden und den frischen Wind nutzen, der durch die Literatur weht. Gedichte müssen gut sein – und aus der Ecke geholt werden." Mit einer Wort-Darbietung von den Sprech-Künstlerinnen Isabel Pickl Bermejo, Paula Scheschonka und Charlotte Schön wurde Rautenberg dann beschenkt.
Nach der Preisverleihung stand Nils Mohl, der zweite junge Mann des Abends, im Fokus. Gegenstand war dessen verfilmtes Jugendbuch "Es war einmal Indianerland" (2011). Im Literatur-Film-Gespräch mit der SWR-Moderation Anja Brockert erfuhren die Gäste Hintergründe zur Entstehung der Geschichte sowie den späteren Dreharbeiten. Dazwischen wurden Passagen von Schauspieler Stefan Wancura vorgelesen und die entsprechenden Sequenzen eingespielt. "Beim Film fehlen die Worte, um Szenen zu beschreiben. Dafür gibt es Bilder. Es ist quasi die Rück-Übersetzung", befand Mohl.
Zum zweiten Mal wurde der Leselenz-Preis der Thumm-Stiftung für junge Literatur vergeben. Arne Rautenberg durfte sich über die Auszeichnung freuen.
Die Laudatio auf ihn hielt Birgit Güde vom Freiburger Literaturhaus. "Er ist ein Dichter der furchtlosen Art, behauptet neue Jahreszeiten und erklärt Findlinge zu Gold." Rautenberg habe keine Berührungsängste und kenne keine Grenzen, so Güde.
Sein Stil: Mit Laut und Klang entwickle der Rhythmus bei Rautenberg eine eigene Ausdrucksart. Trippelnd, schnippelnd und Haken schlagend gehe es durch die Sprache. Rautenberg sei vernarrt in die Sprache und ihre Möglichkeiten. Dabei sei der Schriftsteller immer nah am Alltag der Kinder und Familien dran. "Er hat eine manische Sammelfreude an Flüchtigem wie Satzfetzen, trägt alles Mögliche und Unmögliche zusammen und bringt zusammen, was nicht zusammen passt", schwärmte Güde.
Kommentare
Artikel kommentieren
Bitte beachten Sie: Die Kommentarfunktion unter einem Artikel wird automatisch nach sieben Tagen geschlossen.